Sodbrennen entsteht durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre und verursacht ein brennendes Gefühl. Häufige Ursachen sind eine Fehlfunktion des Schließmuskels und Übergewicht. Große Mahlzeiten und scharfes Essen können Sodbrennen verschlimmern, daher helfen kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Medikamente wie Protonenpumpenhemmer reduzieren die Magensäure und lindern die Beschwerden, während in schweren Fällen eine Operation in Betracht gezogen werden kann.
Prof. Schmeding: Sodbrennen ist der Rückfluss von saurem Magensaft, also Magensäure, in die Speiseröhre, wo sie eigentlich nicht hingehört. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass es in der Speiseröhre brennt, manchmal sogar bis ganz nach oben in den Rachen aufsteigt. Manche Patienten haben vor allem auch einen hartnäckigen Husten, der durch das Sodbrennen ausgelöst werden kann. Das sind die klassischen Hauptsymptome.
Prof. Schmeding: Die Ursache ist letztlich eine Funktionsstörung des Schließmuskels am unteren Ende der Speiseröhre, am Übergang zum Magen. Diese Unfähigkeit kann dadurch entstehen, dass der Schließmuskel, wenn man so will, einfach verschlissen ist. Das ist allerdings selten der Fall. Meistens ist es so, dass der Magen ein Stück weit in den Brustraum hochgerutscht ist. Eigentlich gehört der Magen in die Bauchhöhle. Es gibt aber eine physiologische, natürliche Durchtrittsstelle für die untere Speiseröhre durch das Zwerchfell, und dann geht sie in den Magen über. Diese Durchtrittsstelle kann sich sozusagen erweitern oder verschleißen, der Magen kann durch diese Durchtrittsstelle nach oben rutschen. Dadurch wird der Schließmuskel geschwächt und der Verschlussmechanismus funktioniert nicht mehr richtig. In der Folge kann der saure Magensaft, der für die Verdauung unbedingt notwendig ist, rückwärts in die Speiseröhre gelangen, obwohl er eigentlich vorwärts transportiert werden müsste.
Klassische Risikofaktoren sind Rauchen und Übergewicht. Rauchen ist generell ein Risikofaktor für viele Gesundheitsprobleme, aber Übergewicht spielt eine besonders wichtige Rolle. Auch intensive körperliche Aktivitäten, die die Bauchmuskulatur beanspruchen, können das Risiko erhöhen. Dies betrifft z.B. Gewichtheber, Personen, die im Fitnessstudio intensive Bauchmuskelübungen durchführen, sowie Personen, die beruflich schwere Lasten heben und tragen müssen. Jede Belastung, die die Bauchmuskulatur stark beansprucht und den Bauchinnendruck erhöht, kann durch den hohen Druck zu einer Erweiterung oder Schwächung der physiologischen Durchtrittsstelle im Zwerchfell führen.
Die Ursache ist letztlich eine Funktionsstörung des Schließmuskels am unteren Ende der Speiseröhre, am Übergang zum Magen.
Prof. Schmeding: Medikamente, die direkt ein Sodbrennen auslösen, gibt es nicht. Es gibt jedoch Medikamente, die zu einer Trägheit des Magens führen. Dies kann sekundär zu vermehrtem saurem Reflux führen. Was man den Patienten grundsätzlich mit auf den Weg geben kann, ist, dass sie sich bewusster ernähren. Man kann auf kohlensäurehaltige Getränke weitestgehend verzichten oder bestimmte Mineralwässer trinken, die einen günstigen Effekt haben. Wer vor allem nachts Beschwerden hat, weil der saure Magensaft aufsteigt, kann mit erhöhtem Oberkörper schlafen. Nicht zuletzt können bestimmte Medikamente, sogenannte Säureblocker, die Säureproduktion im Magen herabsetzen, sodass gar nicht erst so viel Säure entsteht, die zurückfließen kann.
Prof. Schmeding: Scharfes Essen ist grundsätzlich nicht ideal, wenn man bereits unter solchen Beschwerden leidet. Auch Kaffee ist nicht gut. Manche Patienten haben Probleme mit großen und fettigen Mahlzeiten. Grundsätzlich können sehr große Mahlzeiten problematisch sein, weil sie länger im Magen bleiben und mehr sauren Magensaft produzieren, der zurückfließen kann. Daher ist es ratsam, kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen.
Prof. Schmeding: Daran ist der gleiche Mechanismus, den ich vorhin schon erwähnt habe, Schuld: Durch den erhöhten Bauchinnendruck während der Schwangerschaft ist einfach nicht mehr so viel Platz im Bauch, weil dort jetzt ein Kind heranwächst. Dadurch steigt der Druck im Bauchraum und damit auch der Druck auf die Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell. Hinzu kommt, dass das gesamte Muskel- und Bindegewebe während der Schwangerschaft etwas elastischer und weicher wird, was die Geburt erleichtern soll. Dadurch kann der Magen leichter nach hinten oder oben rutschen.
Prof. Schmeding: Der subjektive Leidensdruck ist da entscheidend. Am Reflux an sich ist noch niemand gestorben. Es gibt aber Daten, die zeigen, dass eine sehr lange und hartnäckige Refluxkrankheit das Risiko für eine Schleimhautveränderung am unteren Ende der Speiseröhre statistisch erhöht. Aus dieser Schleimhautveränderung kann sich im schlimmsten Fall ein bösartiger Tumor entwickeln. Das ist aber sehr, sehr selten im Vergleich zu allen Patienten, die unter saurem Reflux leiden. Wenn also jemand sagt: "Ich habe ab und zu saures Aufstoßen, aber das stört mich eigentlich nicht so sehr", dann ist das kein Fall, bei dem man unbedingt zum Arzt gehen muss.
