Bei einer Spinalkanalstenose-OP handelt es sich um einen Eingriff mit einigen Risiken, den Ärzte in der Regel erst vornehmen, wenn alle anderen Behandlungsmethoden erschöpft sind. Es besteht einerseits die Möglichkeit, dass wichtige Nervenbahnen während der Operation geschädigt werden, andererseits bedeutet eine OP einen langen Heilungsprozess. Damit betroffene Personen zielgerichtet zurück in den Alltag finden, sorgen Reha-Aufenthalte für eine Wiederherstellung und Stärkung der Muskulatur und einen trainierten Umgang mit eventuell auftretenden Nervenausfällen.
Bei einer Spinalkanalstenose handelt es sich um eine Verengung (Stenose) des Wirbelkanals in der Wirbelsäule, der je nach Ausprägung auf die Nerven drücken kann. Die Verengung sitzt oft im Lendenbereich (lumbale Spinalkanalstenose) oder im Bereich der Halswirbelsäule (zervikale Spinalkanalstenose). Häufig ist eine Spinalkanalstenose altersbedingt. Oftmals bleibt diese unentdeckt, denn je besser die Muskulatur entwickelt ist, desto weniger zeigen sich die Symptome. Verursacht die Spinalstenose dagegen Schmerzen oder folgende Symptome, sollte ein Arzt aufgesucht werden:
Nach der gründlichen Untersuchung beim Orthopäden helfen den meisten Patienten konservative (nichtoperative) Methoden wie Physiotherapie, physikalische Therapie sowie die Behandlung mit Schmerzmitteln.
Eindeutige Anzeichen, die für eine OP sprechen, sind unerträgliche Schmerzen im Rücken oder in den Gliedmaßen oder die Unmöglichkeit, eine Wegstrecke von über fünf Metern zurückzulegen. Wenn alle konservativen Behandlungsmethoden keine Besserung gebracht haben, wird sich der Arzt für eine Spinalkanalstenose-OP entscheiden. Hier gibt es verschiedene Verfahren, die sich je nach Lage der Verengung unterscheiden. Bei einer zervikalen Spinalkanalverengung kann der Arzt entweder über den Nacken oder über den Hals den Eingriff vornehmen, bei einer lumbalen Stenose greift der Arzt auf minimal-invasive Operationstechniken zurück, um die Nerven zu entlasten oder zu betäuben, damit diese keine Schmerzen mehr verursachen. Nach erfolgter Operation sind Reha-Maßnahmen wichtig, um die Genesung des Patienten zu fördern.
Nach der Operation wird es den Patieten nicht sofort wieder besser gehen. Die meisten Patienten können innerhalb von 24 Stunden nach dem Eingriff aufstehen. In den ersten zwei bis vier Wochen nach der Operation sind die meisten Patienten auf Schmerzmittel angewiesen. Es ist wichtig, dem Körper Zeit zur Heilung zu gehen. Der Arzt wird empfehlen, Aktivitäten einzuschränken. Grundsätzlich sollten Sie nichts tun, was ihre Wirbelsäule zu sehr bewegt. Kontaktsportarten, Drehen und schweres Heben müssen während der Heilungsphase vermieden werden.
Nachdem ein enger Wirbelkanal operativ entlastet worden ist, müssen die Patienten Schritt für Schritt zum Alltag zurückfinden. Der Eingriff bedeutet große Anstrengungen für den menschlichen Körper, sodass man sich selbst genügend Zeit für die Rehabilitation einräumen sollte. Direkt nach der OP kommen Patienten in den Aufwachraum, wo sie überwacht werden.
Sobald sich der Kreislauf des Patienten stabilisiert hat, ist ein Gang zur Toilette mithilfe eines Pflegers oder einer Schwester möglich. Ansonsten sollte man aufrechtes Sitzen oder gar Stehen vermeiden. Selbst das Essen sollte im Liegen eingenommen werden. In den kommenden Tagen werden die Patienten lernen, rückengerecht aufzustehen, um selbstständig die Toilette aufsuchen zu können. Wichtig ist hier, dass Schulter und Becken immer in einer Ebene bleiben und der Körper nicht verdreht wird.
Patienten werden voraussichtlich vier bis fünf Tage stationär im Krankenhaus verbringen, bevor sie nach Hause entlassen werden. In dieser Zeit ist es wichtig, sich möglichst normal zu bewegen. Das bedeutet, dass man täglich regelmäßig aufsteht und kurze Strecken geht. Mit der Zeit sollten die zurückgelegten Wege länger werden, sodass man nach der Entlassung selbstständig im eigenen Zuhause agieren kann. Fällt Patienten das Gehen besonders schwer, ist eine Unterstützung mit einem Rollator möglich. Zudem sollten die Patienten Sitzen vermeiden, um Schmerzen vorzubeugen.
