Die Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) ist eine häufig auftretende Erkrankung. Geschätzt wird, dass fünf Prozent der Bevölkerung darunter leiden. Dabei werden zwei Formen der Sinusitis unterschieden. Auf der einen Seite tritt oft die akute Entzündung der Nasennebenhöhlen auf. Andererseits ist der Medizin eine chronische Sinusitis bekannt. Die akute und chronische Nasennebenhöhlenentzündung unterscheiden sich in mehreren Punkten.
Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung ist durch eine Symptomatik von weniger als zwölf Wochen gekennzeichnet. Üblicherweise dauert eine akute Nasennebenhöhlenentzündung ein bis zwei Wochen, teils vier Wochen oder länger. Weniger als vier Erkrankungen (Episoden) pro Jahr sind normal. Sobald sich die Zahl der Episoden über vier Erkrankungen jährlich erhöht, ist die Rede von einer akut wiederkehrenden (rezidivierenden) Sinusitis. Hier ist ein wesentliches Merkmal die völlige Rückbildung der Symptome.
Tritt eine Entzündung der Nasennebenhöhlen über einen Zeitraum von mehr als zwölf Wochen auf beziehungsweise liegt zwischen den einzelnen Episoden einer (mehr als viermal im Jahr) auftretenden Sinusitis eine Restsymptomatik, gilt die Erkrankung als chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Das heißt: Eine chronische Sinusitis entsteht, wenn akute Symptome sehr lange anhalten oder die entzündlichen Veränderungen nicht mehr richtig abheilen.
Die Anzeichen einer chronischen Sinusitis sind mit denen der akuten Variante durchaus vergleichbar. Patienten klagen unter anderem über:
Bezüglich der Kopfschmerzen ist für die Sinusitis typisch, dass sich die Symptome beim Vornüberbeugen des Oberkörpers verschlimmern. Betroffen von einer chronischen Sinusitis sind häufig die
Die anderen Nebenhöhlen – die Stirnhöhle und die Keilbeinhöhle – sind bei dieser Form der Nasennebenhöhlenentzündung oft weniger stark betroffen.
Patienten beschreiben die Krankheitszeichen der chronischen Nebenhöhlenentzündung teils als nicht so schwerwiegend wie bei einer akuten Sinusitis. Trotzdem führt die Erkrankung zu einer wesentlichen Einschränkung der Lebensqualität.
Als Auslöser für die Entstehung der Nasennebenhöhlenentzündung kommen verschiedene Ursachen in Frage. So führt die akute Sinusitis zum Anschwellen der Schleimhäute im Bereich der Öffnungen (Ostien) zwischen Nebenhöhle und Nase. In der Folge wird die Belüftung der Nasennebenhöhlen nicht mehr gewährleistet. Eine verschleppte – sprich nicht ausgeheilte – akute Entzündung kann in die chronische Sinusitis münden. Sie kann auch durch andere Ursachen entstehen.
Allergische Erkrankungen sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Stiftung ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation) geht basierend auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) von 30 Prozent bei den 18- bis 79-Jährigen aus. Frauen sind mit mehr als 35 Prozent von Allergien häufiger betroffen als Männer. Eine allergische Rhinitis (allergischer Schnupfen) führt zu einer Entzündung und dem Anschwellen der Nasenschleimhaut. Die allergische Rhinitis ist zum Beispiel für Pollenallergien – sprich Heuschnupfen – typisch. Allergene (allergieauslösende Stoffe) sind in den Frühjahrs- und Sommermonaten ein ständiger Begleiter der Betroffenen. Die Schleimhäute sind im schlimmsten Fall permanent entzündet. Der fehlende Abtransport des Schleims in den Nasennebenhöhlen bietet außerdem gute Voraussetzungen für mikrobielles Wachstum.
Eine Verlegung der Ostien (Öffnungen zwischen Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) muss nicht allein aus Entzündungen im Rahmen einer Erkältung oder eines allergischen Schnupfens entstehen. Auch anatomische Besonderheiten können die chronische Nasennebenhöhlenentzündung nach sich ziehen. Hierzu zählen zum Beispiel verengte Nebenhöhlengänge, eine Verkrümmung der Nasenscheidewand oder Schleimhautverdickungen (etwa der Nasenmuschel). Diese anatomischen Merkmale können im Lauf des Lebens entstehen, zum Beispiel als Folge eines Unfalls.
