Einige Frauen entschließen sich während oder noch vor einer Schwangerschaft, anschließend keine weiteren Kinder mehr bekommen zu wollen. Zugleich werden viele Schwangerschaften heute mit einem Kaiserschnitt (Sectio caesarea) beendet. Hat eine Frau
wird sie möglicherweise für eine Folgegeburt eine Sectio wünschen. Die Schnittentbindung wird ebenfalls durchgeführt, wenn ansonsten eine schwierige Geburt droht, beispielsweise bei ungünstiger Lage des Kindes (wie Beckenendlage) oder besonders großem Kopf oder Körper des Kindes. In Fällen mit einer geplanten Sectio und dem Wunsch, nicht noch einmal schwanger werden zu wollen, bietet es sich an, zeitgleich mit dem Kaiserschnitt eine Sterilisation der Frau durchführen zu lassen.
Die Sterilisation selbst ist eine dauerhafte und sichere Alternative zu den üblichen Verhütungsmitteln. Viele Frauen möchten nach Abschluss ihrer Familienplanung das Thema Verhütung endgültig geregelt wissen. Gesundheitliche Probleme können ein weiterer Grund für eine Frau sein, sich sterilisieren zu lassen.
Doch Lebenspläne können sich ändern. Eine Refertilisation (Wiederherstellung der Empfängnisfähigkeit), bei der die Eileiter erneut durchgängig gemacht werden, ist kostspielig und ihr Ausgang ist ungewiss. Vielen Frauen bleibt dann nur noch der Versuch, durch künstliche Befruchtung nochmals schwanger zu werden. Dies gilt es vorab gründlich zu bedenken.
Die Kombination der Sectio (Kaiserschnitt) und der Sterilisation bietet zwei entscheidende Vorzüge:
Trotzdem sollten Frauen einen solchen Beschluss nicht übereilt fassen. Gründliche medizinische und psychologische Beratung sind in diesen Fällen wichtig. Steht die Entscheidung, kann sie im Mutterpass festgehalten werden. Die Frage nach einer Kostenübernahme muss ebenfalls im Vorfeld geklärt werden.
Nicht jede Sectio ist planbar. Spontane Geburtskomplikationen oder Erkrankungen von Mutter oder Kind können diese auch kurzfristig notwendig machen. Für diese Situation sollte die werdende Mutter sich vorsorglich ein Konzept überlegen. Dieses lässt sich in einer Patientenverfügung oder im Mutterpass niederlegen. Auf diese Weise lässt sich eine übereilte Sterilisation vermeiden.
Studien belegen, dass etwa zehn Prozent aller Mütter, die im Zuge einer Sectio sterilisiert wurden, später eine Refertilisation (Wiederherstellung der Fähigkeit, schwanger zu werden) wünschen. Demgegenüber bereuen nur fünf Prozent aller Frauen diesen Schritt, wenn er unabhängig von Geburt oder Kaiserschnitt sorgfältig geplant und ausgeführt wurde.
Bei der Sterilisation während des Kaiserschnitts werden die Eileiter entweder abgeklemmt oder per Elektrokoagulation („Verschweißung“) verschlossen. Somit kommt es zu keiner Befruchtung und keiner Einnistung einer Eizelle mehr. „Überzählige“ Zellen werden vom Körper einfach abgebaut und aufgenommen.
Auf dem Weg über den Kaiserschnitt ist eine Sterilisation einfach und mit sehr geringem weiterem Risiko durchzuführen. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff bestehen ein Entzündungs- und Blutungsrisiko.
Die Sterilisation hat einen hohen Pearl-Index: Eine bis zwei Schwangerschaften bei 1000 Frauen im Zeitraum eines Jahres sind im Rahmen des Möglichen. Dabei handelt es sich meist um eine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft, die nicht ausgetragen werden kann.
Hormonhaushalt und weiblicher Zyklus bleiben auch nach dem Verschluss von Eileitern (Tubenligatur) unverändert bestehen.
Nach einem Kaiserschnitt sollte die Frau genügend Zeit erhalten, sich auszuheilen. Laut WHO kann dies je nach Situation über ein Jahr in Anspruch nehmen. In dieser Phase sollte keine neue Schwangerschaft eintreten. Daher kommt der Verhütung eine hohe Bedeutung zu.
Der Kaiserschnitt bietet neben der Möglichkeit der Sterilisation eine Gelegenheit, eine alternatives und reversibles (umkehrbares) Verhütungsmittel einzusetzen. Diese Form der Langzeitverhütung (Gyn-CS®) wurde auf der Basis der altbekannten Kupferspirale entwickelt. Sie ist jedoch nicht starr, sondern besteht aus einem Faden, auf den Kupfer aufgesetzt wurde. Sie kann nach frühestens zwei Wochen nach der Operation, ansonsten jederzeit wieder entfernt werden. Verbleibt sie an ihrem Platz in der Gebärmutter, verhütet sie zwischen drei und zehn Jahren lang. Eine körperliche Beeinträchtigung ist durch die Kleinheit und Beweglichkeit sehr unwahrscheinlich. Im Gegensatz zu hormonellen Verhütungsmitteln nimmt die Frau keine Hormone auf und kann diese während der Stillzeit auch nicht ans Baby weitergeben. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,1 bis 0,5 (eine bis fünf Frauen von Tausend werden bei dieser Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger).
Weitere Alternativen für eine Langzeitverhütung sind die herkömmliche Kupferkette oder Kupferspirale, oder wahlweise eine Hormonspirale. Die Hormonspirale eignet sich durch ihre Gestagen-Freisetzung nicht für stillende Mütter. Die Kupferspirale kann etwa drei Monate nach dem Kaiserschnitt eingesetzt werden.
pro familia, Margret Heider – Sterilisation: Verhütungsmethoden: https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Reihe_Verhuetungsmethoden/Bro_Sterilisation_131018.pdf (online, letzter Abruf: 02.07.2020)
Kaiserschnitt-Ratgeber – Sterilisation beim Kaiserschnitt und Sterilisationsalternativen: http://www.kaiserschnitt-ratgeber.de/kaiserschnitt-methoden/sterilisation-kaiserschnitt/ (online, letzter Abruf: 02.07.2020)
Focus Online, Nicole Hery-Moßmann – Sterilisation nach Kaiserschnitt: Kosten und weitere Infos: https://praxistipps.focus.de/sterilisation-nach-kaiserschnitt-kosten-und-weitere-infos_98503 (online, letzter Abruf: 02.07.2020)
aktualisiert am 02.07.2020