Die Augen und das Gleichgewichtsorgan im Ohr tragen zusammen erheblich zur gesamten Raumwahrnehmung bei. Wenn die Informationen, die über das Auge und über den Gleichgewichtssinn an das Gehirn gesendet werden, nicht übereinstimmen, können Schwindelgefühle und Sehstörungen auftreten. Schwindel kann mit Sehstörungen einhergehen, Sehstörungen können aber auch zu Schwindel führen. Die Ursachen können vielfältig sein, sie reichen von harmlosen Nackenverspannungen bis hin zu einem Schlaganfall. Da auch ernsthafte Erkrankungen hinter diesen Symptomen stecken können, sollte eine rasche medizinische Abklärung angestrebt werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Schwindel kann ebenso wie Sehstörungen für sich alleine auftreten. Häufig kommen beide Symptome aber kombiniert vor. Der Schwindel kann sich als Schwankschwindel oder Drehschwindel äußern. Sehstörungen können in diesem Zusammenhang zum Beispiel in Form von Flimmern oder Schwarzwerden vor den Augen auftreten. Folgende Ursachen können für ein zeitgleiches Auftreten beider Symptome in Frage kommen:
Sowohl ein zu hoher Blutdruck (Hypertonie) als auch ein zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) kann zu Schwindel mit Sehstörungen führen. Bei einer Hypotonie kann es vorkommen, dass die Netzhaut, der Sehnerv, das Gleichgewichtsorgan und auch das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Insbesondere kann dies beim raschen Aufstehen der Fall sein. Diese Minderversorgung kann kurzzeitig Schwindel und Sehstörungen (wie Schwarzwerden vor Augen oder „Sternchen“) verursachen. Bei sehr ausgeprägt niedrigem Blutdruck können Schwindel und Sehstörungen auch unabhängig davon bestehen. Bei einer Hypertonie werden durch den erhöhten Druck im Bereich des Auges Gefäßschäden und Netzhautveränderungen ausgelöst, die auf Dauer zu Sehstörungen, verschlechtertem Sehvermögen oder Gesichtsfeldausfällen führen können. Durch Bluthochdruckfolgen des Gleichgewichtsorganes und des Gehirns kann es zugleich zu Schwindel, Kopfschmerzen und weiteren Symptomen kommen.
Beim Unterzucker (Hypoglykämie) fehlt dem Körper die Energie, um alle wichtigen Funktionen aufrechtzuerhalten. Es kommt genug Blut im Körper an, aber es fehlt der Zucker, der in Energie umgewandelt werden kann. Schwindel und Sehstörungen können die Folge sein.
Verspannte Schulter- und Nackenmuskeln können einen Einfluss auf die Nerven und Gefäße dieser Region haben. Werden Nerven und Gefäße komprimiert, können dadurch ebenfalls Sehstörungen und Schwindel ausgelöst werden.
Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) hat das Potential für Schwindel und Sehstörungen. Grund bei beiden ist ihre Wirkung auf den Blutdruck. Die Überfunktion führt im Allgemeinen zu erhöhtem Blutdruck, die Unterfunktion zu erniedrigtem Blutdruck. Wie beim Blutdruck beschrieben, können in der Folge Sehstörungen und Schwindel entstehen.
Der oben schon erwähnte Bluthochdruck zählt zu dieser Gruppe von Erkrankungen. Aber auch Herzrhythmusstörungen oder ein Herzinfarkt führen zu einer veränderten Durchblutungssituation im gesamten Körper. Mangeldurchblutung mit den Symptomen Schwindel und Sehstörung kann die Folge sein. Beim Herzinfarkt kommen andere Symptome wie Schmerzen und ein einengendes Gefühl in der Brust, Luftnot oder Übelkeit hinzu.
Bei der Lungenembolie wird plötzlich ein Gefäß der Lunge von einem Blutgerinnsel (Thrombus) verschlossen. Die Durchblutung wird massiv gestört. Symptome können Sehstörungen und Schwindel sein. Im Vordergrund steht aber normalerweise eine ausgeprägte Luftnot, oft mit Schmerzen und Herzrasen.
Bei einem Schlaganfall kommt es im Gehirn entweder zu einem Gefäßverschluss oder zu einer Blutung. Beides hat massive Auswirkungen auf das Gehirn. Erste Symptome können Schwindel und Sehstörungen sein. Häufig treten weitere Symptome wie Sprachstörungen, Lähmungen oder Kopfschmerzen auf.
Psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen können ebenfalls ein Grund für Schwindel mit Sehstörungen sein. Werden keine körperlichen Erkrankungen festgestellt, könnte ein Zusammenhang der psychischen Störung mit den Symptomen bestehen (psychosomatische Beschwerden). Dauerhafter Stress durch psychische Belastungen kann zudem zu einem erhöhten Blutdruck mit den Folgen Schwindel und Sehstörungen führen.
Ungenügend korrigierte Fehlsichtigkeiten (zum Beispiel Kurzsichtigkeit), Schielen oder Augenmuskellähmungen können dazu führen, dass das vom Auge an das Gehirn übermittelte Bild nicht mit den anderen Informationen über die Lage des Körpers im Raum übereinstimmt. Auch eine Gleitsichtbrille, an die man sich noch nicht gewöhnt hat, kann zu Irritationen bei der Wahrnehmung der Umgebung führen. Sehstörungen und Schwindel können die Folge sein.
Wie an der Vielzahl der möglichen Ursachen klar wird, kann auch die Diagnostik vielfältig sein. Zunächst versucht der Arzt, im Gespräch einen ersten Eindruck zu bekommen, was mögliche Ursachen sein könnten. Danach versucht er über entsprechende Untersuchungen, bestimmte Krankheiten auszuschließen beziehungsweise seine Vermutung zu bestätigen. Mögliche diagnostische Verfahren sind:
Die Therapie hängt maßgeblich von der Ursache ab. Am Anfang steht eine möglichst eindeutige Diagnosestellung. Dann können die nötigen Therapiemaßnahmen individuell gewählt werden. In manchen Fällen reicht möglicherweise eine neue Brille oder ein blutdrucksenkendes Medikament. In anderen Fällen wird es länger dauern, bis die geeignete Therapie gefunden ist und die Symptome weniger werden oder verschwinden. In manchen Fällen ist eine Notfallbehandlung erforderlich wie zum Beispiel bei einem Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) – Schwindelgefühl oder Kopfschmerzen? Oft kann eine Brille helfen: http://cms.augeninfo.de/index.php?id=377 (online, letzter Abruf: 13.12.2021)
aktualisiert am 13.12.2021