Seit Ende der 1960er Jahre werden Patienten vermehrt Endoprothesen (künstliche Gelenke) zum Ersatz des Sprunggelenks eingepflanzt. Um die Beweglichkeit des Fußes zu erhalten, sind drei Teile nötig, die als Ganzes die Prothese bilden. Der untere Teil des Sprunggelenks, das Sprungbein, wird mit einer Metallplatte überzogen, die sich durch kleine Stifte und eine spezielle Beschichtung fest am Knochen anlagert und mit der Zeit einwächst. Diese Methode wird zementfreie Verankerung genannt. Den oberen Teil des Gelenks bildet ein Metallüberzug des Schienbeins. Zwischen diesen beiden Komponenten liegt ein Polyethylenkern, der das reibungsfreie Gleiten innerhalb der Sprunggelenksprothese ermöglicht.
Schäden im Sprunggelenk können zu Schmerzen und deutlicher Bewegungseinschränkung führen und deshalb eine Operation erfordern. Den Schäden des Gelenks liegt häufig ein Gelenkverschleiß (Arthrose) zugrunde. Gelenkrheuma (rheumatoide Arthritis) und weitere Arten der Gelenkentzündung und -erkrankung können ebenfalls das Sprunggelenk so schädigen, dass ein Gelenkersatz in Erwägung gezogen wird. Nach dem Einsatz einer Prothese, aber auch nach einer Sprunggelenksversteifung können die Entzündungen abheilen und die Schmerzen verschwinden. Auch Unfallopfer, deren Sprunggelenk von einer Verletzung betroffen ist, können vom Einbau einer Prothese profitieren, da oftmals die Versteifung des Sprunggelenks die einzige Behandlungsalternative ist.
Hauptsächlich ist der Einsatz der Prothese in das Sprunggelenk für Menschen ab 50 Jahren gedacht. Ob die Prothese oder die Versteifung (Arthrodese) gewählt wird, hängt unter anderem von den körperlichen Aktivitäten ab, die der Patient damit nachgehen will. Sportarten, die keine allzu große Belastung erfordern, wie Ski, Radfahren oder Walken, können mit der Sprunggelenksprothese uneingeschränkt ausgeführt werden. Bei zu starker Belastung kann es auf die Dauer dagegen wie auch bei Hüft- oder Kniegelenksprothesen zu Lockerungen der Implantate kommen. Menschen, die z. B. schwere körperliche Arbeit verrichten, wird die Sprunggelenksprothese eher nicht empfohlen. Bei diesen Personen kommt eher eine Versteifung in Frage.
Vor dem Einsatz einer Prothese müssen verschiedene Dinge überprüft werden. Beispielsweise werden Gelenkfehlstellungen der Beine und Füße bestimmt und gegebenenfalls vorher ausgeglichen, da nur so ein korrekter Sitz der Prothese möglich ist. Mithilfe von Röntgenaufnahmen und MRT (Magnetresonanztomographie/Kernspintomographie) wird auch überprüft, ob die Knochenstruktur dicht genug ist, um der Prothese Halt zu geben, und ob der Bandapparat intakt ist. Die Gefäße werden auf Durchgängigkeit überprüft, damit die Wunde gut und schnell verheilen kann.
Die Operation wird oft in regionaler Betäubung vorgenommen, da sie im Vergleich zur Vollnarkose den Kreislauf des Patienten weniger stark belastet. Entweder wird dabei nur das betroffene Bein betäubt oder beide Beine durch die Rückenmarksanästhesie. Auf dem Fußrücken wird ein langer Hautschnitt gesetzt, die Sehnen und Muskeln werden dann zur Seite gelegt, bis der Operateur den Gelenkspalt sieht. Die Gelenkkapsel wird eröffnet und der Operateur beginnt mit den Vorbereitungen zum Einbau der Prothese. Bereits vor der Operation wird anhand der Aufnahmen des Gelenks berechnet, wie viel vom Knochen abgetragen werden muss. Hierbei geht der Operateur sehr sparsam vor, um den Knochen zu schonen und um möglichst viel Fläche für ein späteres Auswechseln der Prothese oder eine Versteifung zu belassen. Mithilfe verschiedener Winkelinstrumente wird der optimale Sitz der Prothese bestimmt und über eine Röntgenaufnahme während der Operation überprüft. Wichtig für den Erfolg der Operation ist es, den Bandapparat um das Gelenk herum möglichst straff zu halten. Die ganze Operation dauert im Schnitt etwa 90 bis 120 Minuten.
