Schwindel, medizinisch Vertigo genannt, ist eine Störung des Gleichgewichtssinnes. Dabei handelt es sich um ein Symptom, das in einer Vielzahl von Situationen und aus vielen verschiedenen Gründen auftreten kann. Schwindel entsteht, wenn die Informationen des Sehens, des Lagesinns und des Gleichgewichtssinns (Gleichgewichtsorgans) nicht zusammen passen.
Betroffene haben dabei das subjektive Empfinden, dass sich alles um sie herum dreht oder der Boden unter ihren Füßen schwankt. Sie müssen sich festhalten oder setzen, um einen Sturz zu vermeiden. Gelegentlich tritt Vertigo auch im Liegen auf. Dies kann spontan im Ruhezustand geschehen, häufiger beim Umdrehen, beim Hinlegen oder einem Aufsteh-Versuch. Im Liegen dauern die Anfälle meist nur Sekunden.
Das Deutsche Schwindel- und Gleichgewichtszentrum hat bei einer Untersuchung von 18.000 Betroffenen die häufigsten Schwindelursachen diagnostiziert. Zu den häufigsten Schwindelursachen / Schwindelformen gehören:
Frauen sind im Durchschnitt häufiger als Männer betroffen, ältere Menschen über 60 häufiger als junge.
Die Form, in der die Schwindelattacken auftreten, lassen Rückschlüsse auf die Ursache zu und öffnen Wege zu einer Behandlung:
Zu den häufigsten Formen des Schwindels im Liegen gehört der gutartige (benigne Lagerungsschwindel). Dabei rufen bestimmte Kopfhaltungen kurzzeitige Schwindelanfälle (kleiner 60 Sekunden) hervor. In der Folge entwickeln sich Übelkeit und Nystagmus (Augenflimmern). Leider kommt es häufig vor, dass die genaue Ursache des Schwindels nicht herausgefunden werden kann (50 bis 70 Prozent).
Bei der Entstehung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel spielen die „Otoliten“ oder „Ohrsteine“ oder auch "Kalziumkristalle" in den Bogengängen des Innenohrs, dem Zentrum des Gleichgewichtsempfindens, eine entscheidende Rolle. Geraten diese Steinchen oder Kristalle vereinzelt in andere Bereiche des Innenohrs und lösen sich auf, erhält das Gehirn Falschmeldungen über Position und Bewegung des Betroffenen – Schwindelanfälle sind die Folge. Was das genau auslöst, ist bis heute nicht klar. Es gibt aber Erkrankungen oder Ereignisse, die den Lagerungsschwindel auslösen.
Wenn der Arzt in der Lage ist, eine Diagnose zu stellen, dann sind es meist diese Gründe, die zum Lagerungsschwindel führen:
Bestimmte Lagerungsübungen mit Unterstützung eines Arztes bringen die Otolithen wieder in Position und dämmen die Schwindel-Anfälle ein. Diese kann man auch zu Hause durchführen.
Grundsätzlich ist es hilfreich, sich so normal wie möglich zu verhalten und zu bewegen. Für gewöhnlich löst sich das Problem nach einer Weile von selbst.
Wiederkehrende Schwindel-Attacken gehen bei der Menière-Erkrankung vermutlich auf Verlagerung von Lymph-Flüssigkeit im Innenohr zurück. Benannt wurde die Erkrankung nach einem französischen Arzt, der Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts praktizierte. Die Störung tritt anfallsartig mit Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Tinnitus gepaart auf. Häufig kommen noch Sehstörungen und Ausfälle des Hörvermögens vor. Morbus Menière ist recht selten. Die Therapie mit Medikamenten ist möglich.
Meist gepaart mit Kopfschmerzen oder Spannungsschmerzen im Nacken- und Brustwirbelbereich, kann Liegeschwindel auf Veränderungen in der oberen Wirbelsäule hinweisen. Der gesamte Sehnen- und Muskelapparat in der beschriebenen Körperregion ist dabei durch Unfälle oder degenerative Erscheinungen beeinträchtigt, die hier angesiedelten Sinneszellen senden „Falschmeldungen“ ans Gehirn. Auch Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule können massive Gleichgewichtsstörungen auslösen. Dies wird unter dem Begriff „zervikogener Schwindel“ zusammengefasst.
Die therapeutischen Möglichkeiten bestehen aus Schmerzmitteln, Entzündungshemmern, muskelentspannenden Einreibungen oder Medikamenten oder Physiotherapie. Bei einem Bandscheibenvorfall sind zuweilen auch operative Maßnahmen notwendig.
