Die 35. Schwangerschaftswoche ist die erste Woche, in der der Mutterschutz gilt. Der Beginn der 35. Schwangerschaftswoche liegt nämlich sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Das tatsächliche Geburtsdatum des Sprösslings kann davon aber abweichen. So ist die Schwangerschaftsdauer als normal anzusehen, wenn das Kind zwischen der 38. und 42. Woche zur Welt kommt. In der 35. Schwangerschaftswoche geschehen schon manchmal Geburten, die eigentlich als Frühgeburtlichkeit gelten. Doch die allermeisten Kinder überstehen jetzt eine Geburt problemlos. Ein Kind in der 35. Schwangerschaftswoche ist so gut wie fertig entwickelt und hat fast die Länge eines normalen Neugeborenen erreicht. Nur zunehmen muss es noch um einen gewissen Betrag. Die Schwangere empfindet die Zeit um die 35. Schwangerschaftswoche oft als sehr mühselig und sollte sich viel entspannen. Für die Schwangerschaftswochen gilt üblicherweise die Abkürzung SSW, hier also 35. SSW.
Das Kind hat in der 35. Schwangerschaftswoche fast schon die Maße eines Neugeborenen erreicht, aber noch kein so hohes Körpergewicht. Die Körperlänge des Fötus (ungeborenen Kindes) wird in der Scheitel-Fersen-Länge (SFL) angegeben und beträgt rund 46 Zentimeter. Das Baby wiegt durchschnittlich 2,5 Kilogramm, was dem Gewicht einer mittelgroßen Honigmelone entspricht. Diese Angaben können individuell aber deutlich schwanken. Auch wenn es sich um die 35. SSW handelt, so ist das Kind doch erst etwa 33 Wochen alt. Die Berechnung der Wochen geschieht nämlich von der letzten Regelblutung an und nicht etwa von der Zeugung an. Bei der Befruchtung der Eizelle liegt die letzte Blutung schon rund zwei Wochen zurück. Diese Daten liegen in der 35. SSW freilich schon lange zurück und die baldige Geburt hat eine viel größere Bedeutung erlangt.
Das Kind liegt in der 35. SSW sehr beengt in der Gebärmutter, meist hat es mit dem Kopf nach unten eine vorteilhafte Geburtslage eingenommen. Die Fruchtwassermenge hat meist etwas abgenommen, da das Volumen des Babys einen großen Teil des Platzes einnimmt und die Gebärmutter nur noch relativ langsam mitwachsen kann. Die Organe beziehungsweise Organsysteme wie der Magen-Darm-Trakt, die Immunabwehr, die Nieren oder das Gehirn sind nahezu komplett entwickelt. Im Darm hat das Kind schon Kot, der als Mekonium (Kindspech) bezeichnet wird.
Ähnliches wie für die Organe gilt für die Sinne oder für Körperfunktionen (beispielsweise die Temperaturregulierung oder die Reflexe). Weiterhin geht das Kind in der 35. Schwangerschaftswoche vielerlei Aktivitäten nach und lässt die Mutter dies spüren. Immer noch hat es lange Phasen, in denen es schläft, höchstwahrscheinlich träumt es dabei.
Selbst die Lungen sind in der 35. SSW nahezu fertig gereift, es ist schon eine große Menge des wichtigen Stoffes Surfactant vorhanden. Surfactant verhindert, dass die Lungenbläschen kollabieren und ermöglichen so die problemlose Atmung des Kindes.
Wenn ein Kind in der 35. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblickt, gilt es als so genannte späte Frühgeburt. Es ist zwar prinzipiell noch einige Wochen zu früh, aber die Gefährdung für das Neugeborene ist gering, vor allem deshalb, weil es schon recht gut atmen kann. Die Überlebenschance für ein solches Kind liegt über 99 Prozent. Deshalb wird ab der 35. Schwangerschaftswoche in der Regel nicht mehr versucht, das Kind im Mutterleib zu behalten, wenn sich die bevorstehende Geburt abzeichnet.
Der Bauch der Schwangeren ist sehr groß, die Gebärmutter wächst wie das Kind aber immer noch weiter. Der obere Rand der Gebärmutter kann in der 35. Schwangerschaftswoche bis zur Höhe des Rippenbogens reichen. Die Blutmenge der Schwangeren ist auf den Höchstwert gestiegen: Bis zur 35. Schwangerschaftswoche hat sie die Hälfte des Blutes zu ihrem ursprünglichen Volumen vor der Schwangerschaft hinzubekommen. Für viele Frauen ist die zu Ende gehende Schwangerschaft eine sehr beschwerliche Zeit. Bis zur 35. SSW ist das Körpergewicht der Frau meist 11 bis 13,5 Kilogramm höher geworden, nun findet kaum noch eine Zunahme statt.
Die Größenzunahme der Gebärmutter bedeutet für die umliegenden Organe, dass sie noch stärker abgedrängt werden. Die charakteristischen Beschwerden wie Atemprobleme, Sodbrennen, Störungen an Gefäßen und Kreislauf wie etwa Krampfadern, Harndrang oder ungewollter Harnabgang. Die Schwangere kann vor allem dann unwillkürlich Harn verlieren, wenn sie niest, hustet oder herzhaft lacht. Gegen diese Problematik können Beckenbodenübungen helfen.
