Ein Stent ist ein kleines, röhrenförmiges Drahtgeflecht, das in Blutgefäße eingebracht wird, um diese von innen offen zu halten. Bislang wurden sie in der Herzchirurgie verwendet, um einen erneuten Herzinfarkt durch verstopfte Gefäße zu verhindern. Seit mehr als 10 Jahren werden Stents auch im Gehirn verwendet, um das Risiko eines Schlaganfalls zu vermindern. Schlaganfälle entstehen, wenn das Blut nicht mehr ins Gehirn kommt, weil die zuführenden Gefäße zu mehr als 70 Prozent verengt sind. Da die Gefäße im Gehirn deutlich kleiner und enger als im Herzen sind, werden die Stent für das Gehirn sehr viel elastischer hergestellt, meist aus einer gummiartigen Titan-Nickel-Legierung. Sie werden über einen Katheter (Kunststoffröhrchen) in das betroffene Gefäß gebracht und entfalten sich dort von selbst. So drücken sie Verkalkungen (Atherosklerose) an die Gefäßwand und das Blut kann wieder besser ins Gehirn fließen.
Die Überlegung einen Patienten mit einem Stent zu versorgen gibt es immer dann, wenn es bei einem Patienten zu einem Schlaganfall kommen kann. Zur Risikogruppe zählen Übergewichtige, Bluthochdruckpatienten, Raucher, Alkoholiker und Diabetiker. Eine Anwendung macht aber nur bei Menschen Sinn, die schon einmal einen Schlaganfall hatten, oder bei denen die Gefäße stark verkalkt sind. Vor Allem bei Menschen mit Verengungen der Halsschlagader ab 70 Prozent ist es wahrscheinlich, dass 23 Prozent von ihnen im darauf folgenden Jahr einen Schlaganfall erleiden. Und das, obwohl blutverdünnende Medikamente eingenommen werden. Weiterhin hilft ein Stent bei Patienten, die eine Aussackung (Aneurysma) in einer Gehirnarterie haben. Diese Aussackung kann zum Riss des Gefäßes führen und der Patient kann schnell verbluten. Daher muss diese Aussackung überbrückt werden, was mit einem Stent in kurzer Zeit zu lösen ist.
Über die Jahre setzen sich all die Schadstoffe, die im Blut kreisen an den Gefäßwänden ab. Die Gefäßinnenhaut bildet sogenannte Plaques (Plättchen) die aus Rückständen von Zucker, Fett, Alkohol und Nikotin bestehen. Diese Plaques sitzen besonders gern an Stellen, wo Gefäße schon enger sind. Ist der Blutfluss irgendwann so stark durch diese Verengung behindert, dass nicht mehr genug Blut ins Gehirn gelangt, kommt es zu Ausfallerscheinungen. Je nach Region betreffen sie die Sprache, das Gehör, es kann zu Bewegungsstörungen kommen oder zu Erinnerungslücken. Es gibt aber auch einen großen Teil Schlaganfälle, die gar nicht bemerkt werden, weil kein wichtiges Zentrum im Gehirn betroffen ist. Um die Möglichkeit eines Schlaganfalls zu verhindern, sollte bei den Risikopatienten (Übergewichtige, Raucher, Alkoholiker und Diabetiker) regelmäßig die Durchgängigkeit der Gefäße per Ultraschall überprüft werden.
Vor dem Einsatz eines Stent müssen verschiedene Dinge überprüft werden: zum Beispiel werden die Gefäße auf Durchgängigkeit überprüft, meist mit Ultraschall, selten noch im MRT (Magnetresonanztomograph). Falls die Verengung an einer Gefäßverzweigung liegt, muss ein passender Stent ausgewählt werden um den Blutfluss in beide Richtungen offen zu halten. Länger als 14 Millimeter darf die Gefäßenge nicht sein. Es kommt nur dann zum Einsatz eines Stent, wenn der Blutfluss im Gehirn durch Medikamente nicht mehr verbessert werden kann. Weitere Voraussetzungen sind ein Gefäßdurchmessser von mindestens 2 Millimeter und eine Einengung um mindestens 50 Prozent.
