Die Schilddrüse ist ein schmetterlingförmiges Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfs auf beiden Seiten des Halses in Richtung Ohren erstreckt. Die Schilddrüse ist maßgeblich an der Steuerung des Stoffwechsels im menschlichen Körper beteiligt. In ihr werden wichtige Hormone produziert, die im Verdauungstrakt für die Aufspaltung der Nahrung sorgen. Kommt es zu einer verminderten Bildung dieser Hormone, ist von einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose die Rede. Die Stoffwechselprozesse laufen dann nur noch verlangsamt ab und es kann zu Funktionsstörungen der unterschiedlichsten Organe kommen. Aber auch psychische Missempfindungen können die Schilddrüsenunterfunktion begleiten. Ein weiteres Begleitsymptom ist niedriger Blutdruck, der durch eine langsame Herzfrequenz ausgelöst wird. Die Folge ist Antriebslosigkeit oder Schwindel bis hin zur Ohnmacht.
Ausgelöst wird der zu niedrige Blutdruck und damit auch in einigen Fällen der Schwindel durch eine herabgesetzte Produktion der beiden Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird vom Gehirn gesteuert. Das Gehirn schüttet seinerseits die Hormone Thyreoliberin (TRH) und Thyreotropin (TSH) aus, die für die Hormonproduktion in der Schilddrüse verantwortlich sind. Die Abhängigkeit der Hormonproduktion in der Schilddrüse von den zugeführten Hormonen aus dem Gehirn ist sehr eng. Bereits kleine Änderungen im Mengenverhältnis können eine Schilddrüsenunterfunktion und damit auch den Schwindel und andere Begleitsymptome auslösen.
Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion neigen zu einer Bradykardie, einem zu langsamen Herzschlag und damit auch zu einem niedrigen Blutdruck. Niedrige Schilddrüsenwerte haben auch auf einer anderen Weise Einfluss auf das Herz. Die Auswirkungen sind:
Die Bradykardie löst eine allgemeine Schwäche, Atembeschwerden und Schwindel aus. Ohne Behandlung können ernsthafte Komplikationen auftreten.
Die Auswirkungen des kleinen Organs am Hals auf den menschlichen Körper sind groß. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass sich eine Fehlfunktion in teils augenfälligen Anzeichen äußert. Tritt eine oder mehrere dieser Veränderungen auf, sollte von ärztlicher Seite die Möglichkeit einer Schilddrüsenunterfunktion abgeklärt werden:
Werden die Haare struppig und glanzlos oder fallen sogar aus, kann die Ursache in einer Schilddrüsenunterfunktion liegen. Die Bildung eines Kropfs gilt als das charakteristische Anzeichen für eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Entgegen der weit verbreiteten Meinung kommt es aber nicht in jedem Fall zur Kropfbildung. Ein weiteres Anzeichen sind gelbliche Verfärbungen der Haut, die auf eine verstärkte Einlagerung von Carotin zurückgehen können. Die Haut kann sich darüber hinaus trocken und rau anfühlen. Auch unförmige Verdickungen kommen vor. Kommt es zu Schwellungen im Bereich der Augen, kann das Sichtfeld stark eingeengt werden und es verbleiben lediglich Sehschlitze.
Neben der hormonell bedingten Unterfunktion kann eine Entzündung der Schilddrüse für die verminderte Hormonproduktion verantwortlich sein. Bei der so genannten Hashimoto-Thyreoiditis (siehe auch: Wie äußert sich eine Hashimoto-Thyreoiditis und wie wird sie behandelt?) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung (Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift), in deren Verlauf Schilddrüsengewebe zerstört und die Produktion der wichtigen Hormone reduziert wird. In beiden Fällen kann es zu neurologischen Symptomen kommen, die im günstigsten Fall nur unangenehm sind:
Wird der Schwindel durch eine Hashimoto-Thyreoiditis verursacht, kann es zu so genanntem Schwankschwindel kommen. Die Auswirkungen auf die Koordinationsfähigkeit ähneln denen einer Trunkenheit. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität dadurch kann erheblich sein. Einschränkungen bestehen beim Fahrradfahren, beim Spazierengehen oder in ausgeprägten Fällen schon bei einfachen Tätigkeiten in den eigenen vier Wänden.
In seltenen Fällen kann es durch die Schilddrüsenunterfunktion zu einem Myxödem-Koma kommen, das mit Bewusstseinsverlust verbunden ist. Die Körpertemperatur sinkt ab, der Herzschlag verlangsamt sich und die Atmung wird zurückgefahren. In diesen Fällen muss umgehend medizinisch eingegriffen werden. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Form der Ohnmacht.
Als Begleiterscheinung der Schilddrüsenunterfunktion wird von Patienten ein beidseitiger langanhaltender Kopfschmerz beschrieben. Bei Migränepatienten kann es zudem zu einer Häufung der Anfälle bekommen.
Zu Einschränkungen der Lebensqualität kann es ebenso wie durch Schwindel durch Übelkeit kommen. In schweren Fällen kann die Gabe von Antibrechmitteln das Unwohlsein lindern. Um der Übelkeit dauerhaft Herr zu werden, muss jedoch die Grunderkrankung, nämlich die Unterfunktion der Schilddrüse, behandelt werden.
Gleiches gilt für die Benommenheit. Sie gehört ebenso wie leichter Schwindel zu den weniger bedrohlichen, aber unangenehmen Empfindungen, die durch eine Unterfunktion der Schilddrüse hervorgerufen werden können.
Zur Gangunsicherheit kann es bei einer Schilddrüsenunterfunktion durch die verschiedenen Sinnesbeeinträchtigungen kommen. Sie kann durch Schwindel und Benommenheit verursacht beziehungsweise verstärkt werden.
Um den Schwindel durch Schilddrüsenunterfunktion erfolgreich zu behandeln, muss die Grunderkrankung therapiert werden. Die zu geringe Hormonproduktion der Schilddrüse wird dadurch ausgeglichen, dass dem Körper Ersatzhormone zugeführt werden. Levothyroxin entspricht dem körpereigenen Thyroxin und kann die Unterfunktion und damit auch den Schwindel meist völlig beseitigen. Je nach Krankheitsbild wird es vorübergehend oder dauerhaft verabreicht.
aktualisiert am 28.02.2020