Die meisten Angestellten mit Computerarbeitsplätzen sind irgendwann in ihrem Arbeitsleben von Rückenschmerzen betroffen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass kaum eine Person jederzeit in einer gesunden Position sitzt. Dies hat keinesfalls nur mit mangelnder Disziplin, sondern auch mit unpassenden Sitzmöbeln und einem wenig rückenfreundlichen Aufbau der Computerarbeitsplätze zu tun.
Dabei kann eine Fehlhaltung auf Dauer schwerwiegendere Probleme nach sich ziehen. Unterschieden wird zwischen einer vorübergehenden Fehlhaltung, Haltungsschäden und einer Haltungsschwäche.
Wer nicht gerade sitzt, sich hängen lässt, ein Hohlkreuz oder einen Buckel macht, der bringt seine Wirbelsäule in eine Fehlhaltung. Für einen kurzen Moment ist dies nicht problematisch. Sofern aus einer Fehlhaltung eine dauerhafte Gewohnheit wird, wie das bei vielen Schreibtischarbeitern der Fall ist, sind längerfristig die folgenden Symptome zu erwarten:
Im Übrigen sind Kinder seltener von den Folgen einer Fehlhaltung betroffen, wenngleich sie oftmals alles andere als rückenschonend sitzen. Kommt es nicht nur zu vorübergehenden, sondern zu ständigen Fehlhaltungen, dann ist dieser Zustand auf eine Haltungsschwäche zurückzuführen.
Der Begriff Haltungsschwäche beschreibt einen Zustand, in dem ein Mensch nicht in der Lage ist, seine Wirbelsäule länger als 30 Sekunden am Stück aufzurichten, während die Person steht und ihre Arme horizontal nach vorne streckt. Diese Haltungsschwächen treten häufig bei pubertierenden Jugendlichen auf. Dies hat einen einfachen Grund: Viele Jugendliche wachsen schneller in die Länge, als ihre Muskeln mit diesem Wachstum mithalten können.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Brust- und Hüftmuskulatur vieler Jugendlicher durch die viele Zeit vor dem Fernseher oder Computer in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie verkürzt sich zu Ungunsten der Jugendlichen. Allerdings ist eine kräftige Rumpfmuskulatur, die sich noch dazu gut dehnen lässt, wichtig. Immerhin wird eine starke Muskulatur für die Stabilisierung der Wirbelsäule benötigt.
Die Schwäche, sich nicht aktiv gegen die Schwerkraft aufrichten zu können, verschwindet bei den meisten Jugendlichen im Laufe der Zeit wieder, wenn ihr Muskelwachstum von Natur aus nachlegt. Allerdings kann eine Haltungsschwäche sogar im Erwachsenenalter auftreten, wobei sie dann auf folgende Ursachen zurückzuführen ist:
Korrigiert sich die Haltungsschwäche auf Dauer nicht von alleine, dann ist ein Einlenken erforderlich. Sonst können aus dieser Schwäche dauerhafte Haltungsschäden resultieren.
Ein Haltungsschaden ist entstanden, wenn die Wirbelsäule knöcherne Veränderungen aufweist. Diese Veränderungen sind auf lange anhaltende Fehlbelastungen, die aus einer Haltungsschwäche resultieren, zurückzuführen. Von der Seite betrachtet ist eine gesunde Wirbelsäule von einer doppelten S-Form gekennzeichnet. Ist diese Form nicht mehr als solche zu erkennen, liegt ein Haltungsschaden vor.
Sowohl ein Hohlkreuz und ein Rundrücken sind als Haltungsschäden zu bezeichnen. Bei Patienten mit einem Hohlkreuz neigt sich der Lendenwirbelbereich stark nach innen. Beim Rundrücken tritt die Veränderung im Bereich der Brustwirbel auf, sodass sich Schultern und Kopf deutlich nach vorne neigen. Eine Kombination aus Rundrücken und Hohlkreuz ist ebenso möglich. Dann ist vom sogenannten Hohlrundrücken die Rede.
Nicht alle Haltungsschäden gehen im Übrigen auf eine Haltungsschwäche zurück. Vielmehr gibt es Haltungsschäden, die angeboren sind. Eine Skoliose ist bei Kindern zum Beispiel in seltenen Fällen angeboren. Damit ist eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule gemeint, wobei einzelne Wirbelkörper verdreht sind. Eine schwere Skoliose ist unschwer zu erkennen, da sie einen Schulter- oder Beckenschiefstand nach sich zieht. Während unterschiedliche Beinlängen zu einer angeborenen Skoliose bei Kindern führen können, sind Erwachsene von einer Skoliose durch Verschleiß oder Degeneration betroffen.
