Selen ist ein Nährstoff, der wie Jod im Boden vorhanden sein muss, um in ausreichender Menge in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten zu sein. Auch wenn man Lebensmittel isst, die eigentlich selenreich sein sollten, kann es sein, dass sie zu wenig Selen enthalten, weil der Boden, auf dem sie gewachsen sind, selenarm war. Der Tagesbedarf an Selen wird in der Regel durch eine ausgewogene Mischkost aus pflanzlichen und tierischen Produkten gedeckt.
Selen ist ein besonderes Spurenelement, dem in der Forschung viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, weil es viele positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Es unterstützt unser Immunsystem und schützt unsere Zellen vor Schäden, was besonders in der Krebsforschung von Bedeutung ist.
Wirkung auf freie Radikale
Selen ist an etwa 25 wichtigen Enzymen in unserem Körper beteiligt. Eine Gruppe dieser Enzyme sind die Glutathionperoxidasen. Sie helfen uns, schädliche Substanzen, so genannte freie Radikale, unschädlich zu machen. Freie Radikale sind Sauerstoffverbindungen, die unsere Zellhülle, unsere DNA und unser Erbgut angreifen und verändern können. Deshalb ist es wichtig, sie zu bekämpfen. Ein Mangel an Selen kann die Produktion dieser Enzyme beeinträchtigen, wodurch unsere Zellen weniger vor freien Radikalen geschützt sind, was zu Entzündungen und anderen Gesundheitsproblemen führen kann.
Tagesbedarf an Selen
Männer sollten etwa 70 µg, Frauen 60 µg Selen pro Tag aufnehmen. Schwangere haben keinen erhöhten Selenbedarf. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ist eine Zufuhr von 300 µg Selen pro Tag für Erwachsene tolerierbar, ohne dass schädliche Nebenwirkungen zu befürchten sind.
Ursachen für einen Selenmangel
Es gibt einige Gründe, die einen Selenmangel begünstigen. Zu den häufigsten Gründen gehören:
Einseitige Ernährung Der erste Grund für einen Selenmangel ist eine unausgewogene Ernährung. Wenn man zu wenig verschiedene Lebensmittel isst, kann es passieren, dass man mit der Nahrung zu wenig Selen aufnimmst. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig für eine ausreichende Zufuhr von Selen.
Selenarme Böden In Europa sind die Böden arm an Selen, daher ist der Selengehalt in pflanzlichen Lebensmitteln unterschiedlich. Tierfutter darf in der Europäischen Union mit Selen angereichert werden, daher ist der Selengehalt in tierischen Produkten wie Fleisch, Eiern und Fisch eine zuverlässige Selenquelle. Wer sich vegan ernährt, sollte besonders auf seine Selenzufuhr achten.
Dialyse / Niereninsuffizienz Menschen, die an einer Nierenschwäche leiden oder dialysepflichtig sind, haben häufiger einen Selenmangel. Denn bei der Dialyse werden nicht nur Giftstoffe, sondern auch wichtige Nährstoffe wie Selen aus dem Blut entfernt. Betroffene sollte ihren Arzt oder ihre Ärztin darauf ansprechen.
chronisch entzündliche Darmerkrankungen Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind häufig von Selenmangel betroffen. Die Entzündungen im Darm können die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen. Eine angepasste Ernährung und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel können hier helfen, den Selenmangel auszugleichen.
Zystische Fibrose (Mukoviszidose) Auch Menschen mit Mukoviszidose, einer angeborenen Stoffwechselerkrankung, haben oft Probleme, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen, da ihre Verdauungsorgane nicht richtig funktionieren. Dies führt häufig auch zu einem Selenmangel.
HIV Ein weiterer Risikofaktor für Selenmangel ist eine HIV-Erkrankung. Durchfall, Malabsorption und Appetitlosigkeit können dazu führen, dass nicht genügend Nährstoffe aufgenommen werden.
Anzeichen für einen Selenmangel
Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion Ein Selenmangel kann zu ähnlichen Symptomen führen wie eine Schilddrüsenunterfunktion: Gewichtszunahme, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Kälteempfindlichkeit. Selenhaltige Enzyme regulieren die Schilddrüsenfunktion. Ein Selenmangel kann sogar Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Hashimoto-Thyreoiditis begünstigen.
Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau Ein Mangel an Selen in der Nahrung kann zu einer verminderten Fruchtbarkeit führen, da Selen eine wichtige Rolle bei der Bildung von DNA und RNA spielt. Ein Selenmangel wirkt sich negativ auf die Spermienproduktion aus.
Anfälligkeit für Infektionen Wenn man häufiger als normal an Infektionen, z.B. bakteriellen Infektionen, leidet, kann dies auf einen Selenmangel hinweisen. Selen unterstützt die Entgiftung des Körpers und die Immunabwehr. Ist zu wenig Selen im Körper vorhanden, steigt grundsätzlich die Anfälligkeit für bakterielle Infektionen.
Allgemeine Muskelschwäche Mitochondrien benötigen Selen für verschiedene Funktionen. Wenn zu wenig Selen im Körper vorhanden ist, kann das zu einer gestörten Mitochondrienfunktion und Muskelschwäche führen.
Gedächtnisprobleme Selenmangel kann auch zu Konzentrationsschwierigkeiten und "Gehirnnebel" führen, da die Nervenzellen im Gehirn Selen für ihre Funktion benötigen.
Ungewöhnlicher Haarausfall oder dünnes Haar Ein Selenmangel kann dazu führen, dass die Haare dünner werden oder schneller ausfallen, da Selen zusammen mit anderen Mikronährstoffen wichtig für ein gesundes Haarwachstum ist.