Mitunter kann es die Nasenschleimhaut sein, welche zur Entstehung der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung führt. Deren Veränderungen sind dann für die Verlegung der Zugangswege verantwortlich. Zu nennen sind beispielsweise gutartige (benigne) Wucherungen der Nasenschleimhaut. Diese Ausstülpungen, die sogenannten Polypen, können in den Nebenhöhlen selbst, aber auch im Bereich der Ostien entstehen und behindern dann die Belüftung der Nasennebenhöhle. Eine solche polypöse Sinusitis ist aber nicht die einzige Möglichkeit, wie krankhafte Veränderungen der Schleimhaut zur chronischen Nasennebenhöhlenentzündung führen. Auch an Tumorerkrankungen (sowohl gut- als auch bösartige) im Nasenraum ist hier zu denken.
Zur Entstehung einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung können noch andere Vorerkrankungen führen. Bekannt ist beispielsweise, dass die Sinusitis häufiger bei einer HIV-Infektion auftreten kann. Aber auch Mukoviszidose oder Infektionen mit Erregern wie Chlamydia pneumoniae oder mit Pilzen können die Ausbildung einer chronischen Sinusitis nach sich ziehen.
Entzündungen im Bereich der Zähne können auf die darüber liegenden Nasennebenhöhlen ausstrahlen. Daraus kann sich eine chronische Sinusitis entwickeln. An diesen Auslöser ist zu denken, wenn sich die Symptomatik nur auf einer Gesichtshälfte zeigt.
Neben den genannten Ursachen kann es passieren, dass in den Nasenraum eingedrungene Fremdkörper zur Verlegung der Öffnungen zu den Nebenhöhlen führen und sich daraus die Sinusitis entwickelt.
Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung und die akute Variante machen sich wie bereits angesprochen durch ähnliche Anzeichen bemerkbar. Für den Arzt sind beide Formen nicht immer einfach zu unterscheiden. Dass der Krankheitsverlauf schwächer ausgeprägt ist und über Wochen anhält, ist ein erster wichtiger Hinweis für den chronischen Zustand.
Beispielsweise können die sonst für eine Sinusitis typischen Kopfschmerzen und Beschwerden im Hinblick auf ein Druckgefühl bei der chronischen Verlaufsform sehr abgemildert auftreten. Ein Teil der Patienten nimmt die Anzeichen gar nicht wahr. Aufgrund der nicht immer eindeutigen Symptome sowie der Komplikationen ist eine Abgrenzung allerdings von erheblicher Bedeutung. Fachärzte werden daher zur Nasenspiegelung (Rhinoskopie) greifen, um unklare Befunde abzuklären. Hier lässt sich eine mögliche Schleimhautveränderung oder das Vorliegen von Wucherungen erkennen. Parallel kann der Arzt vorhandene Ablagerungen begutachten. Ergänzend kann mithilfe der Computertomografie (CT) die Tiefe der Nasennebenhöhlen untersucht werden. Sofern Gewebeproben begutachtet werden müssen, können diese mit einer Biopsie entnommen werden.
Liegt eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung vor, muss diese adäquat behandelt werden. Zu den Komplikationen der Sinusitis gehört das Übergreifen auf benachbarte Areale, sofern Erreger wie Bakterien beteiligt sind, etwa Richtung Auge oder Hirnhaut.
Heute haben sich bei der chronischen Sinusitis verschiedene Behandlungsansätze etabliert. Wirksame Arzneimittel nutzen beispielsweise die entzündungshemmende Wirkung von Cortison. Im Zusammenhang mit Infektionen mit Bakterien kommen Antibiotika zum Einsatz. Ein weiterer Ansatz besteht in der operativen Behandlung, etwa um eine Verengung der Ostien (Öffnungen zur Nasenhöhle) zu beseitigen.
Zu den einfachen Maßnahmen bei der Erkrankung gehört die regelmäßige Nasenspülung mit Salzwasser, die über Wochen durchgeführt werden kann. Des Weiteren können für kurze Zeiträume abschwellende Nasensprays eingesetzt werden, die die Verbindungsöffnungen (Ostien) erweitern können.
Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob die chronische Sinusitis eventuell mit einer Allergie in Verbindung steht. Letztere muss ebenfalls behandelt werden. Der Auslöser (das Allergen) muss vermieden werden und gegebenenfalls ist eine Hyposensibilisierung (systemische Immuntherapie) sinnvoll. Vor einem gezielten Behandlungsbeginn ist also eingehend die Ursache der chronischen Sinusitis zu bestimmen.
aktualisiert am 15.03.2022