Meist schiebt man Rückenschmerzen auf eine schlechte Sitzhaltung im Büro oder auf falsch ausgewählte Kissen, doch manchmal steckt mehr dahinter. Sobald zu den Beschwerden Taubheitsgefühle oder starke Schmerzen beim Laufen hinzukommen, ist eine lumbale Spinalkanalstenose die mögliche Ursache. Hierbei handelt es sich um eine Verengung des Wirbelkanals im Bereich der Lendenwirbelsäule, der mit Druck auf die Nervenbahnen einhergeht. Meist ist die lumbale Wirbelkanalstenose eine altersbedingte Erkrankung der Wirbelsäule, sodass sich die mögliche Entstehung kaum vermeiden lässt. Führen konservative Methoden wie Schmerz- und Physiotherapie zu keinem Erfolg, ist eine Operation der Spinalkanalstenose notwendig.
Die Bezeichnung „lumbale Spinalkanalstenose“ beschreibt im Groben schon gut, worum es sich bei der Erkrankung der Wirbelsäule handelt: Im Lendenbereich (lumbal) ist ein Bereich des Wirbelkanals (Spinalkanal) verengt (Stenose), sodass unter Umständen Druck auf die empfindlichen Nervenbahnen im Rückenmark ausgeübt wird. Zahlreiche Spinalkanalstenosen werden im Segment L 3/4 oder L 4/5 der Wirbelsäule diagnostiziert. Das ist der Bereich zwischen dem dritten und dem vierten Lendenwirbel beziehungsweise zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel.
Leiden die Patienten unter Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen, ist eine Behandlung unerlässlich, da andernfalls bleibende Nervenschädigungen drohen oder Blutgefäße komprimiert werden können. In vielen Fällen verursacht eine lumbale Spinalkanalstenose allerdings keine Beschwerden und wird nur zufällig diagnostiziert. In diesem Fall muss der Arzt abhängig von den Leiden des Patienten die Therapiemaßnahmen bestimmen. Häufig genügt die Kombination von Schmerzmitteln mit physiotherapeutischen Maßnahmen.
Da es sich bei der lumbalen Spinalkanalstenose um eine degenerative Erkrankung handelt, kann man ihr kaum vorbeugen. In den meisten Fällen sind Abnutzungen der Wirbelsäule schuld daran, dass es zu einer Spinalkanalverengung an der Lendenwirbelsäule (LWS) kommt. Deshalb ist die Verengung keine Seltenheit bei Menschen höheren Alters. Etwa jeder fünfte Patient über 60 Jahre leidet an einer Verengung des Spinalkanals. Im Laufe des Lebens ist die Wirbelsäule so starken Belastungen ausgesetzt, dass die Bandscheibe zwischen den Wirbeln Flüssigkeit verliert. Damit reduziert sich die Dämpfung in der Wirbelsäule, sodass Knochenabrieb die Folge ist. Gleichzeitig lassen sich die Wirbel nun einfacher gegeneinander schieben und Bandscheibenvorfälle drohen. Ist die Rückenmuskulatur allerdings gut trainiert, macht sich eine lumbale Wirbelkanalstenose nicht unbedingt bemerkbar. Allgemein lässt sich feststellen, dass je schwächer die Rückenmuskulatur ist, desto wahrscheinlicher die Stenose Beschwerden verursacht.
Zusätzlich erhöhen Faktoren wie Übergewicht oder starke Belastung das Risiko, an einer Stenose zu erkranken. Oft ist auch eine Arthrose schuld daran, dass sich bestimmte Gelenke vergrößern und damit auf den Wirbelkanal verengen. Angeborene oder erworbene Wirbelmissbildungen begünstigen die Entstehung einer lumbalen Spinalkanalstenose, verursachen aber nur in Ausnahmefällen die Stenose. Noch seltener sind Hormonveränderungen für die Stenose verantwortlich, wie es etwa bei der Krankheit Morbus Cushing der Fall ist: Hormone sorgen dafür, dass Knochen abgebaut und eine Verengung des Wirbelkanals begünstigt wird. Tritt die Wirbelkanalstenose nicht an der Lendenwirbelsäule, sondern an der Halswirbelsäule auf, so spricht man von einer zervikalen Spinalkanalstenose. Deutlich häufiger tritt allerdings die Verengung an der LWS auf.
Je nachdem, wie fortgeschritten die Verengung bereits ist, können die Nervenbahnen im Rückenmark beeinträchtigt werden. Führt die Verengung dazu, dass Blutgefäße komprimiert oder Nerven abgedrückt werden, kommt es zu folgenden Symptomen:
Wer diese Symptome auf die leichte Schulter nimmt und den Arztbesuch hinauszögert, verschlimmert die Beschwerden womöglich. In diesem Fall treten folgende weitere Symptome auf:
Da sich eine lumbale Spinalkanalstenose schleichend über Monate hinweg entwickelt, suchen die meisten Patienten den Arzt sehr spät auf. Dabei ist eine frühe Behandlung notwendig, um Folgebeschwerden zu vermeiden. Zudem verspricht im fortgeschrittenen Stadium nur noch der operative Eingriff eine Besserung der Leiden.
