Vor allem ältere Menschen sind von Schwindel häufiger betroffen. Wie häufig Schwindel bei Menschen vorkommt, ist nicht hinreichend untersucht. In einer Studie, die in Großbritannien durchgeführt wurde und repräsentativ war, gaben 7,5 Prozent der Befragten an, unter Schwindel zu leiden. Etwa 93 Prozent der Fälle sind peripherer Schwindel, der hauptsächlich verursacht wird durch:
Peripherer Schwindel ist auf ein Problem im Bereich des Innenohrs zurückzuführen. Beim Lagerunsschwindel wird der Schwindel durch Veränderungen der Kopfhaltung ausgelöst. Morbus Meniére ist eine Erkrankung des Innenohrs, die anfallsartig Schwindel, Hörminderung und Tinnitus auslöst. Bei der Neuritis vestibularis kommt es zum Ausfall eines Gleichgewichtsorgans. Als Auslöser werden Viren diskutiert.
Schwindel gehört zu den 20 häufigsten Behandlungsanlässen beim Arzt.
Der Arzt hat es nicht leicht, die Ursache des Schwindels herauszufinden. Es gibt sehr viele Ursachen, die Schwindel auslösen können.
Genaugenommen muss der Arzt subjektive Eindrücke auswerten, wenn ein Patient angibt, sich benommen zu fühlen und unter Schwindel zu leiden.
Bei der Mehrheit der betroffenen Patienten findet der Arzt keine Ursache und kann keine Diagnose stellen (50 bis 70 Prozent). Hinzu kommt, dass einige Ursachen, wie der phobische Schwankschwindel, sich nicht beweisen lassen. Die gute Nachricht ist aber, dass in den meisten Fällen, vor allem bei jungen Patienten, der Schwindel oft wieder von alleine verschwindet.
Benommenheit und Schwindel sind sehr unspezifische Begriffe, die für eine Reihe von Symptomen stehen können:
Am auffälligsten ist das Gefühl, keinen Halt zu finden, als würde der Boden schwanken oder alles sich drehen: Orientierung und Gleichgewichtsgefühl sind für Sekunden, manchmal auch für Minuten gestört. Einige Betroffene fühlen sich auch nach einer Seite gezogen. Hinsetzen und Festhalten sind die natürliche und rettende Reaktion darauf. Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können ebenso Teil der Symptomatik sein.
Schwindel ist für die Patienten ebenso erschreckend wie andere Wahrnehmungsstörungen. Auch kurzfristige Veränderungen, die das Sehen oder Hören betreffen, lösen oft große Ängste aus.
Vielfach gesellt sich zum Schwindel noch Benommenheit. Patienten definieren sie als das Gefühl, nicht ganz wach zu sein, die Umwelt wie durch einen Nebel hindurch wahrzunehmen. Oft fällt es schwer, ähnlich wie bei migränebedingten Sehstörungen, einzelne Punkte in der Umgebung mit den Augen zu fixieren. Dazu ist auch die Reaktionsfähigkeit stark herabgesetzt. Gefährlich wirkt sich dies beim Autofahren aus oder bei beruflichen Tätigkeiten, die erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration fordern.
Die möglichen Ursachen für Schwindel und Benommenheit sind vielfältig. Dahinter können Erkrankungen, aber auch andere Störungen stecken.
Das Deutsche Schwindel- und Gleichgewichtszentrum hat bei einer Untersuchung mit 18.000 Betroffenen die häufigsten Schwindelursachen herausgefunden. Zu den häufigsten Ursachen für Schwindel gehören:
Frauen sind durchschnittlich häufiger als Männer betroffen, ältere Menschen über 60 häufiger als junge Menschen. Schwindel ist ein Symptom einer Erkrankung. Vielen Erkrankungen können Schwindel auslösen. Bei einigen Erkrankungen ist der Schwindel nicht das Hauptsymptom. Die in der Hausarztpraxis häufigsten Ursachen sind:
Häufig sind die Muskelansätze im Nacken- und Schulterbereich sowie an den obersten Halswirbeln betroffen. Auch Bindegewebe, Faszien auf den Muskeln, reagieren und tragen zu einer Verspannung bei. Eine große Arterie, die Vertebral-Arterie, verläuft durch die Querfortsätze der Halswirbel. Verschieben sich diese, üben sie Druck auf die Arterie aus – das Gehirn wird kurzfristig mangelhaft durchblutet.
Diese Situation ist nicht ungefährlich. Treten Benommenheit und Schwindel daher regelmäßig und stark auf, ist eine gezielte Diagnose wichtig.
Solche Fehlhaltungen sind oft gekoppelt an die „Schildkrötenhaltung“ vor Computern, Fernsehern oder Spielkonsolen. Auch schlecht positionierte Autositze können auf langen Fahrten zu Problemen führen. Personen, die ohnehin zu einer schiefen Haltung mit eingefallenen Schultern und rundem Rücken neigen, sind besonders gefährdet. Häufig leiden sie auch an Kopfschmerzen und können sich schlecht konzentrieren.
Abstellen lassen sich solche Fehlhaltungen und ihre Folgen durch gezieltes Training und eine Therapie, die die Verspannungen auflöst.
Es gibt eine Vielzahl von weiteren Erkrankungen und Ursachen, die zu Schwindel führen können. Hier einige davon:
Nur in etwa fünf Prozent aller Schwindel- und Benommenheitsfälle liegen schwerwiegende Erkrankungen vor. In der Mehrzahl der Fälle vergehen die Anfälle entweder von selbst wieder oder lassen sich gut behandeln. Ein Beispiel dafür ist die Benommenheit durch eine verkrampfte Fehlhaltung.
Gleichwohl sind hartnäckig wiederkehrende Gleichgewichtsstörungen gepaart mit Benommenheit eine Belastung und ein Angstfaktor für die Betroffenen. In vielen Städten gibt es bereits Schwindel-Ambulanzen und Kliniken. Hier gehen Fachärzte den Beschwerden auf den Grund und entwickeln individuelle Therapien. Mit etwas Geduld und Beharrlichkeit dürfen die meisten Patienten auf Besserung hoffen.
AWMF - Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis - Prof. Dr. med. Heinz-Harald Abholz, Dr. med. Ralf Jendyk: https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-018l_S3_Akuter_Schwindel_Hausarztpraxis_2018-07_1-abgelaufen_01.pdf (online, letzter Abruf: 26.11.2019)
Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum: http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Deutsches-Schwindelzentrum-IFB-LMU/de/Patienten/Informationen_zu_Schwindel_und_Gleichgewicht/Diagnose/index.html (online, letzter Abruf: 07.10.2019)
Deutsches Ärzteblatt - Schwindel: Das Einmaleins der Diagnose - Michael Strupp: https://www.aerzteblatt.de/archiv/193355/Schwindel-Das-Einmaleins-der-Diagnose (online, letzter Abruf: 26.11.2019)
aktualisiert am 26.11.2019