Beim Schwitzen (Transpiration) gibt man Wasser mit Salzen über die Schweißdrüsen der Haut ab. Dieser Mechanismus dient der Regulation der Körpertemperatur, verhindert das Austrocknen der Haut und hält deren Säureschutzmantel aufrecht.
Schwitzen ist also ein lebenswichtiger Prozess, der den Körper vor Überhitzung schützt. Sobald die Körpertemperatur eine bestimmte Grenze übersteigt, werden die Schweißdrüsen zur Schweißproduktion angeregt. Wenn der produzierte Schweiß auf der Körperoberfläche verdunstet, kühlt das den Körper ab. Bei körperlicher Anstrengung, hoher Umgebungstemperatur oder in der prallen Sonne wird Schweiß abgesondert. Ein weiterer Auslöser für eine Schweißproduktion ist Nervosität oder Aufregung (sogenanntes emotionales Schwitzen) oder der Verzehr scharfer Spesen (gustatorisches Schwitzen). Über den Tag verteilt kann der Körper mehrere Liter Schweiß produzieren.
Hyperhidrosis ist der medizinische Fachbegriff für übermäßiges Schwitzen. Dabei geht es nicht darum, wie viel man schwitzt, sondern ob der Körper angemessen reagiert. Schon geringste Auslöser (leicht erhöhte Temperatur, Stress) führen bei Betroffenen zu Schweißausbrüchen. Davon kann der gesamte Körper betroffen sein oder nur einzelne Körperbereiche wie Hände, Füße oder Achselhöhlen. Betroffene leiden unter den ständigen feuchten Händen und Füßen, den Schweißflecken auf der Kleidung oder dem tropfenden Schweiß von der Stirn. Nicht zuletzt führt das starke Schwitzen zu einem Schamgefühl, zu sozialer Abgrenzung und einer schweren psychischen Belastung.
Grundsätzlich unterscheidet man die primäre Hyperhidrose und die sekundäre Hyperhidrose. Bei der primären Hyperhidrose finden sich keine internistischen Erkrankungen oder externen Ursachen. Sie tritt meistens in ganz bestimmten Körperbereichen auf. Die sekundäre Hyperhidrose wird durch Erkrankungen ausgelöst.
Obwohl Schwitzen eine normale Funktion des Körpers ist, kann eine hohe Schweißproduktion ohne entsprechende Auslöser wie Sport oder emotionale Belastung schnell zu einem ernsthaften Problem für die Betroffenen werden, gerade wenn zum Schweiß auch noch der unangenehme Geruch hinzu kommt. Er entsteht, wenn Bakterien der Haut die Bestandteile des Schweißes zersetzen. Hyperhidrosis, also vermehrtes Schwitzen, ist häufig nicht so leicht durch gängige Mittel wie Deodorants in den Griff zu bekommen.
Abgesehen von den kosmetischen und sozialen Problemen, die sich durch extremes Schwitzen ergeben, ist es wichtig zu wissen, dass Schwitzen auch als Symptom einer Krankheit auftreten kann. Betroffene, die schon sehr lange unter vermehrter Schweißabsonderung leiden oder an untypischen Stellen schwitzen, sollten zur Abklärung der Ursache einen Arzt konsultieren. Er kann häufig schnell Entwarnung geben oder bei entsprechendem Verdacht weitere Untersuchungen veranlassen.
Man unterscheidet verschiedene Formen des Schwitzens:
Nicht immer lässt sich eine Ursache für eine Hyperhidrosis finden.
Menschen besitzen etwa zwei Millionen Schweißdrüsen. Ihre Hauptfunktion ist, Schweiß zu produzieren und abzusondern, um die Körpertemperatur zu regulieren. Sie kommen über den gesamten Körper verteilt auf der Haut vor. Besonders viele Drüsen befinden sich an Handflächen, Fußsohlen, Stirn und Achselhöhlen.
Bei der Hyperhidrose wird von den Schweißdrüsen übermäßig Schweiß produziert. Der Übergang von normalen zu übermäßigem Schwitzen ist meist nicht leicht zu erkennen. Ein wichtiger Faktor ist, ob Betroffene darunter leiden oder nicht.
Von einer Hyperhidrose können der gesamte Körper (generalisierte Hyperhidrose) oder nur einzelne Körperbereiche (lokalisierte oder fokale Hyperhidrose) betroffen sein. Am häufigsten sind dies die Handflächen, Fußsohlen oder Achselhöhlen, aber auch Stirn, Oberkörper oder Nacken.
Typische Symptome sind:
Bei der primären Hyperhidrose treten die Symptome oft schon im Kindes- und Jugendalter auf. Man schwitzt unabhängig von der Temperatur an bestimmten Körperstellen (Hände, Füße, Achseln). Das Schwitzen wird von den Betroffenen als sehr belastend empfunden.
Um die Ursache einer krankhaft vermehrten Schweißproduktion zu finden, ist es nötig, einige Details über die Beschwerden zu erfahren. Der behandelnde Arzt befragt zunächst den Patienten:
Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf weitere Begleitsymptome einer möglichen Erkrankung, wie Zeichen einer Schilddrüsenüberfunktion (hervortretende Augen, Zittern, Schwellung der Schilddrüse). Er tastet die Lymphknoten an Hals, Kopf, Nacken und in den Achseln ab. Sie sind häufig bei entzündlichen Erkrankungen geschwollen.
