Eine Skoliose ist eine Verkrümmung der Wirbelsäule zur Seite. Beim Erwachsenen ergibt sie sich entweder durch Verschlechterung einer bereits in der Kindheit/Jugend vorhandenen Skoliose oder sie tritt als Folge degenerativer (verschleißbedingter) Veränderungen an der Wirbelsäule neu auf. Prinzipiell kann sich die Verkrümmung in allen Wirbelsäulenabschnitten zeigen, also in der Lendenwirbelsäule, in der Brustwirbelsäule und auch in der Halswirbelsäule.
Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Arten der Skoliose im Erwachsenenalter:
Natürlich ist auch eine Kombination aus idiopathischer und degenerativer Skoliose möglich. Selten sind andere Erkrankungen oder Verletzungen für die Verkrümmung der Wirbelsäule verantwortlich.
Das Hauptsymptom beim Erwachsenen, vor allem bei einer Skoliose im Lendenwirbelsäulenbereich, sind Rückenschmerzen. Diese Schmerzen können unterschiedliche Ursachen haben:
Werden Nerven komprimiert, sind weitere Symptome möglich:
Es kann auch zu Problemen mit Herz und Lunge (Kurzatmigkeit, schnelle Ermüdbarkeit) kommen, wenn die Brustwirbelsäule stark von der Skoliose betroffen ist und diese Organe nicht mehr genug Platz haben. Da auch andere Organe, wie zum Beispiel der Magen, von einer Einengung betroffen sein können, ist ein Völlegefühl bei gleichzeitig leerem Magen ein mögliches Symptom.
Beim Anblick fallen Asymmetrien auf, beispielsweise ein Schulterhochstand auf einer Seite. Ebenso zeigen sich die Deformitäten der Wirbelsäule, also vor allem die Verkrümmungen zur Seite. Manchmal sind sie kombiniert mit einer verstärkten Kyphose (Buckel) in der Brustwirbelsäule oder einer verstärkten Lordose (Hohlkreuz) in der Lendenwirbelsäule. Patienten können auch bemerken, dass sie kleiner geworden sind.
In der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) klärt der Arzt ab, welche Einschränkungen durch die Skoliose bestehen, welche Vorerkrankungen vorhanden sind und inwieweit die täglichen Aktivitäten, Hobbys und die Lebensqualität durch die Erkrankung eingeschränkt sind. Dieses Wissen ist wichtig, um die individuell richtige Therapie festzulegen.
Im Sichtbefund können körperliche Auffälligkeiten im Stand und bei nach vorne gebeugtem Rumpf festgestellt werden. Hierzu zählen Verkrümmungen der Wirbelsäule, Asymmetrien am Körper, Lendenwulst (das Hervortreten der Muskulatur auf einer Seite der Lendenwirbelsäule beim Vorwärtsbeugen) oder Rippenbuckel (das Hervortreten der Rippen auf einer Seite beim Vorwärtsbeugen).
Zur neurologischen Untersuchung gehören:
Bei Problemen mit Herz und Lunge werden zusätzlich eine Herz- und eine Lungenfunktionsdiagnostik durchgeführt.
Im Röntgenbild im Stand (von vorne, hinten und der Seite) kann das Ausmaß der Skoliose (Cobb-Winkel) beurteilt werden. Zugleich kann die Ausprägung einer Krümmung nach hinten (Kyphose) und nach vorne (Lordose) ermittelt werden. Zusätzlich gibt das Röntgenbild Hinweise auf degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule und den Bandscheiben. Zeigt der Patient auch neurologische Symptome (Anzeichen von Beeinträchtigungen der Nerven) oder steht eine Operation bevor, so werden auch CT- und MRT-Bilder (Computertomografie und Magnetresonanztomografie) angefertigt. Neben den knöchernen Strukturen lassen sich damit auch die Weichteile gut beurteilen.
Soweit das möglich ist, wird die Skoliose beim Erwachsenen konservativ (ohne Operation) behandelt. Eine Schmerzlinderung kann oft durch nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAID) wie Ibuprofen oder Diclofenac erzielt werden. Auch Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien) können schmerzlindernd wirken. In manchen Fällen werden auch entzündungshemmende Medikamente in die Facettengelenke der Wirbelsäule (kleine Gelenke zwischen zwei Wirbelkörpern) oder in den Bereich der Nervenwurzeln gespritzt, wenn diese entzündet sind.
Physikalische Anwendungen wie feuchte Wärme wirken durch ihre muskelentspannende Wirkung oft schmerzlindernd. Physiotherapie zur Verbesserung oder zum Erhalt der Beweglichkeit, Atemtherapie bei Einschränkungen der Lungenfunktion, Haltungsschule und Kräftigung der rumpfstabilisierenden Muskulatur gehören ebenfalls zum Behandlungsspektrum.
Das Tragen eines Korsetts sollte genau abgewogen werden. Manchmal führt es durch die Entlastung der Muskulatur zu einer Schmerzlinderung. Gleichzeitig bildet sich die wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur aber durch das Tragen eines Skoliose-Korsetts auch zurück, was auf Dauer kontraproduktiv ist.
In folgenden Fällen kann eine Operation der Skoliose notwendig werden:
Beim Erwachsenen wird am häufigsten eine Wirbelsäulenversteifung von hinten durchgeführt. Dabei werden oft auch Bandscheiben oder Knochenanteile entfernt. Dann wird die Wirbelsäulenstellung in dem betroffenen Abschnitt so weit wie möglich korrigiert und anschließend mit Metallimplantaten (Schrauben und Stangen) in dieser Position versteift. Damit die Wirbelsäule dauerhaft verknöchern kann, wird Knochenmaterial zwischen die einzelnen Wirbelkörper eingebracht, damit diese miteinander verwachsen können. Hat die Verknöcherung stattgefunden, werden die Metallimplantate theoretisch nicht mehr zur Stabilisierung der Wirbelsäule benötigt. Sie verbleiben aber normalerweise im Körper, um den Patienten keinem weiteren Operationsrisiko auszusetzen.
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aktualisiert am 13.11.2020