Die Hauptform der Skoliose, die idiopathische Skoliose, tritt vorwiegend im Wachstumsalter auf und ihre Ursachen sind unbekannt. Durch ein ungleichmäßiges Wachstum der Wirbelsäulenmuskulatur oder der Wirbelkörper kommt es zu einer Rotation der Wirbel und damit zu einer Seitwärtsverkrümmung der Wirbelsäule. Physiotherapie ist eine standardmäßige Begleitbehandlung für Skoliosen jeglichen Schweregrades. Aber auch die Osteopathie beinhaltet zahlreiche Möglichkeiten, eine Skoliose zu therapieren.
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Ein Leitgedanke der Osteopathie ist das Vertrauen auf die Selbstheilungsfähigkeit des Körpers. Der menschliche Körper wird als Einheit verstanden, dessen Strukturen alle miteinander in Verbindung stehen. Diese Verbindung entsteht, aus Sicht der Osteopathie, durch das Fasziensystem. Faszien sind Strukturen aus Bindegewebe, die Muskeln und Muskelgruppen, aber auch Knochen, Organe und Nerven umhüllen. Somit können Spannungen und Blockaden in einem Bereich des Körpers Auswirkungen auf andere Bereiche haben und dort Symptome verursachen.
Funktionsstörungen (Dysfunktionen) führen zu einem Mobilitätsverlust der entsprechenden Struktur. Dies kann zahlreiche Auswirkungen auf andere Körperstrukturen haben. Durch das Lösen vorhandener Blockaden und Spannungen im Fasziensystem werden die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Eine Selbstregulation kann beginnen. Dies ist ein weiterer wichtiger Leitgedanke der Osteopathie.
Man unterscheidet in der Osteopathie drei Teilgebiete:
Inwieweit die Osteopathie wirkungsvoll ist, dazu ist die Studienlage bislang unzureichend. Allerdings gibt es Hinweise, dass sie Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen lindern kann.
Das Hauptaugenmerk im Rahmen einer Skoliosebehandlung bei Kindern und Jugendlichen liegt auf folgenden Punkten:
Beim Erwachsenen mit einer Skoliose kommt es durch Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule und den Bandscheiben zunehmend auch zu einer Schmerzsymptomatik. Hier ist die Schmerzlinderung meist eines der wichtigsten Ziele der Behandlung. Dies ist ein zusätzlicher Ansatzpunkt der Osteopathie.
Hauptaugenmerk des Osteopathen ist der Erhalt beziehungsweise die Wiederherstellung der Mobilität aller Körperstrukturen, um eine möglichst freie Beweglichkeit der Wirbelsäule, aber auch der Extremitäten (Gliedmaßen) zu gewährleisten. Hierzu nutzt der Osteopath verschiedene manuell (mit den Händen) ausgeführte Diagnose- und Behandlungsgriffe. Indem die Bewegungsmöglichkeiten der einzelnen Wirbelkörper erhalten bleiben, wird einer Versteifung der Nachbarregionen (Brustkorb, Rippen, Becken) entgegengewirkt. Hierbei nutzt der Osteopath Behandlungstechniken, die in allen drei Teilgebieten der Osteopathie ansetzen.
Durch den ganzheitlichen Ansatz der Osteopathie, der auch Funktionsstörungen im Bereich der Hirn-und Rückenmarkshäute, der inneren Organe und anderer Strukturen berücksichtigt, ist sie bei der Behandlung der Skoliose eine Ergänzung zur Physiotherapie, die lohnenswert sein kann. Spannungszustände an der Schädelbasis, unbewegliche Narben, eine in der Mobilität eingeschränkte Niere oder hohe Spannungszustände im Bereich des Zwerchfells können aus Sicht der Osteopathie an der Entstehung und Aufrechterhaltung einer Skoliose beteiligt sein. Diese Dysfunktionen können mit Hilfe spezieller osteopathischer Behandlungstechniken verbessert oder sogar behoben werden. Damit versucht der Osteopath, einen positiven Einfluss auf die Ausprägung der Skoliose auszuüben.
Die Osteopathie bietet die Möglichkeit zur frühzeitigen Diagnose von Risikofaktoren für die Entstehung einer Skoliose. In der Regel verursacht eine Skoliose im Kindes- und Jugendalter keine Schmerzen. Deshalb wird sie oft erst erkannt, wenn schon sichtbare Auffälligkeiten der Körperform und Körperhaltung vorliegen. Im frühzeitigen Erkennen und Behandeln von veränderten Spannungsverhältnissen, die zur Entstehung einer Skoliose beitragen können, liegt eine Chance der Osteopathie. Solche Spannungen können schon während der Schwangerschaft oder auf dem Weg durch den Geburtskanal entstehen. So kann es zum Beispiel nach einer schweren Geburt sinnvoll sein, den Säugling osteopathisch untersuchen zu lassen. Gegebenenfalls kann eine Behandlung vorgenommen werden, um der Entstehung einer Skoliose, die in diesem Fall auf ungleichen Spannungsverhältnissen beruhen würde, vorzubeugen. Je früher in solchen Fällen therapiert wird, desto besser ist die Prognose.
Schmerztherapie- und Osteopathiezentrum Döbling – Skoliose: https://www.schmerz-therapie-zentrum.at/symptome/schiefhals-bis-spannungskopfschmerz/skoliose/ (online, letzter Abruf: 08.12.2020)
ScienceDirect, René Zweedijk, Christophe Tylleman, Peter Schwindt – Skoliose und Osteopathie: Teil I: Grundlagen: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1615907120300095 (online, letzter Abruf: 08.12.2020)
Deutsches Skoliose Netzwerk (DSN) – Osteopathie: https://deutsches-skoliose-netzwerk.de/osteopathie/ (online, letzter Abruf: 08.12.2020)
aktualisiert am 08.12.2020