Viele Frauen sind beunruhigt, wenn sie in der Schwangerschaft vermehrt nasse Flecken in ihrem Slip bemerken. Ist es Ausfluss, Urin oder Fruchtwasser? Die Unterscheidung ist nicht immer ganz einfach.
In der Schwangerschaft werden die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron vermehrt gebildet. Diese hormonellen Veränderungen können in der Schwangerschaft zu verstärktem Scheidenausfluss führen. Dies ist normal und kein Grund zur Beunruhigung, sofern der Ausfluss sich in der Konsistenz und der Farbe nicht verändert und geruchlos ist. Stellt die Schwangere allerdings eine starke Veränderung fest, oder leidet unter Schmerzen oder Juckreiz, sollte sie den Gynäkologen aufsuchen.
Es gibt kaum eine Schwangere, die von einer leichten Blasenschwäche verschont bleibt. Wenn das Kind wächst, nimmt der Druck auf die Blase zu. In der Folge kommt es nicht nur zu vermehrten Toilettengängen, sondern auch zu einer leichten Inkontinenz. Bei Belastung des Beckenbodens, zum Beispiel beim Niesen, Husten oder Lachen, geht dann tröpfchenweise Urin ab. Mit einer Binde oder Slipeinlage lässt sich die Menge meist auffangen. Beckenbodengymnastik nach der Geburt behebt das Problem wieder.
Was viele werdende Mütter beunruhigt, ist die Tatsache, dass sich Urin und Fruchtwasser auf den ersten Blick nicht unterscheiden lassen. Fruchtwasser hat im Vergleich zu Urin einen leicht süßlichen Geruch. Manchmal - aber nicht immer - ist Fruchtwasser leicht rosa gefärbt oder kann weiße Flöckchen enthalten. Urin hingegen ist leicht gelblich. Auf einer Damenbinde lässt sich die Flüssigkeit meist unterscheiden. Während Harn bei Beckenbodenbelastung tröpfchenweise abgeht, lässt er sich, wenn der Beckenboden nicht belastet wird, normalerweise einhalten. Fruchtwasser hingegen tröpfelt ohne Auslöser und geht unkontrolliert ab.
Nicht immer geht bei einem Blasensprung das Fruchtwasser schwallartig ab. Es ist durchaus möglich, dass die Schwangere tröpfchenweise Fruchtwasser verliert. Dann liegt ein sogenannter "hoher Blasensprung" vor. Ursache für den Verlust von Fruchtwasser ist dabei ein kleiner Riss in der Fruchtblase. Wenn die Geburt noch nicht bevorsteht, wird das fehlende Fruchtwasser wieder nachgebildet. Häufig schließt sich ein kleiner Riss von selbst wieder und der Blasensprung bleibt unbemerkt. Solange das Baby in einer intakten Fruchtblase liegt, hat ein hoher Blasensprung keine Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft. Es besteht jedoch die Gefahr, dass in die beschädigte Fruchtblase Keime eindringen, die Infektionen auslösen können. Diese müssen mit Antibiotika behandelt werden.
Ob es sich bei einem wässrigen Ausfluss um Urin oder Fruchtwasser handelt, lässt sich durch die Bestimmung des pH-Werts feststellen. Der normale pH-Wert in der Scheide liegt zwischen 4,0 und 4,5. Urin hat einen pH-Wert von 5,0 bis 6,0. Der pH-Wert von Fruchtwasser liegt bei 7,0 bis 7,5. Um den pH-Wert zu bestimmen, wird häufig Lackmus-Papier empfohlen, das nach dem Toilettengang in den Slip gelegt wird. Je nach Verfärbung lässt sich dann der pH-Wert bestimmen.
Zuverlässiger ist jedoch ein Selbsttest mit einem speziellen Testhandschuh, wie er auch von Hebammen verwendet wird. Mit dem Finger des Handschuhs, auf dem sich ein Teststreifen befindet, wird der pH-Wert direkt in der Scheide gemessen. Dazu wird der Handschuh wenige Zentimeter in die Vagina eingeführt. Am Handschuh bleibt Vaginalsekret haften. Anhand der Verfärbung lässt sich der pH-Wert bestimmen. Allerdings kann ein erhöhter pH-Wert nicht nur auf Fruchtwasser, sondern auch auf eine bakterielle Vaginose, eine Infektion in der Scheide, hinweisen. Liegt der pH-Wert also nicht mehr im Normbereich von 4,0 bis 4,5, sollte die Schwangere ihren Gynäkologen aufsuchen, um weitere Tests durchführen zu lassen.
WebMD - What to Expect When Your Water Breaks: https://www.webmd.com/baby/fluid-leakage#1 (online, letzter Aufruf: 13.09.2019)
Berufverband der Frauenärzte e.V - Zu frühe Geburten könnten oft verhindert werden. In: Pressemitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (2016): https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/zu-fruehe-geburten-koennten-oft-verhindert-werden/ (online, letzter Aufruf: 13.09.2019)
Baby und Famlie, Barbara Weichs - Was bei einem Blasensprung passiert: https://www.baby-und-familie.de/Schwangerschaft/Was-bei-einem-Blasensprung-passiert-169307.html (online, letzter Aufruf: 13.09.2019)
aktualisiert am 19.03.2018