Ein Schlaganfall (Apoplex) entsteht entweder durch einen Gefäßverschluss im Gehirn oder durch eine Gehirnblutung. Die Symptome und auch die Folgen können vielfältig sein. Sprachstörungen, Lähmungen von Gliedmaßen und ganzen Körperseiten sowie Sehstörungen sind häufige Anzeichen und Folgen eines Schlaganfalles. Wenn solche Beschwerden plötzlich auftreten, muss umgehend eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Es handelt sich um einen Notfall, sofort sollte ein Anruf bei der Nummer 112 (europaweit) getätigt werden.
Um ohne Störungen sehen zu können, benötigt man gesunde Augen, gesunde Sehnerven und Nervenbahnen und ein gesundes Sehzentrum im Hinterhauptslappen des Gehirns. Die Steuerung der Augenbewegung muss ebenfalls richtig ablaufen. Nur wenn alle Bereiche harmonisch zusammenarbeiten, ist ein fehlerfreies Sehen möglich. Störungen in einem dieser Bereiche können zu Sehstörungen führen. Typische Sehstörungen nach einem Schlaganfall sind:
Die Ausfälle im Gesichtsfeld können sehr unterschiedliche Ausprägungen haben. Möglich sind:
Gesichtsfeldausfälle führen zu Unsicherheit im Alltag. Gegenstände oder Menschen werden nicht mehr oder nur zum Teil gesehen. Hindernisse werden nicht erkannt. Die Betroffenen bleiben hängen oder stoßen sich vermehrt an. Beim Lesen kann es sein, dass Buchstaben und Zeilen nicht mehr erkannt werden beziehungsweise wegfallen. Dadurch wird das Lesen mühsam oder ganz unmöglich.
Bei einem Schlaganfall wird das Doppeltsehen durch eine Lähmung von Augenmuskeln verursacht. Diese tritt auf, wenn bestimmte Bereiche im Gehirn aufgrund der Durchblutungsstörung beim Schlaganfall geschädigt werden. Der Betroffene sieht Gegenstände oder Personen dadurch doppelt.
Bei einer gestörten Tiefenwahrnehmung ist das räumliche Sehen verändert. Der Blick für die Dreidimensionalität ist gestört. Betroffene können Abstände im Raum nicht mehr richtig abschätzen und greifen beispielsweise daneben, wenn sie ein Glas greifen wollen.
Eine beeinträchtigte Wahrnehmung der Raumachsen als Folge eines Schlaganfalls erschwert die Orientierung im Raum. Dies kann dazu führen, dass es dem Betroffenen nicht mehr gut möglich ist, geradeaus zu gehen. Er weicht dann von der geraden Linie ab, weil er sie nicht mehr als solche wahrnehmen kann.
Eine vorübergehende, für kurze Zeit bestehende Erblindung auf einem Auge (Amaurosis fugax) kann ein Hinweis dafür sein, dass das Risiko für einen Schlaganfall oder andere schwere Gefäßkrankheiten erhöht ist. Sie sollte in jedem Fall ernst genommen und medizinisch abgeklärt werden, auch wenn die Sehfähigkeit sich danach wieder vollständig eingestellt hat. Die zeitweise Erblindung auf einem Auge kann als Folge einer ausgeprägten Minderdurchblutung der Netzhaut auftreten. Sie ist aber eher selten.
Bei einem akut auftretenden Schlaganfall müssen gegebenenfalls Maßnahmen der Ersten Hilfe angewendet werden. Als ärztliche Behandlungsmaßnahmen können, je nach Ursache und Schwere, das medikamentöse Auflösen eines Blutgerinnsels (Lyse) oder eine Operation in Betracht kommen. Die weitere Behandlung richtet sich nach den Auswirkungen.
Es gibt verschiedene Arten des Gesichtsfeldtrainings:
Beim Explorationstraining wird der Betroffene aufgefordert, nur durch Augenbewegungen (bei unbewegtem Kopf) bestimmte Dinge in seinem Gesichtsfeld zu identifizieren. Diese Übungen sollen helfen, das Gesichtsfeld nach und nach wieder zu erweitern.
Beim Restitutionstraining wird die Erweiterung des Gesichtsfeldes mit Hilfe von Computerprogrammen geübt. Hierbei werden verschiedene Reize (Licht, Formen und Farben) für die Augenbewegungen gesetzt.
Beim Kompensationstraining geht es nicht um eine Erweiterung des Gesichtsfeldes, sondern um einen Ausgleich (Kompensation). Dieser erfolgt durch schnelle Augenbewegungen, mit denen das Gesichtsfeld „abgescannt“ wird.
Wenn Doppelbilder bestehen, kann versucht werden, die Augenmuskeln und deren Zusammenspiel beim Sehen mit bestimmten Übungen zu trainieren. Auch sogenannte Prismenbrillen können helfen, das Doppeltsehen zu korrigieren. Das Abkleben eines Auges hilft ebenfalls, weil dann das korrekte Zusammenspiel beider Augen nicht benötigt wird.
Zunächst ist der Augenarzt oft die erste Anlaufstelle bei Sehstörungen. Ursachen, die nicht mit dem Auge, sondern mit Hirnschäden zusammenhängen, gehören in das Aufgabengebiet des Neurologen. Spezialisten für die Anpassung von Brillen und Sehhilfen sind Augenoptiker. Orthoptisten hingegen behandeln und untersuchen Sehstörungen. Sie können auch bei Sehstörungen nach Schlaganfällen eine hilfreiche Anlaufstelle sein.
Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe – Sehstörungen: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/verstehen-vermeiden/folgen-eines-schlaganfalls/sehstoerungen-neuropsychologische-folge-eines-schlaganfalls (online, letzter Abruf: 13.12.2021)
Schlaganfall Begleitung, Dr. med. Christina Rückert; Stud. Med. Sedef Kuecuekuncular – Schlaganfall-Folgen Sehstörungen: https://schlaganfallbegleitung.de/folgen/sehstoerungen (online, letzter Abruf: 13.12.2021)
aktualisiert am 13.12.2021