Unsere Speicheldrüsen sind ein sehr aktives System in unserem Körper. Sie produzieren bis zu 1,5 Liter Speichel täglich, und das nicht nur während der Nahrungsaufnahme. Auch dazwischen sind sie in Betrieb. Die Sialadenitis, so wird die Speicheldrüsenentzündung medizinisch genannt, ist die häufigste Erkrankung dieser Drüsen.
Diese Entzündung kann unter anderem durch einen Speichelstein ausgelöst werden. Durch den Stein ist der Ausgang der Speicheldrüse verschlossen. Es kommt zu entzündlichen Veränderungen im Drüsengewebe. Hinter dem Stein können sich zusätzlich Bakterien vermehren, die durch die Verstopfung nicht ausgeschwemmt werden können.
Warum genau sich Speichelsteine bilden, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Man vermutet, dass die Hauptursachen eine verminderte Flüssigkeitszufuhr und eine spezielle Zusammensetzung des Speichels sind. Auch Erkrankungen wie Muskoviszidose oder Mumps stehen im Verdacht, Speichelsteine zu begünstigen.
Speichelsteine bilden sich meist in den Drüsen des Unterkiefers. Das liegt daran, dass der Speichel, der hier produziert wird, zähflüssiger ist. Auf Nummer zwei in der Reihe liegen im Übrigen die Ohrspeicheldrüsen.
Zunächst bilden sich kleine Kristallisationskerne. Da die Speicheldrüsen sehr eng sind, können diese ab einer gewissen Größe nicht mehr nach außen geschwemmt werden. In der Folge bildet sich ein Speichelstein.
Ein Speichelstein verstopft die Speicheldrüse. Das heißt, der Speichel, der sich hinter dem Stein sammelt, kann nicht beziehungsweise gar nicht mehr abfließen. Daraufhin kann sich eine Speicheldrüsenentzündung bilden. Zuerst sind die Gänge der Speicheldrüse von einer entzündlichen Veränderung betroffen, bei Fortschreiten der Erkrankung auch das weitere Drüsengewebe. Schließlich kommt es zu einer starken Schädigung der Speicheldrüse. Im Übrigen können auch andere Abflusshindernisse des Speichels zu einer Entzündung führen.
Im zurückgestauten Speichel vermehren sich Erreger wie Bakterien schneller und können eine infektiöse Entzündung mit Eiterbildung auslösen.
Hat sich die Drüse durch einen Speichelstein entzündet, entsteht meist eine lokale einseitige Schwellung (ganz im Gegensatz zu Mumps, wo die Schwellungen beidseitig auftreten). Der Betroffene hat starke Schmerzen. Ist zum Beispiel eine der Ohrspeicheldrüsen betroffen, kann es soweit gehen, dass der Patient seinen Mund vor Schmerzen nicht mehr richtig öffnen kann. Die Schleimhaut ist stark entzündet. Die betroffene Drüse ist meist geschwollen und äußerst druckempfindlich.
Zudem kann sich gebildeter Eiter in der Mundhöhle entleeren und dort einen unangenehmen Geschmack hinterlassen.
Hat sich bereits eine Entzündung gebildet, sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Unter Umständen kann eine bakterielle Infektion auf umliegendes Gewebe übergreifen. Schlimmstenfalls kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.
Die Symptome können mit schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden. Handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, kommen Antibiotika zum Einsatz.
Natürlich muss der Speichelstein entfernt werden. Hier kommt es auf die Größe des Steins an. Unter Umständen reicht es schon, den Speichelstein mit sogenannten Speichellockern zu behandeln (zum Beispiel zuckerfreie saure Bonbons oder Zitronensaft). Durch den vermehrten Speichelfluss wird der Stein nach außen befördert. Man kann auch versuchen, ihn sanft auszumassieren.
Befindet sich der Speichelstein tiefer in der Drüse, kann eine extrakorporale Stoßwellenlithotrispsie zum Einsatz kommen. Hier wird der Stein mittels Schallwellen von außen zertrümmert. Unter Umständen kann der Stein auch endoskopisch (über eine Drüsengangs-Spiegelung) entfernt werden. Selten wird eine Operation erforderlich, um den Stein zu entfernen oder in einzelnen Fällen auch die Speicheldrüse herauszunehmen.
aktualisiert am 22.09.2016