Neurologischen Sehstörungen sind Sehstörungen, die durch Erkrankungen des Nervensystems ausgelöst werden. Die Ursachen können vielfältig sein, zum Beispiel Schlaganfälle, Multiple Sklerose, aber auch Augenmuskellähmungen. Durch eine neurologische Störung, die bestimmte Bereiche des Gehirns, den Sehnerven oder Nerven zur Steuerung der Augenbewegungen betrifft, entstehen Einschränkungen oder Veränderungen der Sehwahrnehmung. Beim Auftreten von verdächtigen Sehstörungen sollte immer eine rasche medizinische Abklärung erfolgen, um schnellstmöglich mit einer geeigneten Therapie beginnen zu können.
Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die neurologische Sehstörungen auslösen können. Zu den häufigsten zählen:
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Minderdurchblutung im Gehirn oder zu einer Blutung. Als Folge kann es zu verschiedenen Sehstörungen kommen. Das hängt davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Häufig sind Gesichtsfeldausfälle (wenn Anteile des Gehirns für die Verarbeitung oder Übertragung der optischen Informationen beeinträchtigt sind) oder Doppelbilder (wenn die Steuerung der Augenbewegung beeinträchtigt ist). Aber auch eine Störung der Tiefenwahrnehmung kann vorkommen. Abstände können dann nicht richtig eingeschätzt werden und man greift beispielsweise an einem Glas vorbei. Ein Schlaganfall kann viele weitere Symptome verursachen wie Sprachstörungen, Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen. Treten solche Erscheinungen plötzlich auf, muss dem Schlaganfallverdacht umgehend nachgegangen werden und ein Notarzt verständigt werden (Telefon 112 in Europa).
Bei einem Schlaganfall hängt die Therapie davon ab, ob es sich um eine Blutung oder eine mangelnde Durchblutung handelt. Hirnblutungen müssen häufig operiert werden. Bei Minderdurchblutungen durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) kommen oft Medikamente zum Einsatz.
Die Multiple Sklerose zählt zu den Autoimmunerkrankungen (Erkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift). Hierbei kommt es zu Entzündungen im Gehirn und Rückenmark, die zu verschiedenen neurologischen Ausfällen führen können. Die Ursache für das Entstehen der Entzündungen ist noch unbekannt. Häufig sind Sehstörungen erste Symptome dieser Erkrankung. Doppelbilder, aber auch verschwommenes Sehen, eine reduzierte Sehschärfe oder Gesichtsfeldausfälle sind möglich.
Zur Eindämmung der Entzündung wird meist Cortison verabreicht. Immunsuppressiva werden ebenfalls häufiger verordnet. Dies sind Medikamente, die das Immunsystem dämpfen.
Eine Entzündung des Sehnerven (Optikusneuritis) kann verschiedene Ursachen haben. Häufig ist sie Ausdruck einer Multiplen Sklerose. Es gibt auch Fälle, in denen sich die Ursache nicht klären lässt. Symptome können ein verändertes Farbsehen sein oder ein sich verschlechterndes Sehvermögen. Licht-Erscheinungen vor den Augen treten ebenfalls häufig auf. Zusätzlich bestehen oft Schmerzen im Auge.
Therapie der Wahl ist die Gabe von hochdosiertem Cortison. Hierdurch soll die Entzündung eingedämmt werden. Zu Beginn wird dieses oft über eine Infusion verabreicht, später meist in Tablettenform.
In vielen Fällen von Migräne kommt es vor den Kopfschmerzanfällen zu vorübergehenden Sehstörungen oder auch anderen Symptomen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl. Solche Erscheinungen werden Aura der Migräne genannt. Häufig treten als Sehstörungen der Migräne die Wahrnehmung gezackter Formen, Gesichtsfeldausfälle, flimmernde oder farbige Bereiche auf.
Die Aura muss normalerweise nicht behandelt werden. Gegen die Migräne selbst kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz.
