Schwindel ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom zahlreicher unterschiedlicher Leiden. Neben harmlosen oder auch schwerwiegenden organischen Erkrankungen kann die Psyche eine entscheidende Rolle spielen. Wenn eine andauernde Reizüberflutung, eine Überlastung während der Arbeit oder Probleme im Privatleben negativen Einfluss auf die Seele nehmen, kann es zu Begleiterscheinungen wie Schwindel kommen. In diesen Fällen ist der Schwindel Ausdruck einer psychischen Überlastung und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Werden die Ursachen nicht ausgeräumt, kann es zu langwierigen Folgeerkrankungen wie Burnout oder einer Depression kommen.
Kommt es gelegentlich oder des Öfteren zu Schwindel, müssen zunächst die Gründe dafür gefunden werden. Organische Ursachen für Schwindel bedürfen der ärztlichen Diagnose und ziehen je nach Schwere der Erkrankung eine medizinische Therapie nach sich. Die Gründe für stressbedingten Schwindel sind hingegen im eigenen Lebensumfeld zu finden und können oft vom Betroffenen selbst ausfindig gemacht werden. Wer sich permanent auf der Arbeit unwohl fühlt, läuft Gefahr, an der Psyche zu erkranken. Dabei kann sich eine Überforderung genauso negativ auswirken wie eine Unterforderung oder ständige Auseinandersetzungen mit Kollegen oder Vorgesetzten. Aber auch das Arbeitsumfeld kann eine Rolle spielen. Beispielsweise können permanent zu dunkle oder zu helle Räume zu Stressanzeichen wie Schwindel führen. Ein direkter Zusammenhang ist nicht immer offensichtlich.
Die Stresssymptome können sich über einen längeren Zeitraum hinweg schleichend aufbauen. Gleiches gilt für einen hohen Geräuschpegel oder die Raumtemperatur. Zwar ist der menschliche Körper mit einiger Toleranz gegenüber diesen Umwelteinflüssen ausgestattet, jedoch werden die Arbeitsbedingungen von jedem Menschen individuell wahrgenommen.
Berufliche Stressfaktoren als Ursache für Schwindel können sein:
Aber auch in der Freizeit, in der sich die Menschen idealerweise von den Strapazen des Berufslebens oder der Ausbildung erholen sollen, lauern Auslöser für stressbedingten Schwindel. Eine Überforderung im Haushalt kommt ebenso infrage wie unbewältigte Beziehungsprobleme, ein hoher Lärmpegel durch Nachbarn oder Verkehr und beengte Wohnverhältnisse. Auch fehlende Akzeptanz kann zu stressbedingten oder psychogenem Schwindel führen. Wird die Leistung, die ein Mensch für seine Kinder oder den Partner erbringt, nicht anerkannt, kann daraus auf Dauer ein ernsthafter Stressfaktor erwachsen. Das gleiche gilt für einen Freundeskreis, bei dem man finanziell oder in anderer Hinsicht nicht mithalten kann.
Private Faktoren für stressbedingten Schwindel sind unter anderem:
Sind die Verursacher des stressbedingten Schwindels erst einmal ausgemacht, können sie in vielen Fällen beseitigt oder zumindest reduziert werden. Eine zusätzliche Leuchte am Arbeitsplatz, eine etwas höhere Raumtemperatur oder ein Luftbefeuchter können das Raumklima im Büro deutlich verbessern. Wenn eine Ursache für stressbedingten Schwindel durch schlechte kollegiale Verhältnisse am Arbeitsplatz identifiziert ist, sollte eine Lösung im Kreis der Mitarbeiter oder zusammen mit den Vorgesetzten angestrebt werden. Auch im privaten Bereich kann ein klärendes Gespräch mit den anderen Familienmitgliedern oder ein "Tapetenwechsel" hilfreich sein.
Jedoch können nicht alle Stressfaktoren ohne Weiteres abgestellt werden. Wer in der Küche eines Restaurants oder einer Kantine arbeitet, wird die Essensgerüche, die ihn möglicherweise belasten, ebenso wenig abstellen können wie ein Mitarbeiter in der EDV-Abteilung die permanente Computerarbeit. Es gibt aber Mittel und Wege, um die Belastung durch Stressfaktoren deutlich zu verringern.
Wer seine achtstündige Sitzung am Computer durch regelmäßige kurze Pausen unterbricht, erhöht die Chancen, erst gar keinen Stress aufkommen zu lassen. Eine stündliche Pause von fünf Minuten Dauer kann häufig schon ausreichen, um stressbedingten Schwindel zu vermeiden. Das gleiche gilt für Arbeitsplätze mit hoher Lärmbelastung oder anderen negativen Einflüssen.
Häufig sind die Aufgaben in einer Familie oder Partnerschaft fest verteilt. Kommen aber beispielsweise neue Familienmitglieder oder Haustiere hinzu, fällt mehr Arbeit an. Die zusätzlichen Aufgaben müssen dann gerecht auf alle Familienmitglieder verteilt werden und dürfen nicht an einer einzigen Person hängen bleiben. Ein klärendes Gespräch kann das Bewusstsein der anderen Haushaltsmitglieder für diese Problematik wecken.
Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training oder Yoga können hervorragende Mittel sein, um die Psyche zu stärken und Stress abzubauen. Sie lassen sich von praktisch jedem Menschen erlernen und können erheblich zur psychischen Stabilität beitragen. Zwar werden durch regelmäßige Entspannungsübungen die Stressfaktoren nicht beseitigt, stressbedingte Symptome wie Schwindel, Herzrasen oder Übelkeit können aber erheblich reduziert oder sogar vermieden werden.
Vor allen Dingen Menschen, die beruflich stark beansprucht sind, möchten ihre Freizeit so gut wie möglich nutzen. Der Wunsch nach Ausgleich kann sich aber leicht ins Gegenteil verkehren. Wer seine Freizeit mit Aktivitäten überlädt, läuft Gefahr, sich im Privatleben nur noch mehr zu stressen. Regelmäßige ruhige Abende, an denen in den eigenen vier Wänden im besten Sinne gefaulenzt wird, helfen Stress ebenso zu reduzieren wie der Spaziergang im Grünen.
Stress ist bei weitem nicht der einzige Auslöser, durch den es zu Schwindel kommen kann. Wer des Öfteren unter Schwindel leidet, sollte unbedingt von ärztlicher Seite abklären lassen, worin die Ursachen liegen. Neben vergleichsweise harmlosen Gründen wie einem niedrigen Blutdruck kommen auch gefährliche Erkrankungen wie beispielsweise eine Herzschwäche oder eine Erkrankung der Schilddrüse infrage. Mit einem Termin beim Hausarzt oder einem anderen Allgemeinmediziner begibt man sich auf den richtigen Weg, um eventuelle organische Ursachen für den Schwindel zu ergründen.
aktualisiert am 12.05.2022