Der subjektive Leidensdruck ist da entscheidend.
Prof. Schmeding: Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um sogenannte Protonenpumpenhemmer, die die Magensäureproduktion reduzieren. Diese Medikamente gibt es in verschiedenen Präparaten und Dosierungen und sie sind in der Regel sehr wirksam. Wenn diese Medikamente versagen - was unter anderem der Fall sein kann, wenn anatomische Gegebenheiten vorliegen, bei denen auch die stärkste Säureblockade nicht hilft, weil zum Beispiel ein Teil des Magens in der Brusthöhle liegt - muss man über eine operative Therapie nachdenken.
Es gibt auch Patienten, die eine langfristige Einnahme solcher Medikamente nicht wünschen und stattdessen eine Operation bevorzugen. Die operative Therapie sollte jedoch als letzter Schritt in der Behandlung angesehen werden. Die medikamentöse Therapie ist für die meisten Patienten völlig ausreichend und sehr effektiv.
Prof. Schmeding: Das hängt natürlich vom individuellen Befund ab, aber in der Regel ist das zugrundeliegende Problem das, was ich eingangs erwähnt habe: Die Patienten haben eine sogenannte Hiatushernie, bei der der Magen nach oben gerutscht ist. Dadurch wird der Verschlussmechanismus der unteren Speiseröhre unwirksam. Bei dieser minimalinvasiven, sogenannten Schlüsselloch-Operation wird der Magen wieder vollständig in die Bauchhöhle zurückverlagert. Die Erweiterung in der Durchtrittsöffnung des Zwerchfells wird verengt, sodass der Magen nicht wieder hochrutschen kann. Zusätzlich formt man aus dem Magen eine Manschette, die sogenannte Fundoplicatio, die als eine Art Anti-Reflux-Ventil dient und zusätzlich verhindert, dass der Magen wieder nach oben rutscht.
Das ist eine überschaubare, ich würde sagen, mittelkomplexe Operation. Man kann es vielleicht nicht mit der Einfachheit einer Blinddarmentfernung vergleichen, aber es ist ein absoluter Routineeingriff. Die Patienten bleiben in der Regel zwei bis vier Tage im Krankenhaus. Der Eingriff erfordert jedoch eine gewisse Expertise und wird in der Regel in spezialisierten Zentren durchgeführt.
Die Erweiterung in der Durchtrittsöffnung des Zwerchfells wird verengt, sodass der Magen nicht wieder hochrutschen kann.
Prof. Schmeding: Ziel der Operation ist es, dass die Patienten danach keinen Säurereflux mehr haben und sich ganz normal ernähren können. Natürlich würde man den Patienten nicht sagen: "Du bist jetzt operiert, jetzt kannst du loslegen und dich nur noch von stark kohlensäurehaltigen Getränken und Schnitzel mit Pommes ernähren". Das ist natürlich kontraproduktiv. Aber im Grunde genommen sollten diese Patienten danach in der Lage sein, ein ganz normales Ernährungsverhalten zu praktizieren.
Prof. Schmeding: Es gibt immer wieder neue Entwicklungen bei Medikamenten. Ich kann und will aber keine Werbung für bestimmte Medikamente machen. Operativ gibt es ein Verfahren, bei dem ein sich selbst ausdehnendes oder zusammenziehendes Magnetband um die untere Speiseröhre gelegt wird. Dieses soll den Reflux verhindern, indem es den inkompetenten Schließmuskel ersetzt. Das Verfahren ist wirksam und geeignet, allerdings vor allem für Patienten ohne Hiatushernie, also ohne hochgerutschten Magen. Nach unserer Erfahrung ist dies aber bei sehr vielen Patienten der Fall. Daher ist das Magnetbandverfahren nur für einen kleinen Teil der Refluxpatienten geeignet.
Prof. Schmeding: Es gibt immer wieder neue Studien zu diesem Thema, die verschiedene operative Verfahren miteinander vergleichen und Argumente finden, warum das eine besser ist als das andere. Dabei handelt es sich um Verfahren, die sich nur marginal voneinander unterscheiden. Es gibt Studien, die untersuchen, ob eine sogenannte Netzverstärkung dieses Durchgangslochs im Zwerchfell sinnvoll ist. Kurz gesagt: Macht es Sinn, die Naht, die man sonst macht, mit einem Fremdkörper, einem Kunststoffnetz, zu verstärken?
Dazu gibt es sehr widersprüchliche Daten aus den letzten 20 Jahren - immer wieder Hinweise, dass eine solche Netz-Implantation die langfristigen Ergebnisse verbessert, aber ebenso Daten, die ein erhöhtes Komplikationsrisiko für diese Verfahren zeigen. Das ist also ein Bereich, in dem viele Daten gesammelt und Studien durchgeführt werden ohne dass ein eindeutiges Ergebnis generiert wird. Die individuell sehr unterschiedlichen Patienten-Fälle machen auch ein Standard-Vorgehen für alle unmöglich. Die spezifische Beratung in einem erfahrenen Reflux-Zentrum ist hier in der Regel sehr hilfreich. Eine bahnbrechende wissenschaftliche Innovation aus den letzten Jahren gibt es aber nicht.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 24.10.2024.