Strukturelle Veränderungen, die sich an Knochenrändern bilden, auch Knochensporne genannt, werden fachsprachlich als Osteophyten bezeichnet. Die Knochenwucherungen sind gutartig, können jedoch, je nach Position, leichte bis starke Schmerzen verursachen. Sie entstehen am häufigsten an Gelenken. Das Alter, degenerative Veränderungen (Abnutzung) oder ein Trauma durch Unfälle können zu den Knochenneubildungen führen.
Der Auswuchs entsteht dann, wenn Knorpel geschädigt wird, Knochen auf Knochen reibt und das Periost (die Haut, welche alle Knochen mit einer dünnen Gewebeschicht überzieht) darauf reagiert. Der Körper versucht so, die Gelenkflächen zu entlasten, indem er den Druck auf eine größere Fläche verteilt und die Gelenke auf eine andere Art stabilisiert.
Oft wird der Begriff Osteophyt synonym mit Exostosen verwendet, bei Exostosen handelt es sich jedoch um einen generellen Ausdruck für Knochenauswüchse. Exostosen können viele weitere Ursachen haben.
Bei Osteophyten und Exostosen handelt es sich um Entwicklungen von Knochenvorsprüngen. Osteophyten und Exostosen sind gutartige Wucherungen. Während die Exostose ein Überbegriff für solche Knochenauswüchse ist, werden nur bestimmte Formen als Osteophyt bezeichnet.
Osteophyten wachsen als Reaktion auf eine Reizeinwirkung wie Reibung, Druck, Überlastung oder auch eine Knochenhautentzündung. Diese Knochensporne entwickeln sich meist an Gelenken, wenn der Gelenkknorpel aufgrund von degenerativen Prozessen (Verschleiß) wie Arthrose an Gleitfähigkeit verliert. Reibt oder stößt Knochen an Knochen oder wird Knorpelgewebe zerstört, kann es zu einer Osteophytenbildung kommen.
Eine Exostose ist ein Überbein, welches aus verknöchertem Knorpelgewebe entsteht. Die Exostose kann nicht nur durch Reizeinwirkung oder Druck in Gelenknähe entstehen, sondern viele andere Gründe haben. Neben den Osteophyten gehören auch weitere Verknöcherungen wie Knochenausziehungen am Fersenbein (Fersensporn, Haglund-Exostose) oder gutartige Tumore des Knochens (Osteome) zu den Exostosen.
Umbauprozesse an den Gelenken sind die häufigste Ursache für Neubildungen in Form von Exostosen oder Osteophyten. Vor allem Arthrose (Verschleiß von Gelenken) sorgt für Knochensporne. Dabei wird der Knorpel abgebaut und das Gelenk verliert seine Gleitfähigkeit. Schließlich kommt es zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit im Gelenk. Übergewicht, Verletzungen, Überbelastungen und das Alter sind die häufigsten Ursachen für eine Arthrose.
Weitere Ursachen für die Knochenwucherungen sind mechanische Reize aufgrund von Knorpelschäden und Knochenschäden, wie nach Unfällen, Knochenbrüchen oder Bänderrissen, und entzündliche Prozesse. Eine Tendinitis, eine Entzündung der Sehnen, oder eine Arthritis, eine Entzündung der Gelenke, können die Entstehung von Osteophyten begünstigen.
Des Weiteren können Osteophyten oder Exostosen bereits angeboren sein.
Vor allem im Röntgenbild sind Osteophyten gut zu sehen. Dort zeigen sie sich appositionell, das heißt, man kann die Auflagerung von neuen Schichten an der Oberfläche erkennen. Während der Entstehung eines Osteophyten wird seine Struktur immer fester, zu Beginn ist diese noch sehr schwammig. Ist er fertig ausgebildet, ist der Knochen scharfkantig oder rund und kann auf das benachbarte Gewebe Druck ausüben, was zu Schmerzen führen kann. Meist bemerken Betroffene jahrelang nicht, dass sich Osteophyten gebildet haben, da sie keine Symptome auslösen. Betroffen sind hauptsächlich Menschen ab 60 Jahren.
Osteophyten bestehen unter anderem aus folgenden Bestandteilen:
Osteophyten können überall im Körper an Knochen, vor allem an Gelenken, auftreten. Je nach ihrer Lage und Position haben sie verschiedene Namen.
Diese entstehen nach Knochenbrüchen und anderen Traumata am Knochen. Der Körper versucht so, den Knorpel zu schützen und das Gelenk zu stabilisieren.
Knochenwucherungen an den Wirbeln werden so bezeichnet. Sie entstehen am Rand der Wirbelkörper aufgrund von degenerativen Prozessen der Bandscheibe, auch als Osteochondrose bekannt, oder auch aufgrund einer Facettengelenksarthrose (die Facettengelenke sind die kleinen Gelenke zwischen Wirbeln).