Wird die Diagnose der lumbalen Spinalkanalstenose nicht zufällig gestellt, wie es bei vielen Patienten der Fall ist, so wird der Hausarzt eine Überweisung zum Orthopäden aussprechen. Dieser wird eine eingehende Untersuchung des Körpers vornehmen und zudem verschiedene Fragen zu Beschwerden stellen. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie, Röntgen oder Kernspintomographie (MRT) zeigen sehr gut, wie die Nerven, Bandscheiben und Blutgefäße im Rücken aussehen und woher die Beschwerden rühren. Daneben lässt sich eine lumbale Spinalstenose über sensibel oder motorisch evozierte Potenziale (SEP, MEP) diagnostizieren. Auf die Kopfhaut des Patienten wird eine Elektrode angebracht, die einen Bewegungsimpuls an den jeweils verantwortlichen Bereich im Gehirn sendet. Eine weitere Elektrode wird dort angebracht, wo der Impuls als Muskelkontraktion ankommt. Dauert der Weg zwischen Hirnrinde und Muskel zu lange, so ist eine lumbale Spinalkanalstenose äußerst wahrscheinlich. Gemeinsam mit den Ergebnissen der bildgebenden Diagnostik lässt sich nun ein eindeutiger Befund stellen.
Abhängig vom Grad der Verengung lässt sich eine relative Spinalkanalstenose (Weite beträgt zwischen 14 und 10 Millimetern) von einer absoluten Spinalkanalstenose (Weite unter 10 Millimetern) unterscheiden. Dies hat allerdings nur bedingte Aussagekraft, da der Innendurchmesser von vorne nach hinten herangezogen wird und über die anderen Ausrichtungen keine Angaben gemacht werden.
Überdies ist es möglich, dass Patienten unter mehreren Kanalverengungen leiden. In diesem Fall geben Spezialuntersuchungen (eine Funktions- und Belastungsmyelografie mit anschließendem Myelo-CT) Aufschluss über die Bereiche der spinalen Stenose.
Ob eine Behandlung überhaupt notwendig ist, hängt in erster Linie von den Beschwerden der Patienten ab. Viele Menschen leiden unter einer lumbalen Spinalkanalstenose und merken dies in keiner Weise. Die Wirbelkanalverengung wird vielmehr zufällig entdeckt, wenn Patienten aus anderen Gründen gründlich am Rückgrat untersucht werden. Sollte die Verengung allerdings zu Schmerzen führen, so wird der Arzt sich zunächst für konservative (nicht-operative) Behandlungsmethoden entscheiden. Dazu gehören in erster Linie die Therapie mit Schmerzmitteln sowie physiotherapeutische Maßnahmen. Weil eine OP gerade für ältere Menschen hohe Risiken birgt, versucht man diese zunächst zu vermeiden. Folgende Maßnahmen gehören der konservativen Therapie an:
Sind die Schmerzen jedoch zu stark und schränken die Patienten in ihrem Leben zu sehr ein, kann sich der Arzt zusätzlich für eine minimalinvasive (Injektions-)Therapie entscheiden. Hierbei hat der Arzt folgende Möglichkeiten:
Sollten auch diese Behandlungsmethoden keinen Erfolg bringen, ist eine Operation die letzte Möglichkeit, um die Beschwerden zu verbessern. In diesem Fall muss der Chirurg versuchen, durch Dekompression die eingeengten Nerven zu entlasten. Ein anderer operativer Eingriff ist die Fusion, bei der die Wirbel mit Schrauben verbunden werden, sodass ein Verrutschen und damit weiteres Einengen des Wirbelkanals nicht mehr möglich ist.
Insgesamt wird der Arzt jedoch gründlich über die Durchführung einer Operation nachdenken. Einerseits fallen die Belastungen für Herz, Kreislauf und Organe im Rahmen der Narkose für ältere Patienten höher aus. Andererseits können während der OP als Komplikation andere Nerven geschädigt werden, sodass das Rückenmark irreparabel geschädigt werden kann. Eine Operation wird daher nur infrage kommen, wenn man alle Methoden der konservativen und mikroinvasiven Therapien ausgeschöpft hat. Daher entscheiden sich die behandelnden Ärzte in weniger als 10 Prozent der Fälle für eine Operation der Spinalkanalverengung.
aktualisiert am 19.07.2019