Die Multiple Sklerose (MS) gehört zu den Erkrankungen des Nervensystems, die durch chronische Entzündungen gekennzeichnet sind. Wenn diese Entzündungen am Sehnerv oder an bestimmten anderen Hirnnerven auftreten, kann es zu Sehstörungen wie Doppelbildern oder unscharfem Sehen kommen. Sehstörungen sind bei vielen Betroffenen eines der ersten Symptome.
Es gibt zwei Arten von Ursachen für Sehstörungen in Zusammenhang mit Multipler Sklerose:
Typische Beschwerden und Sehstörungen bei einer Optikusneuritis (Entzündung am Sehnerv) sind:
Zu den typischen Sehstörungen, die bei Entzündungen an anderen Hirnnerven vorkommen, zählen:
Meist gehen die Sehstörungen wieder vollständig zurück. Es kann allerdings zwischen wenigen und 14 Tagen dauern, bis sich das Sehen wieder verbessert. Selten kommt es zu bleibenden Einschränkungen des Sehvermögens.
Bei auftretenden Sehstörungen sollten ein Augenarzt und ein Neurologe (Facharzt für Störungen des Nervensystems) konsultiert werden. Die jeweiligen Fachärzte entscheiden dann individuell und nach Vorgeschichte, welche Art der Diagnostik neben dem Arzt-Patienten-Gespräch und der grundlegenden Untersuchung (Sehtest und Betrachtung der Augen beziehungsweise klinische Beurteilung der Nervenfunktion) noch angezeigt ist.
Um die Sehstörungen zu bessern, können mehrere Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen.
Bei Menschen mit Multipler Sklerose tritt oft gleichzeitig das sogenannte Uhthoff-Syndrom auf. Die Erhöhung der Körpertemperatur durch Wärmeanwendungen oder körperliche Anstrengung führt dann zu Sehstörungen oder verschlechtert vorhandene Sehstörungen. In diesen Fällen ist eine Therapiemaßnahme, für Abkühlung zu sorgen.
Die Entzündung des Sehnerven oder anderer Hirnnerven wird wie ein akuter Schub der Multiplen Sklerose eingeordnet und behandelt. Das Mittel der Wahl sind Infusionen mit Cortison, um der Entzündung entgegenzuwirken. Bei Augenbewegungsstörungen, die nach Abklingen der Entzündung noch bestehen bleiben, kommen manchmal sogenannte Off-label-use-Medikamente zum Einsatz. Dies sind Medikamente, die zur Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt wurden und für MS bislang nicht vorgesehen sind, aber auch bei diesen Symptomen schon Wirkung gezeigt haben. Enthaltene Wirkstoffe von Medikamenten dieser Art können zum Beispiel Baclofen, Gabapentin oder Memantin sein.
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. (DMSG) – Welche Ziele verfolgt die Symptomatische Therapie?: https://www.dmsg.de/multiple-sklerose/ms-behandeln/therapiesaeulen/symptomatische-therapie (online, letzter Abruf: 05.10.2021)
Leben mit MS – MS & Sehstörungen: https://www.leben-mit-ms.de/artikel/2016-10-13/ms-sehstoerungen (online, letzter Abruf: 05.10.2021)
Neurologen und Psychiater im Netz – Sehstörungen und Missempfindungen können frühe Anzeichen von Multipler Sklerose sein: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/meldungen/article/sehstoerungen-und-missempfindungen-koennen-fruehe-anzeichen-von-multipler-sklerose-sein/ (online, letzter Abruf: 05.10.2021)
aktualisiert am 05.10.2021