Eine Myelopathie ist ein Krankheitsbild des Rückens, bei dem das Rückenmark geschädigt ist. Die Auftrittshäufigkeit von Schäden des Rückenmarks nimmt aufgrund der alternden Gesellschaft zu. Die Myelopathie kann jeden Bereich des Rückenmarks betreffen. Sie zeigt sich am häufigsten im Bereich des Halses. In diesem Fall handelt es sich um eine zervikale Myelopathie, die als eigenständige Krankheit angesehen wird.
Die Myelopathie entsteht durch Druck (Kompressionsmyelopathie), einen verminderten Blutfluss (vaskuläre Myelopathie) oder durch schädigende Strahlen (etwa aufgrund einer Strahlentherapie). Zu den mechanischen Auslösern, die auf das Rückenmark drücken, zählen:
Ein Grund für die Zunahme der Myelopathie liegt in der Abnutzung von Skelettstrukturen. Die Degeneration durch Verschleiß und Gefäßprobleme sind Merkmale des Alterns.
In der Wirbelsäule verläuft der Spinalkanal, in dem sich das Rückenmark befindet. Bei einer zervikalen Myelopathie wird das Rückenmark auf Höhe der Halswirbel eingeengt. Es kommt zu Druck auf das Nervengewebe. Die Funktion des Rückenmarks ist daher gestört. Die Krankheit entwickelt sich bei betroffenen Patienten individuell. Als Folge der Kompression entstehen Ausfallerscheinungen.
Sind jedoch Nervenwurzeln von der Kompression betroffen, die aus dem Rückenmark abgehen, dann handelt es sich um das Krankheitsbild der Radikulopathie. Dies kann ebenso zu neurologischen (nervlichen) Ausfällen führen.
Eine Myelopathie führt aufgrund des geschädigten Rückenmarks zu verschiedenen Symptomen. Ausfälle, die einer Lähmung entsprechen, sowie Schmerzen sind klassische Merkmale. Die Schmerzen finden sich oft in der Schulter- und Halsregion. In den Bereichen, die von den beeinträchtigten Nervenfasern aus dem Rückenmark versorgt werden, tritt ein gestörtes sensibles Empfinden auf. Ein typisches Erscheinungsbild zeigt sich als Unbeholfenheit im Gebrauch der Hände. Ein gestörtes Gehen und Probleme der Funktion der Blase und der Darmentleerung zählen zu den weiteren Symptomen, die auftreten können. Die wesentlichen Anzeichen der Myelopathie werden durch eine fehlerhafte Bewegungskoordination und durch spastische Lähmungen verursacht. Schmerzen treten seltener auf als einige andere neurologische Störungen. Insgesamt ähneln die Auswirkungen der Myelopathie einer Querschnittlähmung.
Diagnostik und Differenzialdiagnostik (Unterscheidung anderer Erkrankungen) sind bei der Myelopathie schwierig. Hinweise bekommt der Arzt durch das Patientengespräch (die Anamnese und durch die körperliche Untersuchung, bei der der Schwerpunkt auf den neurologischen Auffälligkeiten und Ausfällen liegt. Eingeengte Strukturen in der Wirbelsäule werden durch Röntgen in Form der Myelographie abgebildet. Für eine Myelographie einer Spinalkanalstenose ist der Einsatz eines Kontrastmittels über eine Hohlnadel (Punktion) notwendig. Das Rückenmark wird mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Dort zeigt sich eine Aufquellung durch Flüssigkeitseinlagerung (Ödem) im Rückenmark.
Eine konservative Vorgehensweise (Behandlung ohne OP) genügt bei einer Therapie der Myelopathie in vielen Fällen nicht. Medikamente helfen bei geringen Schmerzen in frühen Stadien. Medikamente werden eingesetzt, die entzündungshemmend und muskelentspannend wirken. Starke schmerzhafte Beschwerden erfordern eine speziell ausgerichtete Schmerztherapie. Mit Hilfe der Physiotherapie werden verspannte Bereiche gedehnt und Muskeln gestärkt. Bewegung und Mobilisierung stehen hier im Vordergrund.
Ein Weg, die Myelopathie zu operieren, erfolgt neurochirurgisch mit mikrochirurgischen Instrumenten. Das Ziel bei einer Myelopathie durch Einengungen ist, allen Strukturen mehr Raum zu geben. Die bedrängten Nervenbahnen und das eingeengte Rückenmark werden von dem Druck befreit. Das störende Gewebe wird entfernt. Eine geeignete Technik heißt „ventrale Fusion“. Eine andere Vorgehensweise ist das Einsetzen eines Platzhalters. Dieser übernimmt die Funktion der Bandscheibe und schafft an der Stelle mehr Raum. Führen Veränderungen an mehreren Wirbelkörpern dazu, dass der Raum eingeengt ist, können an deren Stelle Titanimplantate eingesetzt werden.
Die Myelopathie ist ein seltenes gesundheitliches Problem. Die Intensität der Beschwerden verstärkt sich ohne therapeutische Maßnahmen. Eine Myelopathie verläuft chronisch und schreitet in vielen Fällen stetig fort (progrediente Myelopathie). Angeborene oder erworbene Engpässe am Wirbelkörper verstärken das Risiko bei der Myelopathie, ungünstig zu verlaufen. Der Erkrankungsverlauf ist auch mit geeigneter Therapie von Patient zu Patient verschieden und die Heilungschancen lassen sich nicht eindeutig voraussagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Beschwerden aufgrund der Spinalkanalstenose (Wirbelkanalverengung) auftreten, nimmt bei über 60-jährigen Menschen zu.
aktualisiert am 31.05.2019