Das Erscheinungsbild Spondylose entspricht der Spondylosis deformans. Beide Begriffe beschreiben das gleiche Beschwerdebild. Sie fassen verschiedene degenerative (durch Verschleiß verursachte) Veränderungen an Wirbelkörpern zusammen. Diese zeigen sich als Abnutzungen und Zubildungen an Wirbeln. Die zervikale Spondylose ist eine Degeneration der Halswirbelsäule und zugehörigen Bandscheiben. Sie verläuft chronisch.
In den meisten Fällen hängt die Spondylose in der Halswirbelsäule mit einer Arthrose zusammen. Arthrose ist eine Abnutzung der Gelenke. Sie tritt verstärkt in der zweiten Lebenshälfte auf. Der fortschreitende Prozess des Verschleißes erklärt sich über den längeren Einsatz der Gelenke im Lebensverlauf. Der Alterungsprozess und Überbeanspruchungen, die sich wiederholen, belasten die Bandscheiben. Sie werden trockener und dünner. Dies führt zu einem Verlust ihrer Elastizität. Die umgebenden Bänder verringern oder verlieren ebenfalls ihre Funktion als Stütze. Der Körper reagiert mit Gegenmaßnahmen.
Eine Spondylarthrose entsteht, wenn sich der Knochen übermäßig regeneriert. Er überwuchert Bereiche, die durch Verschleiß geschädigt sind. Die entstandenen Zubildungen beengen zur Wirbelsäule gehörende Strukturen. Diese Zubildungen werden als Spondylophyten bezeichnet. Durch Spondylophyten kommt es zu Störungen, wenn sie Druck auf benachbarte Bereiche ausüben. Treten diese Veränderungen im Bereich des Halses auf, handelt es sich um eine zervikale Spondylose.
Die Halswirbelsäule (HWS) ist ein typischer Bereich, an dem eine Spondylose auftritt. Diese Variante von veränderten Wirbeln tritt im fortgeschrittenen Lebensalter auf. Menschen über 30 Jahre besitzen oftmals ähnliche Anomalien, ohne dass Beschwerden auftreten. Eine Grenze zwischen Problemen des Alterns und Problemen einer anderen Krankheit ist schwierig zu ziehen. Veränderungen durch Verschleiß sind unterschiedlich und oft untypisch. Schmerzen im Nacken, Steifheit oder neurologische Komplikationen (beeinträchtigte Nervenfunktionen) sind Hinweise auf eine zervikale Spondylose. Durch die zervikale Spondylose wird der Wirbelkanal eingeengt (Stenose, Spinalkanalstenose). Neben Muskel- und Nervenschäden sind Veränderungen an Gefäßen möglich. Mögliche Folgen der zervikalen Spondylose sind damit die Myelopathie und die Radikulopathie. Eine spondylogene Myelopathie zeigt sich als Schaden des Rückenmarks. Die Radikulopathie stellt einen Reiz der Nervenwurzel dar.
Für Patient und Arzt sind folgende Symptome ein Hinweis auf eine zervikale Spondylose:
Weitere mögliche Symptome sind Steifheit des Nackens, Schwindel und Störungen des Gleichgewichts sowie in seltenen Fällen Migräne. Die Bewegungsbereiche von Nacken und Oberkörper sind eingeschränkt. Ein Beugen nach vorne, die Rückwärtsdehnung, das Beugen zur Seite und das Drehen des Halses sind erschwert. Teilweise wird die Region von Hals und Nacken unbeweglich.
Die Diagnose einer zervikalen Spondylose stützt sich auf klinische Symptome. Um diese zu erfassen, befragt der Arzt den Patienten (Anamnese). Patienten werden neurologisch untersucht und beurteilt. Die Schäden und Veränderungen in der Halswirbelsäule (zervikale Degenerationen) wirken sich auf Arme und Beine aus. Bei Schmerzen, Taubheit und anderen unklaren Problemen an den Gliedmaßen wird eine Untersuchung der Halswirbelsäule notwendig. Durch Bewegen des Halses verstärken sich die diversen Beschwerden. Dies dient als deutlicher Hinweis. Bildgebende Verfahren wie CT (Computertomographie) und MRT (Kernspintomographie) können die Diagnose erhärten.
Unspezifische Nackenschmerzen werden durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst. Eine zervikale Spondylose muss von diesen abgegrenzt werden. Eine unterscheidende Diagnose richtet sich auf folgende andere Erkrankungen:
Die Unterscheidung der zervikalen Spondylosen von unspezifischen Nackenschmerzen verlangt eine differenzierte Untersuchung. Sie wird dadurch erleichtert, dass die verschiedenen Erkrankungen oft durch weitere Symptome gekennzeichnet sind. Diese weisen den Weg zu Ursachen, die nicht degenerativ sind.
Eine zervikale Spondylose wird mit dem Ziel behandelt, den Druck auf die Wirbel der Nackenregion zu verringern. Die Physiotherapie bietet zahlreiche Übungen, die eine Dehnung und Kräftigung bewirken. Ein Training des Oberkörpers und bewusstes Aufrechtgehen korrigieren unbewusste Fehlhaltungen. Schwimmen fördert die Lockerung der Muskulatur und die Beweglichkeit der Nackenregion. In leichteren Fällen der zervikalen Spondylose genügen klassische Therapiemethoden. Diese basieren auf einem gezielten Bewegungstraining. Als alternative Behandlungswege gelten Osteopathie, Akupunktur und Chiropraktik.
Sind die Symptome hartnäckiger, schmerzhaft und schränken die Bewegung ein, werden Medikamente eingesetzt. Diese sind schmerzlindernd (analgetisch), entzündungshemmend (antiinflammatorisch) oder wirken kombiniert schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend (nichtsteroidale Antiphlogistika, eine Gruppe gängiger Schmerzmittel). Je nach Intensität der Wirkung sind sie rezeptfrei zu erwerben oder werden verschrieben.
Chirurgische Eingriffe werden in wenigen Fällen angeraten. Sie dienen der Reduzierung von Zubildungen oder richten sich auf eine Versteifung eines Wirbelbereiches. Beide Vorgehensweisen verringern den Druck auf Wirbelkörper, Bandscheiben und das Rückenmark.
Mangelnde Bewegung, Übergewicht und Fehlhaltungen führen frühzeitig zu ersten Symptomen einer zervikalen Spondylose. Verspannungen im Nacken und in den Schultern sowie Kopfschmerzen sind typische Anzeichen von Fehlbelastung. In diesem Vorstadium des Halswirbelverschleißes sind Bewegungsübungen hilfreich. Das Training richtet sich auf Entspannung, Haltungskorrektur, Dehnung und Kräftigung der Strukturen. Die Prävention zielt darauf, Schäden durch Verschleiß zu verringern beziehungsweise zu vermeiden.
Binder, A.I.: Cervical spondylosis and neck pain. British Medical Jourmal 2007, 334, S. 527-531
Sutcliffe, J.: Die Rückenbibel: Der komplette Ratgeber zur Vorbeugung und Heilung von Rücken-, Nacken- und Schulterproblemen. Stiebner Verlag, 2014
Walker, B.: Die Anatomie der Sportverletzungen: Der illustrierte Guide für Prävention, Diagnose und Behandlung. Stiebner Verlag, 2018
aktualisiert am 11.10.2022