Nasennebenhöhlenentzündungen in Verbindung mit einer Erkältung treten häufig auf. Auslöser können aber auch andere Ursachen wie eine Allergie sein. Selbst kranke Zähne sind in der Lage, eine Sinusitis auszulösen. Diese Form der Erkrankung wird als dentogene oder odontogene Nasennebenhöhlenentzündung bezeichnet. Dabei werden sowohl Entzündungen der Zahnwurzel als auch Zahnentfernungen (Zahnextraktion) als mögliche Ursachen angesehen. In einigen Punkten unterscheidet sich die dentogene Sinusitis von einer typischen akuten Nasennebenhöhlenentzündung. Die Behandlung bezieht daher ebenfalls die Ursachen mit ein.
Die Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) bestehen aus einem System mehrerer Hohlräume im Stirn- beziehungsweise Nasenraum. Bei einer Erkältung sind besonders die weniger gut belüfteten Nebenhöhlen für die Entstehung der Sinusitis anfällig. Die Kieferhöhlen (Sinus maxillaris) sind verhältnismäßig gut belüftet. Allerdings trennt den Boden der Kieferhöhle nur eine schmale Knochenlamelle von den Zahnfächern der Backenzähne des Oberkiefers. Aufgrund dieser Anatomie wird die Entstehung einer dentogenen Sinusitis begünstigt. Der Grund: Eine Entzündung, die sich im Bereich der Zahnwurzelspitzen bildet, kann von hier aus leicht auf die Schleimhaut der Kieferhöhle übergreifen.
Zu den Erregern im Keimspektrum gehören unter anderem Bakterien wie:
Was entsteht, ist eine Sinusitis maxillaris (Entzündung der Kieferhöhle). Durch die Voranstellung des Begriffs dentogen wird auf den Auslöser hingewiesen.
Eine dentogene Sinusitis maxillaris kann sich aber auch an eine Zahnentfernung (Zahnextraktion) anschließen. Wird einer der Oberkieferbackenzähne gezogen und dabei die Knochenlamelle beschädigt, können Organismen der Mundflora eindringen. Diese wiederum lassen hier eine Entzündung entstehen. Die Zahnheilkunde spricht in diesem Zusammenhang auch von einer sogenannten MAV – der Mund-Antrum-Verbindung (eine nicht natürlich vorkommende, sondern durch den ärztlichen Eingriff verursachte Eröffnung der Kieferhöhle zur Mundhöhle hin). Dieser Auslöser wird als eine der häufigen Ursachen für die dentogene Sinusitis angesehen.
Eine dritte zahnmedizinische Ursache für die Sinusitis kann ein im Zahnfach unbemerkt verbliebener Wurzelrest sein, von dem eine Entzündung ausgeht. Zudem können Zysten (Hohlräume im Gewebe) eine Kieferhöhlenentzündung auslösen.
Eine vom Kiefer beziehungsweise den Zähnen im Oberkiefer ausgehende Sinusitis ist schmerzhaft. Sie tritt im Zusammenhang mit einer Entzündung der Zahnwurzel oder nach dem Zahnziehen akut auf. Allerdings kann – sofern es immer wieder zu Problemen mit den Zähnen kommt – die akute dentogene Sinusitis in eine chronische Entzündung der Kieferhöhle übergehen. Die beiden Formen der Sinusitis unterscheiden sich in ihren Symptomen.
Akute dentogene Nasennebenhöhlenentzündungen äußern sich durch:
Hinzu kommt, dass beim Beklopfen der betroffenen Partie ein Schmerz ausgelöst werden kann. Eine akute dentogene Sinusitis kann zusätzlich von Fieber begleitet werden.
Die Anzeichen einer chronischen dentogenen Sinusitis sind oft deutlich weniger stark ausgeprägt. Einem Teil der Patienten fallen die Symptome nur gelegentlich auf – wie gelegentliche Kopfschmerzen.
Eine Entzündung der Kieferhöhle kann mehrere Ursachen haben und muss nicht zwingend von den Zähnen herrühren. Da die Behandlung immer ursachengerichtet sein muss, hat der Arzt eine genaue Diagnose zu stellen. Im Rahmen einer dentogenen Sinusitis ist ein einseitiges Auftreten der Symptome typisch. Die sonstigen Beschwerden – wie der typischerweise sich beim Bücken verstärkende Schmerz – sind weitere Hinweise.
Zur genauen Diagnose der Erkrankung trägt im Gespräch zwischen Patient und Arzt (Anamnese) auch die Frage nach kürzlich erfolgten zahnärztlichen Behandlungen bei. Wird dies bejaht, erhärtet sich der Verdacht oft schnell. In den weiteren Untersuchungen kommen die Rhinoskopie (Spiegelung der Nase) und bildgebende Verfahren zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um:
Im Rahmen der Nasenspiegelung ist oft schon ein Sekretstau beziehungsweise eine Eiterspur im Nasengang zu erkennen.
Aufgrund der vielfältigen Ursachen, die eine dentogene Nebenhöhlenentzündung haben kann – von der Zahnextraktion (Zahn ziehen) bis zur Pilzinfektion oder einem dislozierten (in seiner Form verschobenen) Zahn – gestaltet sich die Behandlung unterschiedlich. Die Ursache ist dabei das Ziel der eigentlichen Therapie. Akute Entzündungen können heute gut mit Antibiotika behandelt werden. Im Fall einer chronischen Erkrankung verlieren diese allerdings an Wirksamkeit.
Darüber hinaus lässt sich die Sinusitis mittels Operation behandeln. Hier haben sich in den letzten Jahren einige sehr differenzierte Eingriffe etabliert. Die möglichen Operationsmethoden reichen von minimalinvasiven Ansätzen bis zu umfassenderen Eingriffen in der transoralen (durch den Mund erfolgenden) Chirurgie. Hierzu gehören unter anderem die Behandlung nach Feldmann oder die Behandlung nach Abello. Ergänzend kann eine Drainage (offene Verbindung zur Nasenhöhle) sinnvoll sein, um die Belüftung der Nebenhöhle zumindest zeitlich begrenzt wieder zu verbessern.
aktualisiert am 24.04.2020