Das Bundesministerium für Bildung und Forschung geht in einer Untersuchung davon aus, dass etwa 15 Prozent aller Schulkinder in Deutschland zumindest einmal jährlich mit einem Schwindelanfall zu kämpfen haben. Ursachen dafür werden weniger in schwerwiegenden Erkrankungen als vielmehr in Auswirkungen der Wachstumsphase gesehen. Demnach könne es durch schnell wachsende Blutgefäße zu Irritationen des Gleichgewichts-Nerven und in der Folge zu Schwindelanfällen kommen. Tumore als Ursache für Schwindel seien zwar möglich, aber in jungen Jahren sehr selten.
Wenn allerdings das Zusammenspiel von Gleichgewichts- und Sehsinn gestört ist, sollten die Alarmglocken schrillen. Dann besteht die Gefahr, dass eine Schädigung des Gehirns durch einen Tumor die Ursache für den kindlichen Schwindel ist.
Wie für Erwachsene gilt auch für Kinder und Jugendliche, dass die Ursachen und Auslöser von Schwindel vielfältig sind.
Schwindelanfälle, die in Verbindung mit Migräne auftreten, sind bei Kindern häufig. 50 Prozent aller Diagnosen entfallen auf diese Art des Schwindels. Abhilfe schafft bei dem an Migräne gebundenen Schwindel das Vermeiden der Auslöser. Auch Ausdauersport und Entspannungstechniken können Besserung bringen. Bei häufigen und starken Schwindelanfällen kann die zugrunde liegende Migräne medikamentös therapiert werden. Weitere Ursachen können einseitige Funktionsstörungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr sein. Als Auslöser kommen Bakterien- und Virusinfektionen ebenso infrage wie zahlreiche weitere Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans.
Schwindelanfälle bei Kindern können völlig harmlose Ursachen haben. Überanstrengt sich beispielsweise ein Kind beim Herumtoben, kann es zu Schwindel kommen. Auch bei heißem Wetter, wenn dem Körper durch Schwitzen viel Wasser entzogen wird, kann Schwindel auftreten. Durch den Wasserentzug kommt es zur Verringerung des Blutvolumens. Der Blutdruck fällt ab und das Herz-/Kreislaufsystem kann das Gehirn nicht mehr im normalen Maße mit Sauerstoff versorgen. Es kommt zu Schwindel.
Während Fiebererkrankungen oder vorübergehenden Kreislaufproblemen kann sich Schwindel einstellen. Nach überstandener Krankheit sollte auch der Schwindel wieder verschwinden. Auch Jugendliche – oft sind es schlanke Mädchen – leiden unter niedrigem Blutdruck. Hypotonie oder niedriger Blutdruck löst häufig Begleitsymptome wie Schwindelanfälle aus. Ein typisches Symptom ist der Schwindel bei schnellem Aufstehen (Orthostase-Syndrom). Ist der Blutniederdruck besonders ausgeprägt, kann er sogar zu einer Ohnmacht führen.
Auch Übelkeit kann von Schwindel begleitet werden. Wenn das betroffene Kind ein Nahrungsmittel aufgenommen hat, das ihm nicht bekommt, versucht der Körper die unliebsame Nahrung auf dem schnellsten Wege wieder loszuwerden. Der Magen bereitet sich auf das Erbrechen vor und größere Mengen Blut sammeln sich im Verdauungstrakt. Dadurch kann es zu kurzfristiger Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und in der Folge zu Schwindelanfällen kommen.
In allen diesen Fällen ist der Schwindel harmlos und sollte von selbst wieder abklingen. Kommt es jedoch gehäuft zu Schwindelanfällen oder hält der Schwindel an, sollte ein Arzt die Ursachen abklären.
Harmlose Ursachen für Schwindel bei Kindern sind:
Neben diesen vergleichsweise harmlosen Gründen für Schwindelanfälle bei Kindern können aber auch schwerwiegende, teils sogar lebensbedrohliche Erkrankungen für Schwindel verantwortlich sein. Die Ursachenforschung ist nicht immer einfach und sollte unbedingt in die kundigen Hände eines Arztes gelegt werden. Der Kinderarzt hat das Wissen, um alle notwendigen Untersuchungen durchzuführen oder zu veranlassen. Schwindel kann als Begleiterscheinung zahlreicher schwerwiegender Erkrankungen auftreten.
Gefährliche und schwerwiegende Erkrankungen, die Schwindel auslösen können, sind:
Ein einmaliger Schwindelanfall in der prallen Sonne oder Schwindel im Verlauf einer fieberhaften Erkältung ist kein Grund zur Panik. Klingt die Erkältung ab oder wird die Sonne gemieden, verschwindet auch der Schwindel von selbst wieder. Kommt es jedoch des Öfteren zu Schwindelanfällen und lässt sich keine plausible Ursache finden, sollte unbedingt der Kinderarzt aufgesucht werden. Auch wenn ein Schwindelanfall sehr stark ausgeprägt ist, ist der Arztbesuch die richtige Maßnahme. Grundsätzlich gilt: Je stärker der Schwindel ist, desto schneller sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch wenn es am Wochenende zu starken Symptomen kommt, sollte unmittelbar gehandelt und die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses angesteuert werden.
Insbesondere dann, wenn der Schwindel harmlose Ursachen hat, verschwindet er zumeist nach kurzer Zeit von selbst wieder. Einfache Mittel können dem jungen Körper dabei helfen, wieder ins Gleichgewicht zu gelangen.
Es reicht bei Schwindel durch Überanstrengung meist schon, einen Gang herunter zu schalten und eine kleine Spielpause einzulegen.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann den Schwindel an heißen Tagen schnell vertreiben. Geeignet sind Mineralwasser, Früchte- und Kräutertees sowie verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte. Stark gesüßte Limonaden mit oder ohne Koffein sind als Durstlöscher nicht geeignet.
Bei einer fieberhaften Erkältung kann das Absenken des Fiebers, beispielsweise durch Wadenwickel, den Schwindel vertreiben. Nach Abklingen des Infekts sollten die Schwindelanfälle auch wieder verschwinden.
Bei Schwindel durch niedrigen Blutdruck ist Ruhe eine geeignete Erstmaßnahme. Das Kind sollte eine stabile Lage einnehmen, sich hinsetzen oder besser noch hinlegen. Durch das Hochlagern der Beine wird der Rückfluss des Blutes aus den Gliedmaßen zum Herzen und zum Gehirn hin angeregt. Dadurch kann das Gehirn wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und der Schwindel verflüchtigt sich.
Während es in den meisten Fällen von Schwindel bei einer mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Missempfindung bleibt, kann es mitunter auch zu gefährlichen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen kommen. Deutet sich ein Schwindelanfall an oder hat er schon stattgefunden, sollten gefährliche Situationen beim Spielen unbedingt vermieden werden. Das Klettern auf Bäume oder Gebäude verbietet sich dann ebenso von selbst wie die Teilnahme am Straßenverkehr. Das betroffene Kind sollte so lange unter Beobachtung bleiben, bis die Unbedenklichkeit des Schwindels zweifelsfrei geklärt und er wieder verschwunden ist.
aktualisiert am 08.08.2017