Eine der möglichen Komplikationen nach einer Steigbügel-Operation ist das Verrutschen des Implantats. Dabei handelt es sich jedoch um eine seltene Folge dieser Operation bei der Erkrankung Otosklerose.
Die Steigbügel-Operation (Stapes-Plastik) ist durch zwei Verfahren möglich: die Stapedotomie und die Stapedektomie. Bei der Stapedektomie wird die ganze Steigbügelplatte mitsamt Steigbügel entfernt und durch ein Implantat ersetzt. Inzwischen wird meist aber die Stapedotomie vorgenommen, bei der mit einem Bohrer oder einem Laser ein feines Loch in die festsitzende Steigbügelplatte gebohrt wird, in welches das Implantat genau eingeführt wird. Nach beiden OP-Varianten kann es vorkommen, dass das Implantat nicht mehr an der richtigen Position liegt.
Bei Patienten, die ein verschobenes Steigbügel-Implantat haben, lässt sich dafür nicht immer eine genaue Ursache festmachen. Große Druckunterschiede, wie sie beim Tauchen auftreten können, können zu einer Verschiebung des künstlichen Steigbügels führen. Unfälle, die das Ohr betreffen, oder Entzündungen im OP-Bereich sind als Ursachen ebenfalls denkbar.
Eine weitere mögliche Ursache ist ein Absterben von Gewebe am Amboss (Incus-Nekrose oder Erosion). Der Amboss ist ein weiterer Gehörknöchelchen, an dem der Steigbügel sitzt beziehungsweise das Steigbügel-Implantat festgemacht ist. An der Stelle kann es zu Schädigungen des Gewebes und damit zu einer Instabilität des Amboss kommen.
Die Verschiebung kann in das Mittelohr hinein, unter anderem nach außen hin, geschehen (Subluxation beziehungsweise Lateralisation) oder die Prothese rutscht zu tief in die Öffnung hinein oder heraus. Ein weiteres Problem kann eine zu kurze Prothese sein. Diese kann vor allem bei einer Stapedotomie auftreten.
Die Fehllage (Dislokation) kann sich unmittelbar nach der OP bemerkbar machen, in wenigen Fällen aber auch nach Jahren auftreten. Ist das Implantat verrutscht oder liegt an einer falschen Stelle, dann ist eine erneute Operation notwendig, wenn das Hören wieder verbessert werden soll.
Die Prothesen-Fehllage führt dazu, dass die Schallleitungsstörung sich wieder verstärkt und der Patient auf dem Ohr schlecht hört. Die Schallübertragung über die Gehörknöchelchenkette ist beeinträchtigt. Das Innenohr ist meist nicht miteinbezogen. In einigen Fällen kommt es durch die Dislokation allerdings zu einer Schädigung des runden oder des ovalen Fensters der Hörschnecke (Cochlea). Die Strukturen im Innenohr können in Mitleidenschaft gezogen werden. Damit ist ein permanenter Hörverlust, der das Innenohr betrifft, nicht auszuschließen. Ebenfalls ist eine dauerhafte Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns möglich.
Ist das Ergebnis nach der Steigbügel-OP nicht zufriedenstellend beziehungsweise besteht der Verdacht auf ein Verrutschen des Implantats, dann kann eine Computertomographie (CT) hilfreich sein. Auf dem Bild lässt sich die Verschiebung (Dislokation) meist gut erkennen. Die Verlagerung des Implantats muss unterschieden werden gegenüber anderen Komplikationen wie neuen Osteosklerose-Stellen, die das Implantat an der Beweglichkeit hindern.
Bei der erneuten Operation (Revision) entscheidet der erfahrene Arzt das Vorgehen individuell nach dem Befund im Ohr. Die Prothese wird gerichtet oder eine neue Prothese wird eingesetzt. Weitere Maßnahmen können erforderlich sein wie beispielsweise eine Rekonstruktion von Teilen des Amboss-Knochens, falls dieser geschädigt sein sollte. Die Erfolgsaussichten sind bei der erneuten OP schlechter als bei der ersten, dennoch kann bei vielen Patienten eine Verbesserung des Hörens erreicht werden.
Um Komplikationen wie eine Dislokation des Steigbügel-Implantats zu verhindern, ist es für Patienten wichtig, die Verhaltenshinweise zu beachten. Operierte sollten
Treten im Verlauf nach der OP Schmerzen im Ohr oder eine stärkere Verschlechterung des Hörens ein, dann sollten sich Betroffene beim Arzt vorstellen.
https://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/03/04H086/t3.pdf
https://www.researchgate.net/publication/226276550_Stellenwert_der_CT-Diagnostik_vor_Revisions-Stapedotomien
https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/40995/1/diss_schmid_philipp.pdf
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20601918
aktualisiert am 18.06.2018