Der Patient liegt in der Regel fünf bis sieben Tage stationär im Krankenhaus. Bereits am ersten Tag kann er nach der Operation mit Hilfe aufstehen. Der Patient bekommt eine abnehmbare Schiene, um das Gelenk zu stützen. Am zweiten Tag nach der Operation wird das Bein mit der Schiene einmalig kontrolliert voll belastet. So werden die einzelnen Teile der Prothese noch einmal fest in den Knochen gedrückt. Der Aufenthalt im Krankenhaus dient dazu, die erste Wundheilungsphase unter möglichst sterilen Bedingungen zu begleiten, da Entzündungen und Infektionen in einem Gelenk eine sehr unangenehme und lange Therapie mit Antibiotika erfordern können. Der Patient erhält eine genau abgestimmte Schmerztherapie, eine Hochlagerung des Beines und eine regelmäßige Massage (Lymphdrainage). So kann die Schwellung langsam abheilen.
Da die Prothese zum Einwachsen in den Knochen Zeit benötigt, darf der Patient in den ersten zwei Wochen nach der Operation nur ganz vorsichtig aufstehen und gehen und muss Gehhilfen und einen speziellen Schuh benutzen. So wird ein Umknicken verhindert. Nach dieser Zeit kann der Patient wieder beginnen, unter Vollbelastung umherzugehen. Natürlich sollte er sich und sein frisch operiertes Gelenk dabei noch schonen. Bis zu sechs Wochen sollte er sich dafür Zeit nehmen. Regelmäßige Lymphdrainage und spezielle Krankengymnastik helfen dabei, sich an die neue Sprunggelenkprothese zu gewöhnen. Da die Wundheilung langsam erfolgt, ist auch hier eine regelmäßige Kontrolle zu empfehlen. Die Fäden werden in der Regel am zwölften Tag nach der Operation gezogen. Die weitere Betreuung des Patienten kann nach dem stationären Aufenthalt in einer Reha-Klinik erfolgen.
Schon während der Operation wird der Sitz der Prothese mit einer Röntgenaufnahme überprüft. Eine weitere Aufnahme wird vor der Entlassung aus der stationären Behandlung gemacht, um eventuelle Unstimmigkeiten frühzeitig zu beheben. Eine enge Kontrolle verspricht Erfolg. Sechs und zwölf Wochen nach der Operation und dann noch einmal sechs Monate später werden Aufnahmen gemacht. Im Rahmen der klinischen Kontrolluntersuchungen sollten dann jährlich Röntgenuntersuchungen durchgeführt werden.
Generell sind Komplikationen selten, wenn sorgfältig und steril gearbeitet wird. Dennoch kann es zu Komplikationen kommen, eine der häufigsten ist die verzögerte Wundheilung oder die Infektion des Sprunggelenks. Durch das Arbeiten am Knochen kann es in seltenen Fällen zum Bruch umliegender Knochenstrukturen wie der Knöchelgabel kommen. Probleme bei der Wundheilung über der Sprunggelenksprothese können auch zu starken Schwellungen des gesamten Unterschenkels führen. Als Spätfolge ist es möglich, dass die Beweglichkeit des Sprunggelenks doch verloren geht oder sich die Prothese lockert oder tiefer in den Knochen einsinkt. Dann ist ein Wechsel der Prothese oder eine Versteifung des Gelenks nötig.
Für viele Orthopäden ist die Versteifung des Sprunggelenkes noch immer die beste Methode, um den Patienten von Schmerzen zu befreien. Dabei wird mit Metallplatten und Schrauben die Beweglichkeit komplett ausgeschaltet. Entzündete Gelenke können so ausruhen und der Patient hat weniger Beschwerden. Doch die Bewegungseinschränkung ist nicht zu vernachlässigen. Das Abrollen ist ein wichtiger Teil der Bewegung beim Gehen - fällt diese Bewegung weg, verändert sich das ganze Gangbild des Patienten, es ist nicht mehr gleichmäßig. Das andere Problem sind die angrenzenden Strukturen: Wird ein Gelenk versteift, so kommt mehr Belastung auf die umliegenden Knochen zu und diese verschleißen dann schneller. Im Endeffekt hat der Patient zwar erst einmal Ruhe, hat aber mit späteren Beschwerden zu kämpfen. Die Beweglichkeit mithilfe einer Prothese zu erhalten, ist also eine sinnvolle Erfindung, über die nachgedacht werden kann.
Allzu lange werden die Sprunggelenk-Prothesen des heutigen Standards noch gar nicht verwendet, allerdings doch schon lange genug, um in Untersuchungen zeigen zu können, dass Sprunggelenk-Prothesen anderen (z. B. Hüft- oder Knieprothesen) in ihrer Haltbarkeit sehr nahe kommen. Man kann davon ausgehen, dass sie etwa 15 Jahre halten. Eine Wechseloperation ist durch das sehr sparsame Reduzieren des vorhandenen Knochens meist machbar. Eine Versteifung des Gelenks ist als Notlösung immer möglich.
aktualisiert am 15.12.2020