Schwindel fühlt sich schnell bedrohlich an, vor allem, wenn er unerwartet kommt oder lange anhält. Dabei gibt es verschiedene Formen von Schwindel, die viele Ursachen haben können und daher auch unterschiedliche Symptome verursachen können.
Schwindel ist nicht gleich Schwindel. Er kann mit leichten oder schweren Symptomen einhergehen. Manche Schwindelanfälle lassen sich vor dem Umfeld verbergen und stören die Betroffenen nur mäßig, andere sind so stark, dass die Person das Gleichgewicht verliert und stürzt oder in Panik gerät. Das heißt, dass das Symptom des Schwindels bei einigen Schwindelarten auch so stark sein kann, dass die Betroffenen ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.
Es gibt also gute Gründe, sich intensiver mit der Analyse der eigenen Schwindelanfälle zu befassen. Das ist umso wichtiger, da sich hinter dem Schwindel harmlose Auslöser, aber auch schwere Erkrankungen verbergen können. Die Ursache zu finden, beruhigt die Betroffenen, denn starker Schwindel wirkt mit diesem Hintergrundwissen weniger beängstigend. Schwindel trifft fast jeden Menschen einmal im Leben. In vielen Fällen lässt sich das unangenehme Symptom beseitigen.
Einige häufige Arten von Schwindel sind:
Ein Attackendrehschwindel oder anfallsartiger Drehschwindel tritt plötzlich auf und kann sehr heftige Ausmaße annehmen. Spätestens nach einigen Minuten lässt er aber von allein wieder nach. Eine mögliche Begleiterscheinung ist Übelkeit. Der Betroffene fühlt sich regelrecht herumgewirbelt. Er wird blass und bricht in Schweiß aus. Dabei zeigen die Augen eine schnelle Muskelbewegung (Nystagmus). Möglich sind außerdem Druckgefühl auf den Ohren und Hörprobleme. Es besteht Sturzgefahr.
Tritt der Attackenschwindel wiederholt auf, sollte ein Arzt hinzugezogen werden, auch um die Ursache abzuklären. Eine mögliche Ursache ist die Erkrankung Morbus Menière. Vom Attackenschwindel sind häufig Personen zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr betroffen. Morbus Menière ist gut behandelbar und kann von allein ausheilen. Das gilt in vielen Fällen auch für mögliche weitere Auslöser des anfallsweisen Drehschwindels.
Ebenfalls anfallsweise tritt die vestibuläre Migräne oder Schwindelmigräne in Erscheinung. Dabei handelt es sich um ein Krankheitsbild, bei dem Migräne-Anfälle mit Schwindel kombiniert auftritt. Die Behandlung der Schwindelmigräne entspricht im Wesentlichen der Therapie bei anderen Migräneformen.
Der Lagerungsschwindel (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel) tritt auf, wenn die von diesem Schwindel Betroffenen den Kopf zur Seite drehen oder wenn sie ihre Körperlage verändern. Das ist beim Aufstehen oder auch beim Umdrehen im Bett der Fall. Die Schwindelanfälle sind von kurzer Dauer und gehen mit der getäuschten Sinneswahrnehmung einher, dass sich die Umgebung dreht. Übelkeit und Erbrechen sind möglich. Stürze können ebenfalls vorkommen.
Diese Form des Schwindels kann aufgrund von Alterungsvorgängen und auch nach einem Schlag gegen den Kopf entstehen. Die Ursache für den Lagerungsschwindel sind abgelöste Kristallsteinchen im Innenohr. Wenn sie sich umherbewegen und die empfindlichen Sensoren in den Bogengängen reizen, ist Schwindel die Folge. Lagerungsschwindel anderer Ursache ist möglich, unter anderem aufgrund von Durchblutungsstörungen.
Von gutartigem Lagerungsschwindel betroffen sind zumeist ältere Personen. Frauen erkranken häufiger als Männer. Die Patienten entwickeln eine besondere Kopfhaltung, um den Lagerungsschwindel zu vermeiden. Lagerungsschwindel ist eine große Belastung für die Betroffenen, lässt sich aber bei Mithilfe des Patienten gut behandeln.
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel kann von allein ausheilen. Es ist aber auch möglich, den Schwindel mit speziell entwickelten Übungen zu beseitigen oder zumindest zu lindern.
Der Schwankschwindel zeigt sich durch Unsicherheiten beim Stehen und Gehen. Die Sturzgefahr ist hoch und wird unter anderem durch eine gewisse Benommenheit ausgelöst. Übelkeit und Erbrechen kommen bei dieser Form des Schwindels allerdings selten vor.
