Die Schweißproduktion ist für den Organismus im Allgemeinen sinnvoll, um über die Verdunstung einen Temperaturausgleich vornehmen zu können. An Handflächen und Fußsohlen dient der abgesonderte Schweiß zudem der besseren Haftkraft beim Laufen beziehungsweise Zufassen.
Schwitzen kann allerdings bekanntlich auch störend sein. Neben der Geruchsbelästigung, die übrigens bei frisch ausgesondertem Schweiß noch nicht vorhanden ist, sondern erst durch Zersetzung bestimmter Stoffe entsteht, ist eine überschießende Schweißausschüttung (Hyperhidrose) besonders unangenehm. Diese kann auch ohne körperliche Belastung auftreten. Die Hyperhidrose kann vielerlei Ursachen haben, beispielsweise Hormonfehlregulationen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Unterzuckerung, psychische Störungen oder Tumorerkrankungen. Daher sollte eine verstärkte Schweißproduktion ärztlich abgeklärt werden, häufig werden jedoch keine speziellen Ursachen gefunden.
Vermehrtes Schwitzen macht sich vor allem in den Achselhöhlen sowie an Handfläche und Fußsohle bemerkbar.
Zuerst sollten Maßnahmen, die das Schwitzen eindämmen können, versucht werden. Dazu gehört, weniger zu rauchen und den Konsum von koffeinhaltigen Getränken zu verringern. Auch mit Deodorants kann versucht werden, die Schweißproduktion zu vermindern. Wenn diese einfachen Möglichkeiten nicht helfen, kann nur eine der speziellen Therapieformen zur Bekämpfung der Hyperhidrose Erfolg bringen.
Es besteht von ärztlicher Seite hauptsächlich die Möglichkeit der Botulinumtoxin-Injektion oder der operativen Entfernung der Schweißdrüsen.
im Bereich der störenden Schweißbildung wird über mehrere Einstiche Botulinumtoxin injiziert, manchmal wird vorher eine örtliche Betäubung vorgenommen. Botulinumtoxin (Botox) ist ein Stoff, der die Erregungsleitung von Nerven auf Muskeln und Schweißdrüsen hemmt. Daher kommt es bei diesem Eingriff nach etwa zwei Tagen zu stark eingeschränktem Schwitzen im jeweiligen Gebiet. Der Effekt hält mehrere Monate bis zu einem halben Jahr an, gelegentlich auch ein Jahr. Wenn die Wirkung verschwindet, besteht wieder die vorherige Schwitzstärke. Durch die zeitlich begrenzte Schweißhemmung wird die Botox-Injektion vor allem bei Menschen vorgenommen, die im Laufe des Sommers besonders viel schwitzen.
Aus wissenschaftlicher Sicht bestehen keine Bedenken gegen eine wiederholte Botulinumtoxin-Injektion. Selten kommt es zur Immunreaktion mit Antikörperbildung, bei der der Wirkstoff abgeschwächt oder komplett nutzlos wird.
Botulinumtoxin ist nur teilweise zugelassen zur Schweißunterdrückung im Achselbereich (Achselschweiß) sowie für andersartige Erkrankungen, kann aber dennoch an betroffenen Körperstellen wie z.B. den Händen sinnvoll sein und eingesetzt werden. Hierfür muss eine besonders gründliche Information über Erfolgsaussichten und Risiken durch den Arzt vorgenommen werden.
Verschiedenartige Techniken der Operation können zur Reduzierung des Schwitzens in den Achselhöhlen dienen. Durch die Eingriffe kann auch ein langfristiger Erfolg erzielt werden.
Im Normalfall wird eine örtliche Betäubung vorgenommen, eine Vollnarkose ist aber möglich.
Ein Hautstück in einem Bereich mit vielen Schweißdrüsen wird hierbei entfernt. Daraufhin werden noch zusätzlich unter dem Schnittrand liegende Drüsen mit einer Schere herausgeholt. Einige Drüsenreste bleiben bestehen. Die Haut wird durch bei der so genannten Mobilisationsplastik gedehnt und daraufhin vernäht.
Diese Art der Schweißdrüsenentfernung ist effektiver als die anderen Vorgehensweisen, allerdings sind unerwünschte Wirkungen etwas häufiger.
Die Haut wird kurzstreckig eingeschnitten, daraufhin bewegt man einen speziellen Messerring unter der Haut im Bereich der Schweißdrüsen. Die innenseitig an der Haut liegenden Drüsen werden abgeschabt. Da das Operationsgebiet innen nicht eingesehen werden kann, lässt sich nicht beurteilen, wie viele Drüsen danach noch erhalten sind. Daher kann es öfter als bei der Exzisionsmethode auch später noch zu starkem Schwitzen kommen.