Besteht der Verdacht, dass das Schwitzen durch eine Fehlfunktion im Herz-Kreislauf-System verursacht ist, können ein Ruhe- und Belastungs-EKG sowie ein Ultraschall des Herzens durchgeführt werden.
Im Labor wird eine Blutprobe untersucht und dabei vor allem auf Veränderungen der Blutzellen und der Zusammensetzung des Blutes, Entzündungszeichen, Hormonkonzentrationen und im Blutzuckerspiegel geachtet.
Je nachdem, welche Diagnosen nach diesen Untersuchungen in Betracht kommen, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden. So ist es möglich ein Röntgenbild des Brustkorbs und des Bauches zu erstellen oder die Organe mithilfe einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) darzustellen. Auch ein Ultraschall der einzelnen Organe kann notwendig sein.
Zusammenfassend können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
Um das Ausmaß der übermäßigen Schweißproduktion einschätzen zu können, wird ein Minor-Test (Jod-Stärke-Test) durchgeführt. Zunächst wird der betroffene Bereich getrocknet und mit einer Jod- Kaliumjodid-Lösung betupft. Wenn die Lösung eingetrocknet ist, wird sie mit einem Stärkepulver bestreut. An Stellen mit übermäßiger Schweißproduktion kommt es zu einem Farbumschlag nach schwarz.
Die Menge der Schweißproduktion wird mittels Gravimetrie bestimmt. Mit einem Filterpapier wird die produzierte Schweißmenge über einen bestimmten Zeitraum aufgesogen und dann gemessen.
Anhand der Ergebnisse aller Untersuchungen erfolgt die Einteilung der Hyperhidrose in drei Stadien:
Der Übergang von sehr starkem zu krankhaftem Schwitzten ist nicht immer leicht festzustellen. Sobald Sie aber unter einer übermäßigen Schweißproduktion leiden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Es handelt sich nicht um einen Schönheitsfehler, sondern um eine ernstzunehmende Erkrankung. Neben der psychischen Belastung können durch die Hyperhidrose auch schwere Hautschäden verursacht werden.
Außerdem ist es wichtig, auszuschließen oder zu erkennen, ob hinter den plötzlichen, sehr starken Schweißausbrüchen eine ernsthafte Ursache steht.
Übermäßiges Schwitzen, das nicht durch eine Krankheit sondern lediglich durch eine Fehlregulation der Nerven bedingt ist, ist nicht leicht zu behandeln; daher die Unmenge an Produktangeboten gegen Schwitzen.
Hilfreich sind Deodorants, die Aluminumchlorid enthalten. Dies verstopft die Schweißdrüsen und mindert die Schweißproduktion. Behandlungen mit Gleichstrom (Iontophorese) zeigen bei einigen Patienten eine gute Wirkung, die aber häufig nicht lange anhält. Ebenso gibt es die Möglichkeit, eine primäre Hyperhidrose mit Radiofrequenz, Mikrowellen oder Ultraschall zu behandeln.
Eine weitere Option stellt dar, die Schweißdrüsen durch einen chirurgischen Eingriff (Kürretage) zu entfernen. Allerdings ist dies nur an Stellen möglich, die Unterhautfettgewebe aufweisen, also nicht an den Händen oder Füßen. Auch können Nerven durchtrennt werden (Sympathektomie), die Schweidrüßen zur Schweißproduktion anregen.
Eine Behandlung mit Botulinumtoxin, welches bisher vor allem zur Korrektur von Falten verwendet wurde, legt die Steuerung der Schweißdrüsen lahm, sodass diese keinen Schweiß mehr produzieren. Die Wirkung einer Infektion hält nur etwa vier bis sechs Monate an. Auch eine systemische Behandlung mit bestimmten Medikamenten (Anticholinergika, bzw. Neuroleptika) kann in Betracht gezogen werden.
Bei vermehrter Schweißproduktion, deren Ursache eine Erkrankung ist (sekundäre Hyperhidrose), muss diese behandelt werden. Dabei hängt die Behandlung von der jeweiligen Diagnose ab.
Schwitzen, vor allem in den Achseln und an Händen und Füßen ist zwar unangenehm und störend, jedoch meist kein Grund zur Beunruhigung. Dennoch sollten Patienten die Zeichen ihres Körpers gut beobachten und bei Veränderungen oder dem Auftreten von Begleitsymptomen und anderen Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Besonders Nachtschweiß in Kombination mit Gewichtsverlust ist ein Alarmzeichen und sollte unbedingt durch einen Arzt abgeklärt werden.
Die Prognose ist abhängig von der Schwere der Schweißbildung, der jeweiligen Behandlung und der möglicherweise zugrundeliegenden Ursache. Wenn eine Grunderkrankung erfolgreich behandelt werden kann, reduziert sich auch die Schweißproduktion.
Leichte Hyperhidrose lässt sich in der Regel gut mit der konservativen Therapie unter Kontrolle bringen. Bei sehr starker Hyperhidrose kann eine Operation dauerhaft helfen, die Schweißproduktion zu reduzieren. Allerdings ist der Eingriff mit einigen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Deshalb kommt die operative Behandlung nur bei Versagen einer konservativen Therapie in Betracht.
Einige Maßnahmen können helfen, die Symptome einer erhöhten Schweißproduktion zu lindern:
aktualisiert am 10.06.2020