Bei einer Stauungspapille kommt es zu einer Schwellung der Papille (genauer des Sehnervenkopfes) durch einen erhöhten Druck innerhalb des Schädels. Bei dauerhaft erhöhtem Hirndruck verändert sich das Sichtfeld und es kann unbehandelt zu bleibenden Schäden des Sehnerves und des Gehirns kommen.
Das Auge ist aus drei Schichten aufgebaut, der äußeren Augenhaut (mit Lederhaut und Hornhaut), der mittleren Augenhaut (mit Regenbogenhaut, Ziliarkörper und Aderhaut) und der inneren Augenhaut (Netzhaut). Die innerste Schicht des Augapfels, die sogenannte Netzhaut, besteht aus spezialisiertem Nervengewebe. Wenn Licht durch die Hornhaut, die Linse und den Glaskörper dringt, wird es in Zellen der Netzhaut in elektrische Impulse umgewandelt und über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet.
Die Stelle, an der die Nervenfasern der Netzhaut zusammentreffen und als Sehnerv das Auge verlassen, ist die Papille. Hier befinden sich keine lichtempfindlichen Zellen, daher wird diese Stelle am Augenhintergrund auch blinder Fleck genannt. Im Prinzip müsste die Papille ständig als schwarzer Fleck wahrgenommen werden, aber das Gehirn kann die fehlende Information ausgleichen. Neben dem Sehnerv treten im Bereich der Papille die Blutgefäße zur Versorgung der Netzhaut hervor.
Eine Stauungspapille bezeichnet eine Schwellung der Papille, der Stelle im Auge, an der der Sehnerv austritt und von hier zum Gehirn führt. Durch die kleine Durchtrittsstelle besteht also eine direkte Verbindung vom Auge zum Gehirn. Mit dem Sehnerv führen außerdem kleine Blutgefäße durch die Papille.
Eine Stauungspapille entsteht bei Erkrankungen, die zu einem erhöhten Hirndruck führen. Die Blutgefäße können sich aufstauen. Dadurch tritt vermehrt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen aus und sammelt sich im Gewebe der Papille an (ein Ödem bildet sich). Die Papille wölbt sich oft deutlich hervor, was der Augenarzt beim Blick in das Augeninnere erkennen kann. Meist sind beide Augen von der Stauungspapille betroffen, da beidseits ein Sehnerv zum Gehirn führt.
In dem Raum innerhalb des Schädels, in dem sich das Gehirn befindet, besteht immer ein gewisser Druck (auch intrakranieller Druck). Dieser kann sich erhöhen, wenn das Gehirn größer wird oder eine Erkrankung ein erhöhtes Volumen im Kopf einnimmt. Durch die umgebenden Schädelknochen kann der Inhalt sich jedoch nicht ausweiten, der Druck im Gehirn steigt. Folgende Erkrankungen führen zu einem erhöhten Gehirndruck und damit zur Entstehung von Stauungspapillen:
Zu Beginn der Erkrankung stehen die Symptome des erhöhten Hirndrucks im Vordergrund. Betroffene leiden unter Kopfschmerzen, Erbrechen und Übelkeit. Die Sehkraft ist zunächst nicht eingeschränkt.
Erst bei dauerhaft erhöhtem Hirndruck und zunehmender Schwellung verändert sich die Sicht des Patienten. Das kann sich durch Beschwerden äußern wie:
Der erhöhte Hirndruck kann sowohl den Sehnerv als auch das Gehirn fortschreitend schädigen.
Bei plötzlich auftretenden Sehstörungen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Die Symptome, über die der Patient im Untersuchungsgespräch (Anamnese) berichtet, geben Hinweise auf die Stauungspapille und den hohen Hirndruck. Mit Hilfe eines sogenannten Ophthalmoskops (Augenspiegel) kann der Augenarzt den Augenhintergrund, also die Netzhaut und Papille, betrachten.
Um die Ursache der Schwellung der Papille herauszufinden, können computertomographische (CT) oder magnetresonanztomographische (MRT) Untersuchungen zur Darstellung des Gehirns folgen.
Zu Messung des Gehirndrucks wird eine Sonde in das Gehirn oder den umgebenden Raum eingeführt. Wenn dieses Verfahren nicht durchführbar ist, kann alternativ mittels Ultraschall der den Sehnerv umgebende, mit Nervenwasser gefüllte Raum (sogenannte Sehnervenscheide) beurteilt werden. Normalerweise ist dieser etwa fünf bis sieben Millimeter groß und bei erhöhtem Hirndruck entsprechend vergrößert. Zum Vergleich werden Messschablonen herangezogen. Die Ultraschalluntersuchung erfolgt seitlich von außen bei geschlossenem Auge und ist für den Patienten schmerzfrei und ungefährlich. Gleichzeitig kann der Arzt in der Ultraschalluntersuchung gegebenenfalls die Ursache der Stauungspapille erkennen.
Die Stauungspapille kann völlig ohne Schmerzen verlaufen. Daher ist es sehr wichtig, bei plötzlich auftretenden Sehstörungen, besonders wenn sie zusammen mit Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen auftreten, umgehend einen Arzt aufzusuchen.
Ziel der Behandlung ist eine rasche Senkung des Hirndrucks, um bleibende Schäden des Sehnervs und des Gehirns zu verhindern. Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Häufig ist eine Behandlung auf der Intensivstation und eine Beatmung des Patienten notwendig.
Raumfordernde Prozesse (Abszesse, Tumoren) werden meist operativ entfernt. Unterstützend oder zur Erstbehandlung erhalten die Patienten meist Glucocorticoide (Cortison) mit entzündungshemmender, immunmodulatorischer (das Immunsystem verändernder) und abschwellender Wirkung. Bakterielle Entzündungen werden mit Antibiotika behandelt.
Patienten mit Bluthochdruck erhalten blutdrucksenkende Mittel und Medikamente zur Entwässerung.
Wenn mit genannten Maßnahmen keine ausreichende Senkung des Hirndrucks erreicht werden kann, ist ein chirurgischer Eingriff nötig. Der Schädel wird eröffnet, um den Druck ablassen zu können.
Um bleibenden Schäden des Sehnerven, einer Sehschwäche und einer Schädigung des zentralen Nervensystems vorzubeugen, sollten Betroffene bei plötzlich eintretenden Sehstörungen immer einen Arzt aufsuchen. Nur wenn der erhöhte Hirndruck umgehend gesenkt und der Sehnerv entlastet wird, kann dies verhindert werden.
MSD Manual, James Garrity – Stauungspapille: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/augenkrankheiten/krankheiten-des-sehnervs/stauungspapille (online, letzter Abruf: 30.07.2020)
FOCUS Gesundheit Arztsuche, Katharina Kunzmann – Stauungspapille: https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/was-ist-eine-stauungspapille-und-wie-wird-sie-behandelt (online, letzter Abruf: 30.07.2020)
DGNC, Dr. med. M. Söhle – Intrakranieller Druck: https://www.dgnc.de/gesellschaft/fuer-patienten/intrakranieller-druck/ (online, letzter Abruf: 30.07.2020)
aktualisiert am 30.07.2020