Für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt gibt es verschiedene Möglichkeiten, bei denen Krankengymnastik eine wichtige Rolle spielt.
Nimmt der Patient an ambulanten Reha-Maßnahmen teil, so befindet er sich während der Therapie zu Hause und besucht täglich ein Reha-Zentrum. Er geht entweder selbstständig dorthin oder wird von Fachkräften dorthin gebracht. Ein Mitarbeiter des Sozialdienstes wird mit Betroffenen über diese Möglichkeit sprechen und geeignete Therapievorschläge machen. Im Reha-Zentrum wartet ein umfangreiches Rehabilitationsprogramm auf den Patienten, mit dem die Rückenmuskulatur gestärkt und Schmerzen abgebaut werden sollen.
Bei der stationären Rehabilitation müssen die Patienten ebenfalls ein umfangreiches Reha-Programm durchführen, das jedoch in einem Reha-Krankenhaus stattfindet. Der Aufenthalt ist meist für drei bis vier Wochen geplant.
Die dritte Möglichkeit besteht darin, ein ambulantes Krankengymnastikprogramm zu besuchen. Ärzte verschreiben nach der Entlassung entsprechende Einheiten Krankengymnastik, die bei einem Physiotherapeuten oder zu Hause absolviert werden. Das Minimalprogramm besteht hier aus sechs Einheiten, die zwei Mal pro Woche durchgeführt werden.
Ob ein Rehabilitationsaufenthalt notwendig ist oder nicht, hängt individuell vom Patienten ab. Oftmals können Betroffene nach einer minimalinvasiven Operation direkt nach Hause gehen und eine ambulante Physiotherapie nutzen, um die Rückenmuskulatur zu stärken. In anderen Fällen sind die Patienten auf fremde Hilfe angewiesen und müssen wieder das Gehen und Laufen lernen. Die Anschlussbehandlung nach einer OP (AHB, Anschlussheilbehandlung) stellt sicher, dass die Patienten stetig in Bewegung bleiben. Bewegung ist wichtig, damit sich die Rückenmuskulatur nicht abbaut. Physiotherapeuten helfen den Betroffenen, gezielt Haltungswechsel zwischen Sitzen, Stehen und Gehen vorzunehmen, ohne dass es dabei zu Schmerzen kommt oder die Wirbelsäule zu stark belastet wird. Gymnastik, Krafttraining und Yoga sorgen dafür, dass die Muskulatur gestärkt wird und der Dauerdruck auf die Nerven abnimmt. Zudem fördert Bewegung den venösen Abfluss aus dem Bereich des Spinalkanals. Ganz wichtig ist zudem, dass die Patienten ein Hohlkreuz vermeiden. Besonders gut hierfür eignen sich beispielsweise Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren.
Ein weiteres Ziel des Rehabilitationsaufenthalts ist die positive Einstellung der Patienten. Viele Patienten sind durch Untersuchungsmethoden wie CT oder MRT verunsichert und befürchten, dass die Lebensqualität unter der Kanalverengung leidet. Doch wird die Rückenmuskulatur professionell trainiert, so finden die allermeisten Patienten bald gut zu ihrem Alltag zurück.
Darüber hinaus lernen die Patienten im Rahmen des Reha-Aufenthalts, Hilfsmittel richtig zu verwenden, um diese bei Bedarf in ihrem Lebensalltag nutzen zu können. Dazu gehören beispielsweise Rollatoren, Gehstöcke oder auch Einkaufswagen. Letztere können verwendet werden, um sich beim Einkaufen leicht nach vorne zu beugen und die Wirbelsäule zu entlasten.
Die Dauer der Reha ist ebenfalls individuell abhängig und kann nicht pauschal bestimmt werden. Bevor die Betroffenen ihre Arbeitstätigkeit wieder aufnehmen können, dauert es zwischen vier Wochen und drei Monate, in denen sie ambulant eine Physiotherapie besuchen.
Nach Abschluss der Reha-Maßnahmen wird erneut der Arzt aufgesucht. Dieser wird über weitere Behanldungsmaßnahmen entscheiden und die Arbeitsfähigkeit des Patienten beurteilen. Insgesamt sollten Betroffene sich zwar anstrengen, aber nicht zu sehr belasten. In den ersten drei Monaten nach der OP sollten Betroffene nicht mehr als 10 bis 15 kg Gewicht heben. Mit Schmerzen signalisiert der Körper, dass eine Grenze erreicht wurde. Sobald man Schmerzen verspürt, sollte die Übung oder Tätigkeit abgebrochen werden, um den Genesungsprozess nicht zu gefährden.
Obwohl die Rehabilitation nach der Spinalkanalstenose-OP sehr lange dauert, profitieren die meisten Patienten von dieser Operation. Bei etwa 80-90 Prozent aller Operierten erreicht man eine Linderung der Schmerzen.
aktualisiert am 13.11.2019