Nagelveränderungen Bei Selenmangel können sich weiße Flecken auf den Nägeln bilden. Diese Flecken sind in der Regel harmlos und verschwinden oft wieder, wenn der Selenmangel behoben wird. Die Nägel können auch brüchig werden, langsamer wachsen und ihre Struktur kann sich verändern (z.B. Rillenbildung).
Anämie (Blutarmut) Ein Selenmangel kann das Anämierisiko erhöhen, darauf deuten mehrere Studien hin. Wie dieser Zusammenhang zustande kommt, ist noch nicht endgültig geklärt.
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Erkrankungen, die durch einen Selenmangel ausgelöst werden
Es gibt zwei Erkrankungen, die als Folge eines dauerhaften schweren Selenmangels beobachtet wurden (weniger als bei weniger als 20 µg/Tag):
Die Keshan-Krankheit, eine Erkrankung des Herzmuskels.
Die Kashin-Beck-Krankheit, bei der es zu Gelenkveränderungen und vermindertem Knochenwachstum kommt.
Diese Krankheiten wurden in China in Gebieten mit sehr niedrigem Selengehalt im Boden beobachtet.
Erhöht ein Selenmangel das Krebsrisiko?
Es wird behauptet, dass Selenmangel das Krebsrisiko erhöht. Diese Behauptung stützt sich auf eine Studie. Allerdings weisen die Autoren selbst auf die Schwächen der Studie hin. Eine andere Studie konnte keinen Zusammenhang zwischen Selenmangel und Krebs feststellen. Hier müssen weitere Studien durchgeführt werden, um diesen Zusammenhang zu beweisen.
Selenvergiftung
Zu viel Selen kann schädlich sein. Zu viel Selen kann gefährlich sein. Eine akute Selenvergiftung durch Aufnahme von mehreren Gramm Selen kann zu Herzversagen, Kammerflimmern und damit zum Tod führen. Deshalb sollten Selenpräparate nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin eingenommen werden.
Diagnose eines Selenmangels
Ein Selenmangel wird durch die klinischen Anzeichen gestellt. Gestützt wird es durch die Untersuchung des Blutserums auf Selen. Der Normwert bei Erwachsenen liegt zwischen 74 - 139 μg/l.
Pflanzliche Lebensmittel, die reich an Selen sind
Wer Fleisch und tierische Produkte isst, wird seltener von einem Selenmangel betroffen sein, da Nutztiere häufig mit Selen angereichertes Futter erhalten. Wer sich vegan ernährt, muss besonders darauf achten, seinen Selenbedarf zu decken. Hier sind einige pflanzlichen Lebensmittel, die reich an Selen sind:
Paranüsse Mit 1920 µg Selen pro 100 g sind Paranüsse die Stars unter den selenreichen Lebensmitteln. Schon eini einzige Nuss kann den Tagesbedarf decken. Allerdings schwanken die Werte erheblich, abhängig davon, in welcher Region die Paranuss gewachsen ist. Aber Vorsicht! Man darf nicht mehr als zwei Paranüsse pro Tag essen. In Paranüssen reichert sich radioaktives Radium an, deshalb empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz, nicht mehr als zwei Paranüsse pro Tag zu essen.
Kokosnuss Unglaubliche 800 µg Selen pro 100 g stecken in der Kokosnuss! Damit gehört die Kokosnuss auch zu den Spitzenreitern unter den selenhaltigen Lebensmitteln.
Tofu Für Vegetarier und Veganer ist Tofu eine gute Alternative, um Selen aufzunehmen. Hier sind es 19 µg pro 100 g.
Naturreis In Naturreis stecken immerhin noch 10 µg Selen pro 100 g.
Linsen Auch Hülsenfrüchte, wie Linsen, enthalten Selen. Sie liefern 9,8 µg pro 100 g.
Pistazien Nüsse und Samen sind ebenfalls gute Selenquellen. Pistazien enthalten 6,4 µg pro 100 g.
Paprika Unter den Gemüsesorten sticht die Paprika heraus. Sie enthält 4,3 µg Selen pro 100 g.
Kartoffeln Auch in Kartoffeln ist Selen enthalten – 1,5 µg pro 100 g.
Blumenkohl Blumenkohl liefert 0,9 µg Selen pro 100 g.
Brokkoli Schließlich enthält auch Brokkoli Selen, nämlich 0,7 µg pro 100 g.
Der Selengehalt in den Lebensmitteln schwankt erheblich. Dies hängt vom Selengehalt des Bodens ab. Die Böden in Europa sind relativ arm an Selen. Daher kann ein und dasselbe Lebensmittel je nach Region einen unterschiedlichen Selengehalt aufweisen.
Fazit
Die Böden in Europa sind selenarm. Dadurch haben pflanzliche Lebensmittel, die aus Europa stammen, wenig Selen. Menschen, die sich vegan ernähren, haben ein höheres Risiko einen Selenmangel zu erleiden. Treten klinische Zeichen auf, sollte ein Arzt oder Ärztin aufgesucht werden, um die Diagnose zu sichern.
Quellen anzeigenQuellen ausblenden
Quellen
Dennert G, Zwahlen M, Brinkman M, Vinceti M, Zeegers MP, Horneber M. Selenium for preventing cancer. Sao Paulo Medical Journal. 2012;130(1)
Gärtner, R.: Die medizinische Bedeutung von Selen. J Lab Med 2006; 30(4):201 – 208
Vinceti M, Filippini T, Del Giovane C, Dennert G, Zwahlen M, Brinkman M, Zeegers MP, Horneber M, D’Amico R, Crespi CM. Selenium for preventing cancer. Cochrane database of systematic reviews. 2018(1)