Zunächst wird der Katheter, ein dünnes, flexibles Plastikrohr, in die Leistenarterie geschoben. Dazu wird die Region lokal betäubt, außer einem Stich merkt der Patient meist nichts. Der Katheter wird durch die große Arterie bis auf die Höhe der Verengung geschoben. Im ersten Schritt wird die Verengung mit einem Ballon aufgedehnt. Ist die Dehnung ausreichend erfolgt, wird die Luft aus dem Ballon gelassen und er wird zurück gezogen, der Katheter verbleibt aber an der Stelle. Er dient jetzt dem Stent als Führungsdraht. In einem zweiten Schritt wird der Stent an der richtigen Stelle positioniert und freigesetzt wo er sich selbst entfalten kann und somit die Verkalkungen in die Gefäßwand drückt. Durch diesen Eigendruck kann er sich nicht mehr bewegen. Im Laufe der Jahre überwächst ihn eine dünne Schicht der Gefäßinnenhaut, er wird so vollkommen in das Gefäß integriert.
Nutzt man einen Stent zur Ausschaltung einer Aussackung (Aneurysma), wird der Stent über die Aussackung gesetzt und diese durch ihn durch mit einem Material gefüllt, dass die Blutplättchen zum Verschluss anregt. So fließt das Blut schließlich wieder in „gerader Bahn". Der ganze Eingriff dauert selten länger als eine Stunde, das Einsetzen des Stent ist meist nach 15 Minuten geschafft.
Der Einsatz des Stent erfolgt in speziellen Katheterlaboren. Der Patient darf am Tag des Eingriffes nicht aufstehen, da er einen Druckverband bekommt, um den Blutfluss an der Einstichstelle der Leiste zu stoppen. Die Lage des Stent wird während des Eingriffs überprüft, und so kann der Patient in der Regel am nächsten Morgen das Krankenhaus verlassen.
Eine mögliche Komplikation kann ein Abgehen der Gefäßverkalkung sein. Die Plättchen können ins Gehirn wandern und dort an einer anderen Stelle den Blutfluss stoppen, es kann zum Schlaganfall kommen. Dies geschieht aber sehr selten, und es kann sofort eingegriffen werden. Ein größeres Problem stellt das Wiederzuwachsen des Stent dar. Durch die gefäßähnlichen Eigenschaften des Stentmaterials wächst er in die Gefäßwand ein- was erwünscht ist, aber bei übermäßigem Wachstum wieder zu Verengungen führen kann. Ist das Material aber nur aus Metall, kann es passieren, dass der Stent als fremd erkannt und abgestoßen wird. Daher wird weiterhin an der bestmöglichen Beschichtung geforscht.
Bereits jetzt wurde in Studien gezeigt, dass die schonende Aufdehnung der Verengung durch den Ballon zu weniger erneuten Verschlüssen führt als das alleinige Einsetzen des Stent. In Heidelberg wurde in der Neuroradiologie eine Studie durchgeführt, in die Patienten aufgenommen wurden, die schon einmal leichte Schlaganfälle erlitten hatten. Als die Studie begann, waren im Mittel 75 Prozent des Gefäßdurchmessers einer Hirnarterie durch Ablagerungen (Atherosklerose) verengt. Ein halbes Jahr nachdem ein Stent implantiert worden war, war der Durchmesser nur um 28 Prozent verengt. Nur bei 7,5 Prozent kam es zu einer Wiedereinengung im Bereich des Stent. Das sind gute Voraussetzungen für das Ziel, dem Schlaganfallpatienten ebenso gut helfen zu können wie dem Herzinfarktpatienten. Wichtige Voraussetzung ist bei beiden aber nach wie vor das rechtzeitige Erreichen eines Krankenhauses mit Katheterlabor.
Letzte Aktualisierung am 15.12.2020.