Die Bandscheiben liegen zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und haben die wichtige Funktion, die Wirbelsäule biegbar zu machen. Darüber hinaus federn die aus Knorpel bestehenden Scheiben die einwirkenden Stöße ab und dienen damit der Schonung anderer wichtiger Strukturen. Dementsprechend werden die Bandscheiben Tag für Tag stark belastet. Im Laufe der Zeit nimmt die verschleißbedingte (degenerative) Schädigung der Bandscheiben zu. Der Bandscheibenverschleiß gilt als eine gewöhnliche Alterserscheinung des Menschen. Durch häufige Beanspruchung der Wirbelsäule und durch ungünstige Haltung mit zu wenig Bewegung kann frühzeitig ein Verschleiß der Bandscheiben einsetzen. Die Schäden durch Verschleiß können zu Beschwerden wie Rückenschmerzen führen.
Der Bandscheibenverschleiß lässt sich nicht gänzlich vermeiden, sondern ist ein Stück weit altersbedingt. Verschleiß und Abnutzung kann sich in allen Bereichen der Wirbelsäule zeigen, in denen sich Bandscheiben befinden:
Das richtige Ausmaß an Bewegung ist für die Bandscheiben von Vorteil, da dies den Stoffwechsel dieser Knorpelstrukturen ankurbelt. Die Bandscheiben werden nicht von Blutgefäßen versorgt und wenn sie durch leichte Bewegung durchgeknetet werden, kann ein Flüssigkeitsaustausch und dadurch der Stoffwechsel stattfinden. Im Laufe des Tages verlieren die Bandscheiben an Flüssigkeit, da diese langsam „herausgedrückt“ wird, und in der Nacht im Liegen gelangt wieder mehr Wasser in den Knorpel hinein.
Durch einen Mangel an Bewegung ist der Stoffaustausch vermindert und die Bandscheiben werden nicht mehr richtig versorgt. Sie werden auf Dauer geschwächt und weniger elastisch. Wer beispielsweise den ganzen Tag in der gleichen Körperhaltung sitzt, verschlechtert damit die Gesundheit der Bandscheiben. Zudem trägt Übergewicht zur Belastung der Bandscheiben bei. Auf Dauer vermindert sich die Fähigkeit der Bandscheibe, Wasser zu speichern. Sie wird flacher und der Faserknorpel wird spröde.
Die Degeneration oder Abnutzung im Bandscheibenbereich wird als Chondrose bezeichnet oder auch als Osteochondrose, falls der Knochen bereits ebenfalls verändert ist. An den Boden- und Grundplatten der Wirbelkörper verhärtet (sklerosiert) der Knorpel. Weiterhin können sich Knochenanbauten und Randzacken bilden (Spondylophyten). Dann ist von einer Spondylose die Rede. Darüber hinaus können die kleinen Gelenke der Wirbelsäule von einem Verschleiß betroffen sein. Diese Arthrose an den kleinen Gelenken wird wiederum als Spondylarthrose, Facettengelenkarthrose oder Wirbelgelenkarthrose bezeichnet.
Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen sind charakteristische Beschwerden, die die Patienten mit Verschleiß oder Degeneration in den Bandscheiben plagen. Menschen, die viel sitzend arbeiten oder oft etwas mit höherem Gewicht heben müssen, leiden besonders unter den Schmerzen.
Die Öffnungen in der Wirbelsäule, aus der die Nerven austreten, können verengt werden. Dadurch können Schmerzen im Nacken, Rücken oder Kreuz verursacht werden, die aber auch Arme oder Beine betreffen können. Je weiter die Abnutzung der Bandscheiben voranschreitet, desto stärker werden im Allgemeinen die Schmerzen.
Sensibilitätsstörungen mit Kribbeln oder fehlendem Gefühl an Bereichen des Rückens, des Gesäßes, der Arme oder Beine können durch die Nerveneinengung die Folge sein. Weiterhin können Muskelschwächungen und Lähmungen auftreten.
Die Bandscheibe verliert an Höhe und die Wirbelsäule wird damit kürzer. Die wichtigen Bänder an der Wirbelsäule, die für Stabilität sorgen, werden durch den Höhenverlust schlaffer. Das bedeutet zum einen noch mehr Beanspruchung für die Bandscheiben und zum anderen eine stärkere Verschiebbarkeit zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Der betroffene Bereich der Wirbelsäule wird mehr und mehr instabil. Dies fördert die Bildung von Anbauten und Ausziehungen aus Knochengewebe (Osteophyten oder an der Wirbelsäule Spondylophyten). Die Verknöcherungen dieser Spondylose können in den Wirbelkanal hineinragen und eine Verengung verursachen (Spinalkanalstenose). Die Nervenaustritte aus dem Wirbelkanal können ebenfalls verengt werden. All dies kann zu Schmerzen, Sensibilitätsstörungen und zur Muskelschwächung oder -lähmung führen.