Das hohe Gewicht des Körpers kann zu Rückenschmerzen führen. Ebenfalls sind Schmerzen am Becken möglich, weil das geburtsvorbereitende Hormon Relaxin unter anderem auf den Schambeinknorpel einwirkt. Schwellungen an den Beinen oder auch an den Armen können sich bei den werdenden Müttern um die 35. SSW zeigen. Sie können vermindert werden, indem beispielsweise medizinische Strümpfe oder Bandagen getragen werden oder die Beine öfter hochgelegt werden.
Vorwehen (Übungswehen) sind in der 35. Schwangerschaftswoche häufig. Auch kann es schon zu Senkwehen kommen. Senkwehen sind diejenigen Kontraktionen der Gebärmutter, die das Kind weiter nach unten in Richtung Becken befördern. Vor- und Senkwehen treten zu unregelmäßigen Zeitpunkten auf und liegen recht weit auseinander. Manchmal kommt es auch schon in der 35. Schwangerschaftswoche zu Geburtswehen. Sie treten häufiger und regelmäßig auf, dreimal pro Stunde oder mehr, und sie sind stärker als die Vorwehen. Sollten Geburtswehen eintreten, so sollte der Arzt oder die Hebamme kontaktiert werden.
In der 35. Schwangerschaftswoche steht möglicherweise der nächste Vorsorgetermin an. Diese Vorsorgeuntersuchungen finden in den letzten Wochen vor der Geburt in zweiwöchentlichem Abstand statt, bei Bedarf auch öfter. Der Hochschwangeren wird noch einmal Blut abgenommen und sie muss eine Urinprobe abgeben. Ihr Körpergewicht und ihr Blutdruck wird bestimmt. Auch tastet der Arzt den Bauch ab. Ein CTG oder Cardiotokogramm wird gefahren, welches den Herzschlag des Kindes und die Wehen aufzeichnen kann. Ultraschall ist normalerweise nicht mehr Bestandteil der Untersuchung.
Mit dem Anfang der 35. Schwangerschaftswoche beginnt der Mutterschutz. Das entspricht dem Zeitpunkt sechs Wochen vor dem berechneten Geburtstermin. Der Mutterschutz bedeutet, dass die Frau in dieser Zeit nicht zu arbeiten braucht. Nur ausnahmsweise kann sie ihrem Beruf nachgehen, wenn sie dies ausdrücklich auf eigenen Wunsch macht. Die Phase des Mutterschutzes dient jedoch dazu, dass die letzten Schwangerschaftswochen entspannt und ohne Stress verlebt werden können. Diese Wochen sollten genutzt werden, um ohne Zeitdruck und zusätzliche Belastungen angenehme und gesundheitsfördernde Aktivitäten ausüben zu können. Der Mutterschutz geht nach der Geburt noch acht Wochen weiter. Falls es sich um eine Frühgeburt oder um Mehrlinge handelt, wird der Mutterschutz noch bis zwölf Wochen nach der Entbindung ausgedehnt.
Ab der 35. SSW, da der Mutterschutz greift, sollten angehende Mütter sich von zusätzlichem Stress fernhalten. Sie sollten gelassen diese letzte Phase der Schwangerschaft angehen und sich nicht zu viel aufhalsen, was sie vermeintlich noch erledigen müssen. Anderenfalls können diese Wochen noch belastender sein als sie eigentlich müssten. Körperliche Anstrengung sollte ebenso gemieden werden, die Schwangere sollte nichts mehr mit größerem Gewicht hochheben und nicht zu lange stehen.
Werdende Mütter sollten sich jetzt gezielt entspannen, Schwangerschaftsgymnastik und Beckenbodentraining betreiben sowie sich innerhalb und außerhalb von Kursen auf die Geburt vorbereiten. Falls das Kind noch nicht die optimale Position in der Gebärmutter mit dem Kopf nach unten gefunden hat, gibt es bestimmte Übungen, die dies begünstigen können. Schöne Aktivitäten für die 35. Schwangerschaftswoche sind z. B. Lesen, Spazieren gehen oder sich mit Freundinnen treffen. Es sollte bedacht werden, dass es sich jetzt um die letzten Wochen handelt, in der sich die Mutter noch nicht um das Kind kümmern muss.
Dennoch sollten auch organisatorische Angelegenheiten nicht vernachlässigt werden. In der 35. Schwangerschaftswoche sollte die Schwangere eine Bescheinigung vom Arzt oder der Hebamme ausstellen lassen, der den berechneten Geburtstermin enthält, so dass bei der Krankenversicherung gegebenenfalls das Mutterschaftsgeld angefordert werden kann.
Liegen auf dem Rücken über eine gewisse Zeit kann auf die Venen drücken und somit zu Effekten auf den Blutkreislauf führen. Schwangere in der 35. SSW sollten deshalb lieber auf der Seite liegen, besonders empfehlenswert ist die linke Seite.
Selbstverständlich sollten angehende Mütter ihrem Baby zuliebe nicht rauchen, keinen Alkohol verzehren und keine Drogen nehmen. Bei Medikamenten müssen sie aufpassen, dass sie nicht ebenfalls zu Schäden des Kindes führen können. Bei jedem Medikament sollte eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Die Ernährung sollte ausgewogen sein und genügend wichtige Stoffe wie Mineralien (z. B. Calcium), Vitamine, ungesättigte Fettsäuren und bestimmte Nährstoffe liefern. Werdende Mütter sollten genügend trinken, im Idealfall Mineralwasser. Der Körper einer Schwangeren ist ebenso wie das Kind auf einen guten Flüssigkeitshaushalt angewiesen.
aktualisiert am 16.05.2023