Neben Hohlkreuz, Rundrücken und Hohlrundrücken gehört der Flachrücken zu der Gruppe der Haltungsschäden. Diese Haltung mag optisch besonders gerade erscheinen. Diese unterschiedlich stark ausgeprägte Wirbelsäulenkrümmung ist jedoch eine Abweichung von der normalen Form und zieht häufig Rückenschmerzen nach sich.
Da Fehlhaltungen im Bereich der Wirbelsäule viel zu oft eine Haltungsschwäche und anschließende Haltungsschäden nach sich ziehen, ist eine Vermeidung dieser rückenunfreundlichen Haltung ein Muss. Mehr Bewegung, Sport und körperliche Aktivität sind einige der besten Mittel, um die Muskeln zu stärken und eine Fehlhaltung zu korrigieren. Eine gute Ergonomie der Büromöbel ist ebenso wichtig, um in der Zeit, in der zwangsläufig gesessen werden muss, rückengesund zu sitzen.
Alle Tipps zur Vermeidung von ausgleichbaren Fehlhaltungen gelten im Übrigen auch bei der Vermeidung von Haltungsschäden. Zu viel und zu langes Sitzen am Stück ist zu meiden. Aus diesem Grund bieten viele Arbeitgeber ihren Angestellten Stehschreibtische für ihre Büroarbeit an. Wer nichtsdestotrotz viel sitzen muss, sollte zumindest auf eine aufrechte Haltung und eine häufige Änderung der Körperstellung bedacht sein. Zu diesem Zweck steht eine Vielfalt an ergonomischen Bürostühlen bereit, welche das aktive, bewegte Sitzen fördern. Dies geht mit dem entscheidenden Vorteil einher, dass die Rücken- und Bauchmuskulatur gleichzeitig trainiert werden. Das ist ein weiterer günstiger Faktor bei der Vorbeugung von möglichen Haltungsschäden.
Sofern ein Arzt den Haltungsschaden diagnostiziert hat, wird er seinen Patienten Krankengymnastik verschreiben. Unter Anleitung eines versierten Physiotherapeuten trainieren die Betroffenen gegen die Fehlbalancen ihrer Muskulatur an. Es gilt nicht nur, die unterentwickelte Muskulatur zu stärken. Überbeanspruchte, verspannte Muskelstränge wird durch diverse Dehnübungen zu neuer Geschmeidigkeit verholfen. Dies stärkt nicht nur die Muskeln, sondern reduziert die Schmerzen und weiteren Beschwerden der Patienten. Bei starken Rückenschmerzen wird der Arzt womöglich zunächst Schmerzmittel verordnen, damit die Patienten das Physiotraining überhaupt aufnehmen können.
Diese praktischen Tipps gelten allerdings nur für Fehlhaltungen, die sich ausgleichen lassen. Immerhin gibt es auch fixierte Fehlhaltungen, die vom Betroffenen selbst nicht korrigiert werden können. Sie sind auf unterschiedliche Wirbelsäulenerkrankungen zurückzuführen. Nichtsdestotrotz gilt auch für Menschen mit einer fixierten Fehlhaltung, dass sie auf rückenfreundliches Schuhwerk und eine ebenso rückenfreundliche Matratze bedacht sein sollten. Anstatt schwere Taschen auf der Hüfte zu tragen, sind Rucksäcke zu bevorzugen. Dieser Ratschlag gilt nicht nur für Schulkinder, sondern auch für Erwachsene. Wer bei seiner täglichen Arbeit schwere körperliche Lasten bewegen muss, sollte sich ausreichend dehnen und aufwärmen oder zumindest für den nötigen Ausgleich sorgen.
Immerhin können erworbene Haltungsschäden und -schwächen durch einen rückengesunden Lebensstil fast immer vermieden werden. Diesen Lebensstil können alle Betroffenen in der sogenannten Rückenschule erlernen. Dort studieren sie rückenschonende Bewegungsabläufe für die verschiedensten Alltagsaufgaben ein. Somit lassen sich Fehlbelastungen im Alltag jenseits einer ungünstigen Sitzposition vermeiden. Zusätzlich umfasst die Rückenschule Tipps und Strategien zur Schmerz- und Stressbewältigung.
aktualisiert am 04.06.2019