Spondylophyten können in jedem Wirbelsäulenschnitt entstehen. Sie führen zu einer Vergrößerung der Gelenkfläche und wachsen horizontal. Häufig finden sie sich bei Spondylosis deformans (allgemeiner Begriff für degenerative Veränderungen der Wirbelsäule) oder Morbus Bechterew (Spondylosis ankylosans), einer chronischen, schmerzhaften rheumatischen Erkrankung mit Wirbelsäulenversteifung. Da häufig die Brustwirbelsäule betroffen ist, kommt es hier zu einer Kyphose, einer verstärkten Wirbelsäulenkrümmung in Richtung Rücken.
Umbauprozesse am Außenrand der Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben), welche die Beweglichkeit beeinträchtigen, werden Syndesmophyten genannt. Sie wachsen vertikal.
Sie sind asymmetrisch aufgebaut und liegen im Gewebe neben der Wirbelsäule. Sie betreffen meist nur einen Wirbel.
Eine Mischform aus Spondylophyten und Parasyndesmophyten.
In den meisten Fällen verläuft die Entstehung und das Vorhandensein von Osteophyten asymptomatisch ab. Oft empfinden Patienten erst nach Jahren Beschwerden wie Unbeweglichkeit oder Schmerzen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Osteophyten oder auch Exostosen an Körperstellen sitzen, an denen mehrere Knochen, Sehnen und Bänder beteiligt sind, sowie häufigen Bewegungen ausgesetzt sind. Beispiele sind die Schultermuskulatur, insbesondere die Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette, sowie die Knie. Es kommt folglich zu Verschleißerscheinungen.
Vor allem an der Wirbelsäule sind Osteophyten schmerzhaft, insbesondere wenn sie auf das empfindliche Rückenmark und die von dort abgehenden Nerven (Spinalnerven) drücken. Es kann zu Taubheitsgefühlen und Ausfallerscheinungen kommen. Ebenfalls ist ein Gefühl von Pelzigkeit, Kribbeln oder Prickeln möglich, auch Parästhesie genannt. Die Osteophyten können auch zu ertasten sein, zum Beispiel an den Fingern. Mitunter können Blutgefäße von außen eingeengt werden und Körperstellen nicht mehr richtig versorgt werden.
Um mit Sicherheit sagen zu können, dass die Symptome durch Osteophyten oder Exostosen entstehen, ist eine Untersuchung durch Röntgen ausschlaggebend. Oftmals sitzen Osteophyten so tiefliegend, dass sie nicht palpierbar (abtastbar) sind und der Arzt sie durch die bloße körperliche Untersuchung nicht finden kann. In anderen Fällen, wenn Osteophyten an sichtbaren, leicht zu erreichenden Stellen sitzen, kann bei Berührung Schmerz ausgelöst werden. So wird die Diagnose oftmals per Zufall gestellt. Röntgenbilder sind nicht immer zuverlässig, besonders dann, wenn der Osteophyt sehr klein ist und das Gerät diesen nicht bildlich erfassen kann. Ein MRT (Kernspintomographie) oder ein CT (Computertomographie) können bei der Diagnose weiterhelfen, vor allem, wenn auch Muskelgruppen oder Nerven involviert sind.
Solange ein Osteophyt keine Symptome wie Schmerz, Taubheit, Kribbeln oder Ausfallerscheinungen hervorruft, ist keine Therapie nötig. Da ein Osteophyt in vielen Fällen asymptomatisch im Körper vorhanden ist und das über Jahre hinweg, ist es möglich, dass eine Therapie erst nach langer Zeit begonnen werden muss, wenn sich der Knochensporn bemerkbar macht.
Die Therapie erfolgt meist konservativ (ohne Operation). Nur in sehr schweren Fällen muss operiert werden. In einigen Fällen ist dies jedoch nicht möglich, da der Osteophyt an einer nicht erreichbaren Stelle sitzt.
Zunächst werden NSAR-Medikamente verschrieben, also nichtsteroidale Antirheumatika, zu denen einige gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen gehören. Dadurch verringern sich der Schmerz und die Entzündung in dem betroffenen Bereich. Auch eine Cortisongabe kann angezeigt sein. Weiterhin sind Physiotherapie und Übungen aus der Krankengymnastik sinnvoll, sie entlasten Muskeln und Gelenke. Das Tragen von Orthesen (außen angebrachten Hilfsmitteln zur Stabilisierung) kann ratsam sein, wenn der Osteophyt am Bein sitzt.
Sollte doch eine operative Entfernung des Osteophyten oder der Exostose nötig sein, erfolgt der Eingriff meist mittels Arthroskopie (Gelenkspiegelung, OP über kleine Zugangswege).
aktualisiert am 23.07.2019