Schwankschwindel wird häufig durch psychische Einflüsse ausgelöst (psychogener Schwindel). Dies geschieht beispielsweise beim phobischen Schwankschwindel. Hier kommt es durch Situationen wie dem Aufenthalt auf leeren Plätzen, Autofahren oder dem Gang über Brücken zu einem Schwindelgefühl. Ein weiterer Auslöser kann Sprechen vor einer kleineren oder größeren Gruppe von Leuten als angstmachende Situation sein. Problematisch ist, dass der Schwankschwindel auch in stressbelasteten Situationen auftritt. Das beeinträchtigt die Betroffenen zusätzlich. Eine Besonderheit des Schwankschwindels ist, dass er sich durch die Angst vor dem Schwindel und vor Stürzen noch einmal verstärken kann. Beim phobischen Schwankschwindel reagiert der Patient schon auf leichten Schwindel mit kräftigen Ausgleichbewegungen, die auch von Umstehenden wahrgenommen werden. Diese Bewegungen verstärken die Fehleinschätzung über das tatsächliche Ausmaß des Schwindels. Die Betroffenen brauchen Unterstützung, um die Angst vor dem Schwindel aushalten zu können. Mit gezieltem Training lernen sie dann, leichten Schwindel angemessen auszugleichen. Da in solchen Fällen oft noch weitere Ängste typisch sind, ist über eine Verhaltenstherapie nachzudenken.
Phobischer Schwankschwindel kann die Folge einer Erkrankung sein, die mit starkem Schwindel einhergeht. Der Betroffene erinnert sich dann, dass sich Schwindel verstärken kann. Auch diese Erinnerung kann Angst auslösen. Bei der Diagnose ist daher wichtig zu differenzieren, was den Schwankschwindel verursacht hat. Für gewöhnlich ist es für die Betroffenen schwer, sich ohne Hilfe aus der Angst zu befreien.
Der Bewegungsschwindel ist eine weitere Art von Schwankschwindel. Bewegungsschwindel ist unter anderem bekannt als Seekrankheit oder Reisekrankheit, also wenn sich die Position des Körpers im Raum bewegt, die optischen Eindrücke aber anders sind. Das wird in der Wissenschaft auch als Kinetose bezeichnet. Umgekehrt kann das Problem etwa bei Bewegungen auf Bildschirmen ohne entsprechende Bewegungseinwirkungen auf den Körper auftreten (Pseudokinetose). Beim Bewegungsschwindel haben sich Übungen bewährt, mit denen der Patient gezielt lernt, dem Schwindel zu begegnen. Damit stehen ihm Mechanismen zur Verfügung, die ihn aus der Hilflosigkeit befreien können.
Der anhaltende Drehschwindel kann über längere Zeit vorhanden sein, schlimmstenfalls über Stunden oder sogar Tage. Besonders belastend ist für die Betroffenen, dass der Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen einhergeht. Typisch sind außerdem Sturzneigung und das Augenzittern. Für diese Form des Schwindels kommen mehrere Ursachen in Frage. Dazu gehört eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis). Der Nerv überträgt dann auf einer Seite zwischenzeitlich keine Gleichgewichtseindrücke mehr auf das Gehirn, was den starken Schwindel auslöst. Die Erkrankung betrifft Männer und Frauen vor allem zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Ursache des anhaltenden Drehschwindels können aber auch Hirntumore und Durchblutungsstörungen sein. Abhängig von der Ursache kann der andauernde Drehschwindel von allein zur Ausheilung kommen oder sich verstärken. Eine ärztliche Abklärung wird empfohlen.
Der zentrale Schwindel ist eine Begleiterscheinung schwerer Erkrankungen des Gehirns. Ursache können Hirntumore sein, aber auch die Hirnhautentzündung kann den zentralen Schwindel auslösen. Weitere Auslöser sind der Schlaganfall und das Schädel-Hirn-Trauma nach einem Unfall oder einem Schlag gegen den Kopf. Der Schwindel tritt plötzlich auf und hält wenige Sekunden bis zu einigen Minuten an. Nur in sehr schweren Fällen bleibt der Schwindel über Tage bestehen.
Typisch für zentral bedingten Schwindel sind gleichzeitige Schluckbeschwerden und Sprachstörungen. Die Betroffenen klagen außerdem über Sehstörungen durch Schwindel. Weiterhin können Empfindungsstörungen im Gesicht und den Armen auftreten. Für die Patienten sind Schwindel und vor allem die Begleiterscheinungen höchst beunruhigend. Die Symptome sind in der Regel jedoch nur vorübergehend.
aktualisiert am 29.05.2020