Bei einer dauerhaft hoher Selenzufuhr kann es zu einer Selenvergiftung kommen, die neurologische Störungen, Gelenkschmerzen und einen charakteristischen Knoblauchgeruch in der Atemluft verursacht. Im Extremfall kann eine akute Selenvergiftung, die Mediziner als Selenose bezeichnen, sogar zu Herzversagen und Kammerflimmern führen, was tödlich enden kann.
Selen ist ein essenzielles Spurenelement, das im Körper in Form in zahlreiche Eiweiße und Enzyme eingebaut wird. Zu seinen Funktionen gehören unter anderem der Schutz vor oxidativem Stress und vor Krebs. Außerdem trägt es zu einer normalen Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse bei. Selen wird als Medikament zur Behandlung eines nachgewiesenen Selenmangels eingesetzt. Es ist auch Bestandteil von Mono- und Multivitaminpräparaten zur Ergänzung der Nahrung. Die Dosierungen liegen im Bereich von wenigen Mikrogramm.
Wann kommt es zu einer Selenvergiftung?
Eine Selenvergiftung tritt dann auf, wenn die empfohlene Tagesdosis über einen längeren Zeitraum überschritten wird.
Die empfohlene Tagesdosis beträgt für Männer 70 µg pro Tag und für Frauen 60 µg pro Tag. Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist für Erwachsene eine Zufuhrmenge von 300 µg Selen pro Tag tolerierbar, ohne Risiko für schädliche Nebenwirkungen. Wird diese Zufuhrmenge regelmäßig überschritten, kommt es zu einer Selenose.
Welche Formen einer Selenose gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Selenose:
Akute Selenose Eine akute Selenvergiftung tritt auf, wenn man innerhalb von 24 Stunden 4-8 mg Selen zu sich nimmt. In diesem Fall treten akute Vergiftungserscheinungen auf.
Chronische Selenose Häufiger kommt es schleichend zu einer Selenvergiftung, die als chronische Selenose bezeichnet wird. In diesem Fall wird dem Körper kontinuierlich zu viel Selen zugeführt, meist über Ernährung, Trinkwasser, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente
Was sind die Ursachen einer Selenvergiftung?
Nahrungsergänzungsmittel Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die Selen enthalten, kann zu einer Selenvergiftung führen. Wer Selen zuführt, sollte darauf achten, die maximal Tagesdosis von 300 µg pro Tag nicht zu überschreiten. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel enthalten maximal 200 µg pro Tag, so dass bei vorschriftsmäßiger Einnahme in Europa negative Auswirkungen unwahrscheinlich sind.
Obwohl Selenpräparate mit verschiedenen Vorteilen beworben werden, gibt es keine ausreichenden Belege für einen gesundheitlichen Nutzen einer erhöhten Selenzufuhr. Nur Personen, bei denen ein Risiko für einen Selenmangel besteht, sollten in Absprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ein Selenpräparat einnehmen.
Ernährung (Paranüsse) Vorsicht beim Verzehr von Paranüssen! Bereits eine einzige Nuss kann mehr als den durchschnittlichen Tagesbedarf an Selen enthalten. Der tägliche Verzehr von zu vielen Paranüssen kann toxische Werte erreichen. In Paranüssen reichert sich zudem radioaktives Radium an. Schon aus diesem Grund empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz nicht mehr als zwei Paranüsse pro Tag zu essen.
Trinkwasser In stark selenbelasteten Gebieten kann das Trinkwasser zu viel Selen enthalten. Dadurch kann es dauerhaft zu einer Selenvergiftung kommen.
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Welche Symptome treten bei einer Selenvergiftung auf?
Frühe Symptome und Anzeichen einer Selenvergiftung sind:
Metallischer Geschmack und charakteristischer Knoblauchgeruch
Übelkeit und Durchfall
Haarausfall
Brüchigkeit oder Verfärbung der Nägel
Hautausschlag oder Läsionen
Hautrötung
Müdigkeit
Reizbarkeit
Empfindlichkeit der Muskeln
Im weiteren Verlauf können Missempfindungsstörungen (Parästhesien) als Folge von Nervenschädigungen (Neuorpathie) auftreten.
Das sind nur einige Anzeichen, die bei einer Selenvergiftung auftreten können. Eine Frau aus Großbritannien entwickelte nach der Einnahme zu hoher Dosen von Selen-Nahrungsergänzungsmitteln schwere Sehstörungen und Anzeichen von Demenz. Als Folge einer Selenvergiftung stellten die Ärzte sogar Hirnschäden fest.
Symptome einer Selenvergiftung
Behandlung
Eine Behandlung ist nicht bekannt. Eine Selenvergiftung wird behandelt, indem die Selenzufuhr reduziert wird.
Quellen anzeigenQuellen ausblenden
Rayman, M. P., Winther, K. H., Pastor-Barriuso, R., Cold, F., Thvilum, M., Stranges, S., Guallar, E., & Cold, S. (2018). Effect of long-term selenium supplementation on mortality: Results from a multiple-dose, randomised controlled trial. Free radical biology & medicine, 127, 46–54. https://doi.org/10.1016/j.freeradbiomed.2018.02.015 (online, letzter Abruf: 02.06.2023)
Wang, N., Tan, H. Y., Li, S., Xu, Y., Guo, W., & Feng, Y. (2017). Supplementation of Micronutrient Selenium in Metabolic Diseases: Its Role as an Antioxidant. Oxidative medicine and cellular longevity, 2017, 7478523. (https://doi.org/10.1155/2017/7478523) (online, letzter Abruf: 02.06.2023)