Der Begriff Rhinosinusitis ist vielen Patienten unbekannt. Es handelt sich hierbei um eine gleichzeitig auftretende Entzündung der Nasenschleimhaut sowie der Schleimhaut, welche die Nasennebenhöhlen auskleidet. Auf den ersten Blick erweckt die Bezeichnung den Eindruck, es handele sich um eine Kombination aus Rhinitis (Schnupfen) und Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung). Vielmehr wird heute dafür plädiert, letztgenanntes Krankheitsbild in der Rhinosinusitis aufgehen zu lassen. Der Hintergrund ist, dass eine Nasennebenhöhlenentzündung im Regelfall mit Nasenschleimhautentzündungen assoziiert werden.
Die Rhinosinusitis ist genau genommen kein neues Krankheitsbild. Vielmehr wird inzwischen vermehrt der Begriff Rhinosinusitis statt Sinusitis verwendet. Der Name Rhinosinusitis findet sich auch in den Leitlinien zur Behandlung der entzündlichen Erkrankungen der Nasenschleimhaut beziehungsweise der Schleimhäute in den Nebenhöhlen. Diese Entwicklung ist der Erkenntnis geschuldet, dass im Zusammenhang mit der Nasennebenhöhlenentzündung im Regelfall auch die Nasenschleimhaut betroffen ist.
In der Internatioalen Klassifikation der Krankheiten (ICD, International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist die Nasennebenhöhlenentzündung aber nach wie vor als selbständige Erkrankung gelistet (ICD-10 J01 und J32). Hintergrund: Die ICD klassifiziert Erkrankungen vorrangig nach der Lokalisation. Daher werden die entzündlichen Krankheiten der oberen Atemwege hier nach wie vor in Rhinitis und Sinusitis unterschieden.
Entsprechend der Überlappung der beiden Begriffe Sinusitis und Rhinosinusitis ähneln sich die Ursachen sowie die Symptome, Diagnose und Behandlung sehr stark.
Grundsätzlich werden bei der Rhinosinusitis (oder RS) unterschieden:
Akute Rhinosinusitiden dauern weniger als 12 Wochen, die Beschwerden klingen vollständig wieder ab. Tritt die Erkrankung innerhalb von 12 Monaten wenigstens vier Mal auf, wird von einer wiederkehrenden – der rezidivierenden – Rhinosinusitis gesprochen. Eine chronische Rhinosinusitis dauert mehr als 12 Wochen.
Akute Rhinosinusitiden entstehen sehr oft in Zusammenhang mit einer Erkältung. Auslöser sind dann mit großer Wahrscheinlichkeit Viren. Allerdings kann auch eine Infektion mit Bakterien zu den Symptomen einer akuten Rhinosinusitis führen. Typische Krankheitszeichen wie die erschwerte Nasenatmung entstehen durch Schleimhautschwellungen. Hierdurch verengen sich die Öffnungen (Ostien) der Nasennebenhöhlen. Zu den Nasennebenhöhlen gehören die
Die Entzündung kann bei einer Rhinosinusitis in diese Höhlen vordringen. Manchmal kommen jedoch andere Ursachen einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) vor. Einseitig lokalisierte Entzündungen der Kieferhöhle können beispielsweise auch durch Zahnwurzelprobleme oder vorangegangene Zahnextraktionen (Zahn ziehen) verursacht werden – es entsteht eine dentogene Sinusitis maxillaris.
Eine Verlegung durch Schleimhautschwellungen kann sich auch aufgrund allergischer Reaktionen oder aufgrund von Polypen (Aussackungen der Schleimhaut in Hohlorgane) bilden. Hierbei handelt es sich um Auslöser der chronischen Rhinosinusitis.
Eine Rhinosinusitis äußert sich durch vielschichtige Symptome, die im Gesichtsbereich konzentriert sind. Typisch ist die Verlegung der Nase, was sich in einer sehr deutlich erschwerten Nasenatmung bemerkbar macht. Parallel leidet darunter der Geruchssinn. Ein weiteres typisches Symptom ist eine ausgeprägte Schleimsekretion. Diese äußert sich im Nasenlaufen (der sogenannten Rhinorrhoe) und begünstigt Sekretansammlungen im Rachenbereich (was als Postnasal-Drip-Syndrom bezeichnet wird). Dieser Schleim im Rachen äußert sich dabei oft durch:
Für die Rhinosinusitis ebenfalls typisch ist ein Druckgefühl im Gesichtsbereich und/oder Kopfschmerzen. Diese verstärken sich beim Vornüberbeugen. Zudem kann sich die Rhinosinusitis durch Niesreiz, Schlafprobleme und verstärkte Neigung zum Schnarchen bemerkbar machen.
Beschreiben Patienten beim Arztbesuch diese Symptome, liegt der Verdacht oft nahe. In der weiteren Diagnostik kommen klinische Untersuchungsmethoden wie die Nasenhöhlenspiegelung (Rhinoskopie oder nasale Endoskopie) zum Einsatz. Bei der Endoskopie werden Optiken verwendet, mit denen der Arzt die Nasenhöhlen betrachten und auf Sekret oder Polypen untersuchen kann. Die Rhinoskopie oder Nasenspiegelung dient zu Betrachtung der vorderen Areale der Nase.
Diese klinischen Untersuchungen sind im Regelfall zur Diagnose für die akute oder die wiederkehrende akute Rhinosinusitis ausreichend. Im Zusammenhang mit einer chronischen Rhinosinusitis kann sich eine weiterführende Diagnose mit bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie empfehlen. Für den Fall, dass eine wiederkehrende Rhinosinusitis beziehungsweise eine chronische Rhinosinusitis mit Allergien in Verbindung zu stehen scheint, wird der Arzt entsprechende Tests auf bestimmte Substanzen als Auslöser (Allergene) in Erwägung ziehen.
Für die Therapie der Rhinosinusitis kann an mehreren Punkten angesetzt werden. Als allgemein erfolgversprechend gelten nicht-medikamentöse Ansätze wie:
Als wirksam haben sich in der Vergangenheit auch einige pflanzliche Produkte erwiesen.
Hinsichtlich der medikamentösen Therapie ist zwischen der ARS (akuten Rhinosinusitis) und der CRS (chronischen Rhinosinusitis) zu unterscheiden. Antibiotika sind oft nicht notwendig und nicht sinnvoll, da Studien hier häufig keine bis nur sehr geringe positive Effekte gezeigt haben. Dabei gibt es allerdings eine Ausnahme: Der Zustand des Patienten verschlechtert sich beziehungsweise es liegen Anzeichen einer bakteriellen Entzündung vor. Für die akute Form der Rhinosinusitis können abschwellende Nasensprays eine begrenzte Linderung verschaffen. Im Zusammenhang mit einer chronischen Rhinosinusitis gehören Glucocorticosteroide (Cortison) zu den angewandten Maßnahmen.
aktualisiert am 24.04.2020