Bei verschiedenen Beschwerden beziehungsweise Erkrankungen kann eine Harnröhren- und Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie, Zystoskopie) sinnvoll sein, um eine Diagnose zu stellen und eventuell eine Behandlung durchzuführen.
Eine Spiegelung von Harnröhre und Harnblase wird meist bei Beschwerden durchgeführt, die auf verschiedene Erkrankungen hindeuten. Manchmal wird die Untersuchung auch bei bereits bekannten Veränderungen oder bei Verletzungen vorgenommen.
Erkrankungen, die nachgewiesen und beurteilt werden können, sind Tumore (unter anderem Harnblasenkrebs, auch zur Tumornachsorge), Entzündungen, Harnsteine in Blase oder Harnröhre sowie Fremdkörper, Verengungen der Harnröhre oder Aussackungen der Blasenwand (Blasendivertikel).
Erkrankungen, die die Harnblase oder Harnröhre betreffen und durch eine Spiegelung diagnostiziert werden können, besitzen oft ähnliche Symptome. Es kann zu Schmerzen kommen. In vielen Fällen finden sich Probleme beim Wasserlassen, beispielsweise ein Harnverhalt oder ein häufiger Harndrang. Des Weiteren kann es zu Blutbeimengungen im Harn kommen. Je nach der Krankheit können sich spezifische weitere Symptome zeigen.
Der Patient wird zu Symptomen und Vorgeschichte befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Neben der Blasenspiegelung werden oft bildgebende Verfahren durchgeführt, wie Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT). Meist wird eine Blut- und Urinuntersuchung vorgenommen. Bei einigen Erkrankungen sind diverse weitere Untersuchungen sinnvoll.
Die genannten Erkrankungen müssen voneinander unterschieden werden. Insbesondere ist ein bösartiger Tumor (z. B. Harnblasenkarzinom) auszuschließen.
Abhängig von der Erkrankung können verschiedene Behandlungsmethoden eingesetzt werden. Eine medikamentöse Therapie kann sinnvoll sein, bei anderen Veränderungen wiederum eine Operation.
Für eine gute Diagnose ist oft eine Harnröhren- und Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie) erforderlich. Die Untersuchung nimmt in den meisten Fällen lediglich einige Minuten Zeit in Anspruch.
Vor der Untersuchung wird ein Gleitgel in die Harnröhre gespritzt, das einen Wirkstoff zur örtlichen Betäubung besitzt. Nach dessen Einwirkung wird zur Spiegelung ein optisches Gerät (Urethrozystoskop, Zystoskop) mit einer kleinen Videokamera in die Harnröhre und weiter in die Blase eingeschoben. Auf einem Monitor sieht der Operateur dann in Echtzeit das Operationsgebiet. Bei Frauen ist das Einschieben des Instruments meist nicht schwierig, da die Harnröhre nur kurz und gerade ist. Bei Männern gestaltet es sich komplizierter, die Harnröhre besitzt mehrere Biegungen, so dass eine spezielle Einführungstechnik angewendet wird. Manchmal muss eine Erweiterung der Harnröhre durch einen Schnitt von innen erfolgen. Die Harnblase wird für eine bessere Sicht mit einer Flüssigkeit gefüllt.
Der Arzt beurteilt dann die Harnröhre und Blase nach krankhaften Veränderungen. Es kann auch eine Probeentnahme von Gewebe (Biopsie) durchgeführt werden. Das entnommene Gewebe wird dann einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) zugeführt. Manchmal wird auch Kontrastmittel für eine Röntgenuntersuchung über eine Spiegelung eingespritzt.
Im Rahmen der Untersuchung können sich Befunde zeigen, die auch in der Spiegelung behandelt werden können. Hier kann unter anderem eine Verödung kleiner Tumore, Entfernung von Blasen- oder Harnröhrensteinen oder eine Aufdehnung von Harnröhrenengstellen erfolgen. Eventuell kann dafür eine Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereichs) oder eine Vollnarkose vorgenommen werden. Insbesondere nach diesen Maßnahmen kann es notwendig sein, einen Blasenkatheter über die Harnröhre zu legen.
Selten können auch Komplikationen es erforderlich machen, eine Erweiterung der Spiegelung vorzunehmen.
Die Blasen- und Harnröhrenspiegelung ist im Allgemeinen ein komplikationsarmer Eingriff. Organe und Strukturen in der Nähe können verletzt werden. So kann es zu Schäden an Blase, Blasenschließmuskel und Harnröhre kommen. Unkontrollierter Harnabgang (Inkontinenz) oder Harnröhrenverengungen können die Folge sein. Blutungen und Nachblutungen sind möglich. Bei einem seltenen Durchstoßen der Harnblasenwand kann es auch an inneren Organen wie Darm oder Gebärmutter zu Verletzungen kommen, eine schwerwiegende Bauchfellentzündung kann auftreten. Manchmal entsteht eine Nebenhodenentzündung, die zum Absterben von Hoden- oder Nebenhodengewebe und somit zur verminderten Zeugungsfähigkeit führen kann. Auch Nierenbecken- oder Prostataentzündungen können vorkommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel kann die jeweilige krankhafte Veränderung durch die Blasenspiegelung beziehungsweise durch die Gewebeentnahme und -untersuchung sowie weitere Maßnahmen sicher erkannt und beurteilt werden. Kleine Behandlungsmaßnahmen können in den meisten Fällen ebenso problemlos durchgeführt werden, wenn dies bei der vorliegenden Erkrankung angezeigt ist.
Oftmals müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor der Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Falls die Behandlung unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Der Patient sollte ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, damit mögliche Keime sowie Blut besser ausgeschieden werden können.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 25.02.2022