Bedrückende Lebensumstände, Angst, Stress, seelische und körperliche Überanstrengung sowie einseitige Ernährung hinterlassen ihre Spuren. Vertigo im Liegen oder in jeder anderen Situation ist dann nur eines von vielen Symptomen, mit denen der Organismus auf Missstände aufmerksam macht. Phobischer Schwankschwindel ist die zweithäufigste Ursache für Schwindel.
Betroffene sollten so gut wie möglich versuchen, belastende Faktoren auszuschalten: Manchmal hilft bei den genannten Gründen schon eine Umstellung der Ernährung oder ein mildes pflanzliches Mittel für mehr Ausgeglichenheit und besseren Schlaf, damit eine Erholung einsetzt. Gleichzeitig ist es wichtig, Schwindel und anderen Symptomen auf den Grund zu gehen, denn sie verstärken das allgemeine Unbehagen des Patienten noch.
Unschädlich, aber vermeidbar ist Schwindel im Liegen nach größeren Mengen alkoholischer Getränke. Im Extremfall treten dabei Übelkeit und Erbrechen mit auf.
Schwindel im Liegen kann auch als Begleitsymptom bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen auftreten. Dazu gehören:
Die über das Auge empfangenen Sinneseindrücke werden vom Gehirn auf verschiedene Weise verwertet. So versucht es beispielsweise, Gleichgewichtsstörungen über die visuellen „Meldungen“ auszugleichen. Häufig treten Schwindelanfälle erst beim Schließen der Augen auf, wenn dieser Kompensations-Faktor ausfällt.
In einigen Fällen ist es unwichtig, ob die Augen geschlossen oder offen sind, in anderen lassen Schwindel und andere Symptome nach, sobald der Patient die Augen schließt. Dies ist beispielsweise bei Migräne recht oft der Fall.
Tritt der Schwindel auf, wenn man sich im Bett umdreht, dann ist liegt meistens ein benigner Lagerungsschwindel vor. Dabei spielen die Kalziumkristalle eine wichtige Rolle. Wenn man sich nicht bewegt, dann kommen sie zur Ruhe und der Schwindel tritt nicht auf. Dreht man sich, dann wechseln die Otholithen-Kristalle ihre Position und es tritt wieder Schwindel auf.
Abhilfe kann man schaffen durch die oben beschriebenen Repositionsmanöver nach Epley. Das sind Übungen, die man auch zu Hause durchführen kann. Durch das Lagerungstraining kann der Lagerungsschwindel gut behandelt werden.
Bei den meisten Menschen bessert sich der Schwindel im Liegen. Tritt plötzlich Schwindel auf, ist es ratsam, sich zu setzen oder hinzulegen, damit man nicht stürzt. Zusätzlich kann man den Kreislauf unterstützen, indem man die Bein hochlegt.
Besonders bei länger anhaltendem Schwindel (über Stunden oder Tage) muss man Erkrankungen des Innenohrs und eine Entzündung des Gleichgewichtsorgans (Labyrinthitis) und des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis) abklären. Nicht lageabhängig, aber anfallsartig, kann auch Schwindel durch Morbus Menière ausgelöst werden.
Wenn sich der Schwindel im Liegen verbessert, ist die Ursache des Schwindels häufig kreislaufbedingt. Dabei verursacht ein zu niedriger Blutdruck, dass die Versorgung des Gehirn mit Blut nicht ausreicht. Einige Menschen fallen sogar in Ohnmacht.
Legt man sich hin und lagert die Beine hoch, bessert sich die Situation sehr schnell. Das Gehirn wird wieder ausreichend mit Blut versorgt.
Wenn der Schwindel ganz verschwindet, aber beim Drehen des Kopfes wieder zeigt, dann liegt meist ein Lagerungsschwindel vor.
Wenn der Schwindel hauptsächlich nach längerem Sitzen auftritt, dann kann die Ursache kreislaufbedingt sein. Durch langes Sitzen und bei generell niedrigem Blutdruck sackt das Blut in die Beine und führt so zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut. Das führt dazu, dass sich der Schwindel hauptsächlich im Sitzen manifestiert.
Ebenso führen Verspannungen des Nackens und Probleme an der Halswirbelsäule zu Schwindel beim Sitzen. Die Verspannungen führen dazu, dass die Muskeln in diesem Bereich verhärtet sind und so die Blutversorgung des Gehirns negativ beeinflussen.
aktualisiert am 25.02.2020