Zunächst injiziert der Operateur so viel stark mit Wasser verdünntes Betäubungsmittel, dass sich die Haut vom innen liegenden Gewebe hoch ablöst. Mit einer Kanüle können dann die Schweißdrüsen abgesaugt werden, ohne dass Blutgefäße und Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Ebenso wie bei der Vorgehensweise des Abschabens wird das Ergebnis dadurch beeinflusst, wie viele der Schweißdrüsen entfernt werden können, ohne dass Einsicht in den Eingriffsbereich gegeben ist.
Eine Operation mit einem andersartigen Angriffspunkt ist die thorakale Sympathektomie. Hier geht man mit einem Endoskop, einem langen dünnen optischen Gerät, in den Brustkorb und zerschneidet genau den Nervenstrang, der die Schweißdrüsen in der Hand versorgt, so dass auf diesem Wege das Schwitzen vermindert wird. Hier ergeben sich wieder andere Risiken als bei den übrigen Operationsmethoden.
In manchen Fällen kann auch eine spezielle Elektrostimulation im Wasserbad (Iontopherese) eine Besserung bewirken, wenn die Hände oder Füße zu viel Schweiß absondern.
Bei jeder der Operationsmethoden kann es zu Entzündungen und Blutungen kommen. Nerven können verletzt werden, dadurch kann ein Taubheitsgefühl verursacht werden. Des Weiteren sind Allergien auf verwendete Mittel möglich.
In der Regel wird das Mittel problemlos vom Körper angenommen. Über die Wirkweise der Hemmung verschiedener Nerven-Muskel-Verbindungen ergibt sich, dass die Muskulatur in Nähe der Einstichstelle für mehrere Monate mehr oder weniger schlaff werden kann. Bestimmte Atemerkrankungen sowie die Muskelschwäche Myasthenia gravis sind Gegenanzeigen der Botox-Injektion. Auch bei schwangeren Frauen sollte, wenn überhaupt, das Mittel nur nach vorheriger Abwägung gespritzt werden, da darüber keine ausreichenden Untersuchungsergebnisse vorliegen.
Blutungen, Nachblutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie verstärkte Narbenbildung können bei den Operationen auftreten. Ein Taubheitsgefühl entwickelt sich in den meisten Fällen, geht jedoch nach einigen Monaten zurück. Bei Verletzungen von Lymphgefäßen kann es zum Lymphflüssigkeits-Rückstau mit Schwellung und Schmerzen kommen.
Eine erfolgreiche Behandlung besteht nicht in der völligen Ausschaltung der Schweißbildung, sondern in der Reduzierung auf gesunde Werte.
Die Schweißbildung geht nach der Behandlung in dem Areal in der ersten Zeit komplett zurück. Nach mehreren Monaten bilden die übrigen, noch vorhandenen Schweißdrüsen jedoch wieder Schweiß, so dass es erneut zu mehr oder weniger starkem Schwitzen kommen kann. Beurteilt werden kann letztendlich der Behandlungserfolg nach ungefähr einem halben Jahr.
Die Blutgerinnung beeinträchtigende Medikamente wie Aspirin® oder Marcumar® müssen rechtzeitig vorher abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt. Einige Antibiotika, beispielsweise Aminoglykoside, können zu einer Verstärkung der Botulinumtoxin-Effekte führen, bei Einnahme muss ebenfalls eine Rücksprache mit dem Behandler erfolgen.
Das Rauchen sollte in den Wochen vor und nach der Operation unterlassen werden, weil es die Wundheilung beeinträchtigen kann.
Nach der Botox-Injektion sollte sich der Patient für mehrere Stunden nicht zu stark körperlich anstrengen, da dies zu stark erhöhtem Blutdruck führen kann.
Bei ambulanten Operationen darf der Patient kein Auto fahren und muss sich deshalb abholen lassen. Auch Maschinen dürfen nicht durch den Patienten betrieben werden, und bedeutsame Entscheidungen sollten vertagt werden. Dies gilt für 24 Stunden nach dem Eingriff.
Je nach Behandlungsbereich sollte darauf geachtet werden, für zwei oder drei Tage nur eine geringe Belastung auszuüben. Danach ist besonders in der Achselhöhle eine gemäßigte regelmäßige Bewegung erforderlich, damit die Haut nicht zu sehr zusammenschrumpft.
aktualisiert am 16.11.2023