Erhebungen zu Folge leiden etwa 30 Prozent aller Menschen irgendwann in ihrem Leben an Schwindelattacken. Je älter die Betroffenen sind, desto größer ist das Risiko. Schwindel oder Vertigo ist eine unangenehme Erfahrung: Das Gefühl von Gleichgewicht und Stabilität wird für Sekunden oder Minuten in Frage gestellt. Die räumliche Orientierung geht verloren und häufig gesellen sich noch andere Wahrnehmungs-Störungen hinzu. Abgesehen vom Risiko, zu stürzen und sich zu verletzen, sind die Betroffenen oft benommen.
Nicht immer ist die Situation dramatisch. Leichter Schwindel beispielsweise beim schnellen Aufstehen ist normalerweise harmlos, die Ursache klar: Der Kreislauf hat für eine Sekunde lang nicht „mitgespielt“. Schlafmangel, ein fiebriger Infekt, die Menstruation und andere Auslöser kommen dafür in Frage.
Beängstigend sind dagegen länger anhaltende, starke und wiederkehrende Schwindel-Anfälle. Drehschwindel in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen ist ein Alarmsignal. In Kombination mit Migräne, Tinnitus, einem grippalen Infekt, Wechseljahresbeschwerden, Kreislauf-Zusammenbrüchen oder Herzrhythmusstörungen macht wiederholter Schwindel eine medizinische Untersuchung notwendig. Schon ein gehäuftes oder regelmäßiges Auftreten sollte abgeklärt und behandelt werden.
Die Gründe für wiederholte Schwindelanfälle sind vielfältig. Je stärker und häufiger der Schwindel auftritt, desto unheimlicher ist es für die Betroffenen. Daher ist es wichtig, eine vernünftige Diagnose zu erhalten und die Ursachen zu therapieren.
Beispiele für die Ursachen von Schwindel sind:
In den weitaus meisten Fällen sind Störungen im Innenohr die Auslöser für Gleichgewichts- Probleme und Schwindel. Häufig haben sich „Ohrsteinchen“ oder Otolithen in den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans gelöst und sorgen für Gleichgewichtsstörungen (benigner Lagerungsschwindel). In einigen Fällen liegt eine Mittelohrentzündung vor. Hier ist der Hals-Nasen-Ohren-Facharzt der richtige Ansprechpartner.
Vermehrter Schwindel nach Unfällen oder Traumata wiederum ist ein Fall für den Neurologen. Selbst Bandscheibenvorfälle können die Nervenleitfähigkeit behindern und zu Gleichgewichtsstörungen führen.
Allgemeinmediziner können abklären, ob entzündliche Prozesse, Allergien oder Stoffwechselerkrankungen vorliegen. Sie überweisen dann entsprechend zum Facharzt. Mit der richtigen Behandlung der Grunderkrankung lassen sich auch die Schwindelanfälle eindämmen.
Echte Spezialisten sind immer dann erforderlich, wenn keine offensichtlichen Auslöser für die Schwindelanfälle aufzuspüren sind.
Nicht immer sind die Gründe für wiederholte Schwindelanfälle leicht zu diagnostizieren. Erst in jüngerer Zeit wird die Erscheinung für sich überhaupt medizinisch ernst genommen. An vielen Orten wurden Schwindel-Kliniken und Schwindel-Ambulanzen eröffnet.
Vielen Betroffenen hilft bereits die Tatsache, dass das Problem allen Ernstes wahrgenommen wird. In früheren Jahren wurde Vertigo oft als „Einbildung“, Simulation oder als Folge mangelnder psychischer Belastbarkeit abgetan. Ähnlich problematisch war die Lage beispielsweise bei Migräne, Tinnitus oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Gezielte Untersuchungen blieben häufig ganz aus, die Betroffenen wurden unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt. Aus dieser Situation erwachsen Ängste und Depressionen.
Moderne Schwindelambulanzen sind eine Anlaufstelle für alle, die mit Vertigo-Symptomen kämpfen, aber bisher nicht gründlich untersucht wurden. In den weitaus meisten Fällen sind die Ursachen recht schnell feststellbar und vielfach harmlos. Effektive Hilfe ist möglich, immer vorausgesetzt, dass eine gründliche Diagnose Aufschluss darüber gibt, wo das Problem seinen Ursprung nimmt.
In Schwindelambulanzen werden sehr viele Aspekte untersucht, und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen tauschen sich aus. Erfahrungen der Mediziner, aber auch modernste Diagnose-Methoden kommen zum Einsatz. Denn die Schilderungen der Patienten selbst sind zwar aufschlussreich, reichen aber nicht aus, um die Schwindel-Ursachen zu ergründen.
Interessant ist, dass nur in wenigen Fällen eine angegriffene Psyche, beispielsweise eine Depression, den Schwindel auslöst. Meist sind die Beschwerden organischer Natur. Schwere, immer wiederkehrende Schwindelanfälle allerdings sind angsteinflößend und können für sich zu depressiven und angsthaften Zuständen führen.
Bei über 70 Prozent der Patienten lassen sich dank gründlicher Diagnosen und punktgenauer Therapien große Erfolge erzielen. Mit dem Befinden des Patienten verbessert sich auch die Lebensqualität wieder.
aktualisiert am 19.03.2018