Eine Komplikation, die ein vorzeitiger Blasensprung mit sich bringen kann, ist ein Nabelschnurvorfall.
Die Nabelschnur ist die wichtigste Verbindung zwischen Mutter und Kind und versorgt das Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen. Wenn das Fruchtwasser bei einem vorzeitigen Blasensprung schwallartig abgeht, kann eine Sogwirkung entstehen. Gerade dann, wenn der Kopf des Babys noch nicht tief im Becken liegt, kann sich dabei die Nabelschnur zwischen das Kind und den Gebärmutterausgang schieben. Mit den Wehen wird der Kopf des Kindes nun auf die unter ihm liegende Nabelschnur gedrückt. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Sauerstoffversorgung für das Kind nicht mehr gewährleistet ist. Der Sauerstoffmangel (Hypoxie) kann zu einer möglichen Behinderung des Fötus oder einer Totgeburt führen.
Ein Nabelschnurvorfall ist ein geburtshilflicher Notfall, der eine sofortige Einweisung in die Klinik erfordert! Er kommt zum Glück nur bei etwa 0,5 Prozent aller Geburten vor. Bei abweichender Kindslage oder bei Mehrlingsgeburten ist die Wahrscheinlichkeit eines Nabelschnurvorfalls höher.
Wird ein Nabelschnurvorfall vermutet, gibt es für die Schwangere eine wichtige Verhaltensregel: Sie muss sich sofort hinlegen und das Becken hochlagern, sodass der Fötus nicht durch sein eigenes Gewicht zusätzlich nach unten auf die Nabelschnur gedrückt wird. Die Schwangere muss liegend ins Krankenhaus transportiert werden.
Im Krankenhaus wird zunächst eine Kardiotokografie durchgeführt, um die Herzschlagfrequenz des Kindes und die Wehentätigkeit der Mutter zu messen. Ist der Herzschlag des Kindes verlangsamt, kann dies ein Hinweis auf einen Nabelschnurvorfall sein. Der Gynäkologe kann häufig bereits mithilfe einer Tastuntersuchung feststellen, ob die Nabelschnur vor dem Kind liegt. Ist dies nicht der Fall, kann eine Ultraschalluntersuchung oder auch eine Fruchtwasserspiegelung bei der Diagnose helfen. Um die Wehentätigkeit zu unterdrücken, können der werdenden Mutter Medikamente verabreicht werden. Damit wird verhindert, dass das Kind mit jeder Wehe weiter auf die Nabelschnur drückt.
Eine natürliche Geburt ist bei einem Nabelschnurvorfall nicht mehr möglich. Das Kind muss mit einem Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. Der Eingriff muss umgehend eingeleitet werden. Je frühzeitiger das Kind aus seiner misslichen Lage befreit werden kann, desto höher sind die Chancen, dass der Nabelschnurvorfall ohne Folgen für das Kind bleibt. Bis zur Kaiserschnitt-Operation werden Hebamme oder Arzt versuchen, den Kopf des Kindes wieder ein Stück nach oben zu schieben, um den Druck auf die Nabelschnur zu entlasten.
Vorbeugen kann eine werdende Mutter dem Nabelschnurvorfall nicht. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können aber eventuelle Risikofaktoren ausschließen. Liegt das Kind zum Beispiel quer und steht die Geburt in den nächsten Tagen bevor, sollte die Schwangere die Zeit bis zur Geburt zur Sicherheit im Krankenhaus verbringen. Zeigt sich bei den Kontrolluntersuchungen am Ende der Schwangerschaft, dass der Kopf des Babys sich bereits ins Becken gesenkt hat, ist die Gefahr eines Nabelschnurvorfalls gebannt.
aktualisiert am 18.07.2016