Prof. Keshmiri: Der Begriff „Knick-Senk-Spreizfuß“ bezeichnet eine Fußfehlstellung, die sich aus der Kombination mehrerer Krankheitsbilder zusammensetzt. So kommt es bei der kombinierten Fehlstellung neben dem Einknicken des Rückfußes bzw. der Verse (Knickfuß) auch zu einem Abflachen des Fußlängsgewölbes (Senkfuß) sowie dem Einsinken des Fußquergewölbes (Spreizfuß).
Prof. Keshmiri: Fußfehlstellungen treten sehr häufig kombiniert auf, da deren biomechanischer Hintergrund oftmals der gleiche ist. Zudem kann z.B. ein Spreizfuß auch die Entstehung weiterer Fehlstellungen begünstigen, wie die eines Hallux valgus.
Fußfehlstellungen treten sehr häufig kombiniert auf, da deren biomechanischer Hintergrund oftmals der gleiche ist.
Prof. Keshmiri: Neben angeborenen Fehlstellungen und somit genetischen Faktoren können auch äußere Einflüsse das Entstehen eines Knick-Senk-Spreizfußes begünstigen. So zählt fehlende muskuläre Stabilität zu den häufigsten Ursachen. Als Grund lassen sich neben Bewegungsmangel auch übermäßige Belastung und ungeeignetes Schuhwerk nennen.
Prof. Keshmiri: Nicht selten bleibt ein Knick-Senk-Spreizfuß zunächst unbemerkt, da er keinerlei Beschwerden verursacht. Vor allem im kindlichen bzw. jugendlichen Alter lässt sich die Fußfehlstellung noch gut kompensieren. In vielen Fällen zeigen sich erste Beschwerden daher erst mit zunehmendem Alter und damit auch einem Fortschreiten der Erkrankung.
Prof. Keshmiri: Ein Knick-Senk-Fuß äußert sich in der Regel meist in Form von Schmerzen auf der Fußinnenseite, im Bereich des Innenknöchels sowie der inneren Fußkante. Aber auch Schmerzen im Bereich der Zehen und Ballen sind keine Seltenheit. Zudem klagen Betroffene häufig über Schmerzen beim Gehen und typischerweise auch über ein „brennendes“ Gefühl der Fußsohlen.
Ein Knick-Senk-Fuß äußert sich in der Regel meist in Form von Schmerzen auf der Fußinnenseite, im Bereich des Innenknöchels sowie der inneren Fußkante.
Prof. Keshmiri: Um den Knick-Senk-Spreizfuß mit speziell angepassten orthopädischen Einlagen versorgen zu können, ist im Vorfeld eine exakte Analyse des Fußes unerlässlich. Möglich ist dies durch die sogenannte Fußdruckmessung. Bei der elektronischen Messung werden die Druckverhältnisse der Füße im Stand und in Bewegung ermittelt. Daraus ergibt sich ein individuelles Belastungsbild, welches zur Herstellung personalisierter Einlagen und somit zum perfekten Ausgleichen der Fußfehlstellung hilfreich ist.
Prof. Keshmiri: Ist der Knick-Senk-Spreizfuß auch nur im geringen Ausmaß vorhanden, empfiehlt sich eine rasche Behandlung. Der Therapieplan kann dabei neben sportlicher Aktivität auch das Training der Wadenmuskulatur oder das Verwenden entsprechender Einlagen beinhalten. Ziel der Therapie ist es, vorhandene Symptome zu lindern, aber vor allem mit entsprechenden Maßnahmen ein Fortschreiten des Befunds zu verlangsamen.
Prof. Keshmiri: Verursacht ein Knick-Senk-Spreizfuß dauerhafte Schmerzen oder ist er der Grund dafür, dass eine aktive Ansteuerung der Fußmuskulatur nicht mehr möglich ist, wird die Fußfehlstellung in den meisten Fällen operativ versorgt. Eine Operation ist aber ebenso dann notwendig, wenn sich mit konservativen Therapiemaßnahmen keine Beschwerdeminderung bzw. Beschwerdefreiheit mehr erzielen lassen.
Verursacht ein Knick-Senk-Spreizfuß dauerhafte Schmerzen oder ist er der Grund dafür, dass eine aktive Ansteuerung der Fußmuskulatur nicht mehr möglich ist, wird die Fußfehlstellung in den meisten Fällen operativ versorgt.
Prof. Keshmiri: Je nach individuellem Ausmaß des Knick-Senk-Spreizfußes lassen sich unterschiedliche operative Maßnahmen hinsichtlich weichteiliger und auch knöcherner Eingriffe in Betracht ziehen. Welche Operationstechnik konkret angewendet wird, hängt immer von der Kombination der Fußfehlstellung und dem Ausmaß der gegenwärtigen Beschwerden ab.
Prof. Keshmiri: Die Heilungszeit und somit die Ruhigstellung des Fußes dauern in der Regel sechs bis acht Wochen. Erst nach dieser Zeit kann langsam wieder mit Muskelaufbau und sportlicher Aktivität begonnen werden. Komplett belastet werden sollte der Fuß allerdings erst frühstens nach drei Monaten. In den meisten Fällen findet der Eingriff ambulant statt oder ist nur mit einem kurzen stationären Aufenthalt von einem Tag verbunden.
Die Heilungszeit und somit die Ruhigstellung des Fußes dauern in der Regel sechs bis acht Wochen.
Prof. Keshmiri: Wie bei fast allen Fußfehlstellungen ist auch beim Knick-Senk-Spreizfuß eine möglichst frühzeitige Behandlung enorm wichtig. Nur wenn rechtzeitig mit sportlicher Aktivität und Einlagen interveniert wird, lässt sich das Ausmaß der Fußfehlstellung eindämmen.
Prof. Keshmiri: Zum einen ist es immer unser Ziel, rechtzeitig präventiv behandelt, den Patienten vor einer deutlichen Zunahme der Fußfehlstellung zu bewahren. Was vor einigen Jahr nur selten vorkam: Inzwischen kommen Patienten sogar aktiv zu uns in die Praxis, um ihre Fußfehlstellung behandeln zu lassen. In Sachen Aufklärung sind wir also schon auf einem guten Weg. Ebenso verändert hat sich der ganzheitliche Ansatz. So rückt der Zusammenhang zwischen Fußfehlstellung und Rücken- oder Wirbelsäulenproblemen immer weiter in den Vordergrund. Nicht zu vergessen: Operative Verfahren entwickeln sich immer weiter und haben sich im Vergleich zu früher deutlich verbessert. Gerade Fußfehlstellungen lassen sich inzwischen meist minimalinvasiv versorgen.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 21.06.2024.