Eine Sterilisation, die sogenannte Tubenligatur, lassen Frauen aus unterschiedlichsten Gründen durchführen. Gesundheitliche Probleme, die beim Austragen oder Gebären eines Kindes zu erwarten sind, zählen dazu. In anderen Fällen gehen die Patientinnen davon aus, dass ihre Familienplanung abgeschlossen ist. Oft möchten gerade jüngere Frauen das Thema Verhütung ein für alle Mal regeln.
Doch von dieser Gruppe bereuen später zwischen fünf und zehn Prozent die Tubenligatur (so der medizinische Name für die Sterilisations-OP). Ein neuer Partner, eine Veränderung der Lebenssituation etwa führen dazu, dass Frauen sich über eine Refertilisation Gedanken machen. Dabei handelt es sich um einen Eingriff, der die Eileiter wieder durchgängig macht. Etwa ein Prozent der in Deutschland sterilisierten Frauen entschließt sich zu dieser Operation.
Die Behandlung ist identisch mit der Vorgehensweise etwa bei verklebten Eileitern nach chronischen Entzündungen oder anderen Erkrankungen.
Der Eingriff ist aufwändig und teuer. Eine Vollnarkose ist zwingend erforderlich, ebenso ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt. Es bestehen die üblichen Risiken einer Vollnarkose, beispielsweise
Der Eingriff selbst kann Komplikationen nach sich ziehen wie
Gelegentlich vernarben die Eileiter nach dem Eingriff erneut. Die Frau bleibt unfruchtbar. Das Risiko einer Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft steigt außerdem.
Voruntersuchungen klären ab, ob eine Refertilisation Aussichten auf Erfolg hat. Die Patientin sollte beispielsweise gesundheitlich in der Verfassung sein, eine Vollnarkose gefahrlos durchzustehen.
Entscheidend ist auch die Länge der Eileiter: Mindestens vier Zentimeter „Material“ sollte vorhanden sein.
Eines zeigt sich leider erst im Operationssaal: Ist durch die Tubenligatur (Sterilisation) oder vorangegangene Erkrankungen zu viel Narbengewebe an den Enden entstanden, sinken die Erfolgschancen.
In Vollnarkose wird entweder mit einem Schnitt die Bauchdecke eröffnet oder es wird die minimalinvasive Methode angewandt: Dabei wird über den Nabel ein Instrument zur Bauchspiegelung (Laparoskop) eingeführt. Die getrennten, abgebundenen oder verödeten Enden der Eileiter werden wieder verbunden und durchgängig gemacht. Narbengewebe gilt es zuvor zu entfernen. Noch während des Eingriffs kann der Operateur prüfen, ob die Eileiter wieder durchgängig sind.
In einer gynäkologischen Klinik oder bei sehr erfahrenen und spezialisierten Chirurgen sind die Erfolgsaussichten einer Refertilisation recht gut. Fairerweise werden Risiken und Chancen bereits in der Vorab-Beratung und bei den Voruntersuchungen so weit wie möglich geklärt.
Erfolg bedeutet in diesem Fall: Eine Frau empfängt ein Kind und trägt es ordnungsgemäß aus. Sie durchlebt auch keine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft, die in spontanem Abort (Fehlgeburt) endet oder auf medizinischem Wege abgebrochen werden muss.
Die Möglichkeit einer natürlichen, gesunden Schwangerschaft schwankt nach dem Eingriff zwischen 30 und 70 Prozent. Wird die Operation per Bauchschnitt durchgeführt, scheinen die Chancen höher zu liegen als bei der minimalinvasiven Variante mit Laparoskop.
Diese Risikofaktoren stehen dem Gelingen einer Refertilisation entgegen:
Frauen, die eine Refertilisation planen, müssen mit Kosten zwischen 2000 und 5000 Euro rechnen. Darin sind Vor- und Nachuntersuchungen, Krankenhaustage, Anästhesie (Narkose) und die OP selbst enthalten.
Ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt, ist von der Situation abhängig und muss ebenfalls vorab geklärt sein. Eine selbst gewünschte Sterilisation rückgängig zu machen, müssen Patientinnen in jedem Falle selbst finanzieren.
Gelingt die Refertilisation nicht, ist dennoch eine Schwangerschaft möglich. Allerdings ist dazu eine IVF notwendig, eine In-Vitro-Fertilisation. Dabei werden Eizellen entnommen und im Reagenzglas befruchtet. Maximal drei dieser Eizellen werden anschließend in die Gebärmutter übertragen. Die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft liegen in diesem Fall bei unter 30 Prozent. Mehrlingsgeburten können vorkommen.
Eine Sterilisation sollte stets als ein endgültiger Schritt betrachtet und erwogen werden. Bei sehr jungen Frauen oder nach einer schweren Geburt wird die Entscheidung für eine Tubenligatur oft voreilig getroffen. Entsprechend groß ist später die Reue.
Eine Refertilisation ist möglich, birgt jedoch zahlreiche Risiken und keine Garantie, doch noch auf natürlichem Wege Kinder zu bekommen. Die Prozedur ist hingegen eine echte Chance für Frauen, die krankheitsbedingt verschlossene Eileiter haben.
pro familia, Margret Heider – Sterilisation: Verhütungsmethoden: https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Reihe_Verhuetungsmethoden/Bro_Sterilisation_131018.pdf (online, letzter Abruf: 02.07.2020)
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9monate, Karin Wunder – Refertilisation bei der Frau: https://www.9monate.de/kinderwunsch-familienplanung/kinderwunsch/refertilisation-bei-der-frau-id160409.html (online, letzter Abruf: 02.07.2020)
aktualisiert am 02.07.2020