Durch eine Schädigung im Gehirn oder durch eine Beeinträchtigung der Hirnnerven kann es zur Lähmung verschiedener Augenmuskeln kommen. Die Folge ist ein sogenanntes Lähmungsschielen. Es kann zu Doppelbildern kommen.
Hier ist die Therapie abhängig von der Ursache der Schädigung.
Bei der Parkinson-Erkrankung gehen mit der Zeit immer mehr Nervenzellen in einem bestimmten Bereich des Gehirns zugrunde. Die Ursache ist bislang unbekannt. Sehstörungen gehören nicht zu den Hauptsymptomen, können aber auftreten. Möglich sind verschwommenes Sehen, Doppelbilder, verminderte Sehschärfe oder auch trockene Augen. Hauptsymptome der Parkinson-Erkrankung sind schwerfällige Bewegungen, versteifte Muskeln und ein Zittern.
Zur Behandlung eines Morbus Parkinson werden meist Medikamente eingesetzt. Welche Medikamente zum Einsatz kommen, ist individuell unterschiedlich.
Diese Erkrankung Myasthenia gravis zeichnet sich dadurch aus, dass die Muskulatur schnell ermüdet. Ursache hierfür ist eine gestörte Reizweiterleitung zwischen Nerven und Muskeln. Wenn die Augenmuskeln ermüden, können Symptome wie Doppelbilder, das Herabhängen eines Augenlides und auch Lähmungen von Augenmuskeln auftreten.
Die Therapie besteht in der Gabe verschiedener Medikamente. Cortison gehört meist dazu, aber auch Medikamente, die das Immunsystem hemmen (Immunsuppressiva) und solche, die für eine bessere Reizübertragung von den Nerven auf die Muskeln sorgen (Acetylcholinesterasehemmer).
Es gibt Tumore im Auge und Tumore im Gehirn, die Sehstörungen auslösen können. Tumore im Bereich des Gehirns können neurologische Sehstörungen hervorrufen. Symptome können je nach Lage des Tumors verschwommenes Sehen, Gesichtsfeldausfälle, aber auch eine verminderte Sehschärfe sein.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Klassische Maßnahmen sind Chemotherapie, Operation und Bestrahlung. Aber auch eine Lasertherapie wird häufiger angewendet.
Gerade nach Schlaganfällen bilden sich Sehstörungen nicht immer zurück. Hier gibt es spezielle Trainings, die helfen, Gesichtsfeldausfälle zu kompensieren. Dazu zählen:
Beim VET werden ganz gezielt Blickbewegungen geübt, die in das ausgefallene Gesichtsfeld hineingehen. So kann ein gewisser Ausgleich der Ausfälle über gezielte Blickbewegungen erlernt werden. Ziel der VRT ist es, die Erweiterung des Gesichtsfeldes zu trainieren.
Wenn die Koordination oder die Bewegungsfähigkeit der Augenmuskeln eingeschränkt ist, können gezielte Augenmuskelübungen helfen. Führen diese nicht zum Erfolg, kann eine spezielle Brille (Prismenbrille) verordnet werden. Diese korrigiert über Prismen die Abweichung zwischen den beiden Augen.
Mediclin Bosenberg Kliniken – Krankheitsbild: Neurologische Sehstörungen: https://www.bosenberg-kliniken.de/fachbereiche-krankheitsbilder/krankheitsbilder-a-z/neurologische-sehstoerungen/#was-sind-neurologische-sehstoerungen (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
Klinikum Wels-Grieskirchen – Neurologisch bedingte Sehstörungen: https://www.klinikum-wegr.at/aktuell/neurologisch-bedingte-sehst%C3%B6rungen (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe – Sehstörungen: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/verstehen-vermeiden/folgen-eines-schlaganfalls/sehstoerungen-neuropsychologische-folge-eines-schlaganfalls (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
aktualisiert am 21.12.2021