Zu den Auswirkungen der Schädigung gehören Bandscheibenvorfälle. Ein Bandscheibenvorfall ist das Austreten von Bandscheibengewebe, das dann in die Umgebung hineinragt. Durch den äußeren Faserbereich der Bandscheibe (Anulus fibrosus) quetscht sich inneres Gewebe aus dem Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) nach außen hervor. Die Nerven können durch das Bandscheibengewebe stark eingeengt werden und neben den Symptomen (Schmerzen, Lähmung, Sensibilitätsstörungen) kann sich eine dauerhafte Schädigung des Nervs ergeben. Als Vorstufe des Vorfalls wölben sich bereits Anteile der Bandscheibe vor (Bandscheibenprotrusion). Dabei ist der straffe Faserring aber noch unversehrt, jedoch bereits weniger straff, was normalerweise noch keine Symptome mit sich bringt.
Ein weiteres Problem im Zuge eines Bandscheibenverschleißes kann das Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) darstellen. Die Wirbelkörper stehen nicht mehr in der richtigen Position übereinander und die Gelenke und Bandscheiben werden weiter belastet. Zu den Beschwerden können hier neben Rückenschmerzen, die oft in die Beine ausstrahlen, ebenfalls Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen gehören.
Bei Patienten mit Schmerzen im Rücken führt der Arzt ein Gespräch über die Beschwerden und über bereits bestehende Erkrankungen durch (Anamnese). Die körperliche Untersuchung beinhaltet die Testung auf nervliche (neurologische) Beeinträchtigungen wie Lähmungen und Taubheitsgefühl, auf Schmerzen und Beweglichkeit der Wirbelsäule. Die wichtigsten Untersuchungen bei Bandscheibenerkrankungen sind jedoch die bildgebenden Verfahren. Dazu gehören Röntgen, Computertomographie (CT) und MRT (Kernspintomographie). Größere strukturelle Veränderungen der Wirbelsäule mit den Bandscheiben lassen sich in den Untersuchungen erkennen. Weiterführend ist es in speziellen Fällen sinnvoll, Diagnoseverfahren wie die Myelographie (Kontrastmitteleinbringung in den Wirbelkanal) oder die Diskographie (Kontrastmitteluntersuchung der Bandscheibe) durchzuführen.
Eine Behandlung von Bandscheibenproblemen kann grundsätzlich konservativ (ohne Operation) oder operativ erfolgen. In vielen Fällen wird versucht, ohne eine OP auszukommen. Das ist nicht immer möglich, bewirkt aber häufig eine ausreichende Linderung.
Zur konservativen Behandlung beim Bandscheibenverschleiß gehört die Schmerztherapie. Dazu gehören Schmerzmittel oder die Durchführung von Maßnahmen wie Akupunktur oder eine Elektrobehandlung (TENS). Infiltrationen (örtlich wirkende Injektionen) können gezielt gegen den Schmerz wirken. Dabei können Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) oder Cortison-Präparate in den Rücken gespritzt werden. Die Physiotherapie verhilft vielen Patienten zu mehr Stabilität und Wohlbefinden in der Wirbelsäule.
Wenn die sonstigen Maßnahmen keine Besserung der Symptome mehr bringen, dann wird eine Operation in Betracht gezogen. Gegebenenfalls werden Knorpel- und Knochenüberschüsse abgetragen. In einigen Fällen müssen Anteile der Wirbelsäule versteift werden, um die dortigen Schmerzen zu stoppen (Operation zur Spondylodese). Die Bewegungsfähigkeit in den anderen Anteilen der Wirbelsäule bleibt erhalten und reicht vielfach für den Alltag aus. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Bandscheibe zu ersetzen. Dabei kommt eine künstlich gefertigte Bandscheibenprothese zum Einsatz, die die Bewegungen und Abfederungen der natürlichen Bandscheibe nachempfindet. Bei einem Bandscheibenvorfall kann es notwendig sein, das ausgetretene Bandscheibengewebe zu entfernen, um den Nerv zu entlasten (Dekompression).
Der Verschleiß in der Wirbelsäule lässt sich nicht wieder aufheben, weshalb der Vorbeugung eine hohe Bedeutung zukommt. Wichtig ist die richtige Balance aus Bewegung und Ruhe. Der Rücken muss zum einen vor zu extremen Belastungen geschont werden, zum anderen mit Aktivität gestärkt werden. Beispielsweise ist es für Leute, die viel am Computer sitzen, ratsam, häufiger aufzustehen und die Haltung des Rückens zwischendurch immer wieder zu ändern. Physiotherapie mit den richtigen Bewegungsübungen kann zur Prävention von Rückenschäden und -beschwerden hilfreich sein.
aktualisiert am 30.09.2022