Lagerungsschindel wird auch als Kopflageschwindel bezeichnet. Er tritt bei Betroffenen auf, wenn sie die Ausrichtung des Kopfes verändern, beispielsweise zur Seite neigen. Typisch ist der Schwindel, der sich in einem heftigen Drehschwindel äußern kann, beim nächtlichen Umdrehen im Bett. Der Lagerungsschwindel kann aber auch beim Aufstehen auftreten. Stürze sind aufgrund der Schwindelanfälle möglich. Der Arzt bezeichnet diese Art des Schwindels als benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPPV, englisch: benign paroxysmal positional vertigo), als gutartigen Lagerungsschwindel oder peripheren paroxysmalen Lagerungsschwindel (PPLS).
In den meisten Fällen ist der Lagerungsschwindel harmlos. Das ändert nichts daran, dass er sehr unangenehm ist. Meist sind Frauen im höheren Lebensalter davon betroffen, der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel kann aber auch bei Männern auftreten. Das bedeutet nicht, dass diese Form des Schwindels nicht auch bei jungen Menschen auftreten kann. Der Lagerungsschwindel dauert für gewöhnlich nur wenige Sekunden und lässt spätestens nach einer Minute von allein wieder nach. Dennoch kann er Angst auslösen und auch Ursache von Übelkeit und Erbrechen sein.
Der Lagerungsschwindel muss vor allem dann ärztlich abgeklärt werden, wenn weitere Symptome auftreten. Dazu gehören schwarze Flecken vor den Augen oder auch Bewusstseinsstörungen. Eine Abklärung ist auch vor dem Hintergrund möglicher Stürze sinnvoll. Die Betroffenen erkennen für gewöhnlich recht schnell, dass sie den Schwindel durch eine veränderte Kopfhaltung beeinflussen können. Dieses Verhalten hilft dem untersuchenden Arzt bei der Diagnose.
Für die Diagnose ist der Hals-Nasen-Ohrenarzt zuständig. Er überprüft mit der Dix-Hallpike-Lagerungsprobe, ob es sich wirklich um einen Lagerungsschwindel handelt. Diese Untersuchung ist schmerzfrei. Der Patient setzt sich aufrecht auf der Untersuchungsliege. Er neigt den Kopf um 45° zur Seite und wird dann auf die Liege gelegt. Löst die Bewegung Schwindel aus, handelt es sich um Lagerungsschwindel. Ein weiterer Hinweis ist ein Muskelzucken der Augen (Nystagmus).
Die Ursache für diese Form des Schwindels liegt im Ohr, genauer gesagt im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs. Hier befinden sich Calciumcarbonat-Kristalle, die notwendig für das Gleichgewicht sind. Unter bestimmten Bedingungen können sich diese Kristalle (in der Fachsprache Otolithen oder Statolithen genannt) aus der Membran lösen, von der sie umgeben sind. Die Steinchen lösen sich aufgrund von Alterungsprozessen oder aufgrund von Gewalteinwirkungen. Wenn sie in die Bogengänge des Innenohrs geraten, überreizen sie die dort befindlichen Sinneszellen. Das Gehirn enthält widersprüchliche Informationen und der Patient verspürt den Drehschwindel.
Der Lagerungsschwindel ist fast immer gutartig. In diesem Fall hat er seine Ursache im Innenohr. Findet sich dort kein Hinweis auf eine Störung, muss weiter gesucht werden, damit die Ursache geklärt und behandelt wird. Eine weitere Ursache für den Drehschwindel kann z. B. eine Schädigung des Kleinhirns sein, wie das als Folge eines Unfalls mit Blutungen möglich ist. Es kann sich aber auch um Durchblutungsstörungen am Gehirn handeln. Ebenfalls mögliche Ursachen sind entzündliche Prozesse oder Tumore.
Die Aussichten auf einen Therapieerfolg bei benignem paroxysmalem Lagerungsschwindel sind gut. Geschulte Physiotherapeuten oder Ärzte führen bestimmte Bewegungsabläufe mit dem Patienten durch. So gelangen die Kristalle aus den sensiblen Bereichen. Vor allem handelt es sich um das sogenannte Epley-Manöver, bei dem mit einer bestimmten Abfolge von Lageveränderungen des Kopfes und Körpers bewirkt wird, die Kristalle aus den Bogengängen zu bewegen. Der Vorteil der Übungen ist, dass der Patient Bewegungsabläufe erlernt, mit deren Hilfe er dem Schwindel begegnen kann. Diese Übungen sollten immer unter fachlicher Anleitung erlernt werden, da in der ersten Zeit eine erhöhte Sturzgefahr besteht.
Im Normalfall treten die Anfälle des Lagerungsschwindels nach einigen Tagen bis Wochen nicht mehr auf. Selten bleibt die Erkrankung langwierig bestehen und Patienten leiden mitunter nach Jahren noch immer wieder unter den Schwindelattacken. Ist diese Form des Schwindels jedoch erst einmal aufgetreten, besteht zudem eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er sich nach einiger Zeit der „Ruhe“ erneut einstellt. Allerdings lassen sich Ursache und Symptome weiterhin gut behandeln mit den erlernten Übungen, die der Patient durchführen kann.
Grundsätzlich ist das Gehirn in vielen Fällen in der Lage, Schwindel zu unterdrücken. Das gelingt, indem es lernt, die falschen Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan zu ignorieren. Betroffene gewöhnen sich an den Schwindel, wenn er immer wieder auftritt.
aktualisiert am 25.02.2020