Die 28. Schwangerschaftswoche ist laut der gängigen Zählung die letzte Woche im zweiten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). Das bedeutet, dass schon ein beträchtlicher Teil der Zeit bis zur Geburt verstrichen ist. Noch ist die Schwangerschaft aber nicht überstanden, es kommen noch um die drei Monate, die für die werdende Mutter sehr beschwerlich sein können. Bei gewöhnlichem Verlauf kommt das Kind in der 38. bis 42. Schwangerschaftswoche. Eventuelle Frühgeburten werden in der 28. Schwangerschaftswoche vom Kind meist überstanden, sofern die ärztliche Versorgung gegeben ist. Doch weil bei Frühchen Schäden vorkommen können, wird eine drohende Geburt in dieser Zeit noch hinausgezögert. Die 28. Schwangerschaftswoche ist die letzte Woche, in der eine der Vorsorgeuntersuchungen erfolgen können. Auch für eine etwaige Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes wird es höchste Zeit. Die Abkürzung für die 28. Schwangerschaftswoche lautet 28. SSW.
Das Kind, das als Fötus bezeichnet wird, bringt ein Gewicht von 1000 bis 1200 Gramm auf die Waage. Das Gewicht nimmt immer weiter zu. In der 28. Schwangerschaftswoche hat der Fötus eine Länge von Kopf bis Fuß (SFL, Scheitel-Fersen-Länge), die zwischen 36 und 40 Zentimetern beträgt.
Nach der üblichen Definition endet mit der 28. Schwangerschaftswoche das zweite Drittel der Schwangerschaft, das zweite Trimenon oder Trimester. Gleichermaßen geht der siebte Schwangerschaftsmonat zu Ende. Die Bezeichung 28. Schwangerschaftswoche ist zwar nach der praktisch angewandten Zählung richtig, doch im Sinne des Kindesalters nicht ganz korrekt. Die Schwangerschaftswochen werden nämlich von dem Zeitpunkt der letzten Menstruation an berechnet. Die Befruchtung der Eizelle geschieht aber erst zwei Wochen später, so dass das Kind in der 28. SSW erst etwa 26 Wochen lang lebt.
Die Augen des Babys sind, bis auf die Pigmente der Regenbogenhaut (Iris), fertig entwickelt. Sie werden geöffnet, wenn das Kind in einer Wachphase ist, und zugemacht, wenn es sich im Schlaf befindet. Die Schlafphase macht immer noch einen relativ großen Anteil des Tages aus. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist vorhanden, richtet sich aber nicht unbedingt nach äußeren Tagen und Nächten. So spürt die Mutter oft das Kind, wenn sie nachts im Bett liegt.
Die Wahrnehmungen des Fötus sind ausgeprägt, aber noch nicht ganz so gut wie später in der Kindheit. Der Fötus kann Muster und Farben sehen, wenn auch noch nicht gestochen scharf. Wird auf den Bauch geleuchtet, so kann das ungeborene Kind darauf reagieren und den Kopf in diese Richtung drehen. Geräusche kann es hören, beispielsweise Musik oder die Stimme von Mutter oder Vater. Die Geräusche werden dem Kind nach der Geburt bekannt vorkommen. Auch der Gleichgewichtssinn ist vorhanden. Das Gehirn ist so gut entwickelt, dass ein Fötus in der 28. Schwangerschaftswoche aller Wahrscheinlichkeit nach träumen kann. Auf dem Gehirn bilden sich mehr und mehr die Windungen.
Weil der kindliche Organismus seine Fettspeicher aufbaut, wird die Haut in der 28. Schwangerschaftswoche allmählich glatter und weniger faltig. Auf der Haut befindet sich die so genannte Käseschmiere oder Vernix caseosa, die den Fötus schützt. Außerdem hat das Kind eine Behaarung, die so genannten Lanugo-Haare. Diese fallen um die Geburt herum wieder aus. Doch es gibt schon Stellen mit bleibender Behaarung, die sich auf dem Kopf sowie an Wimpern und Brauen finden.
Die meisten Babys aus der 28. Schwangerschaftswoche sind im Prinzip lebensfähig. Wenn sich eine Frühgeburt ereignen sollte, kann das Kind diese mit ausgedehnter medizinischer Betreuung meist überstehen. Die Überlebenschancen liegen in der 28. SSW bei etwa 95 Prozent. Die Lungen sind auf einem guten Weg, ausgereift zu sein. Dennoch ist bei Frühgeburten aus dieser Woche normalerweise noch eine Beatmung notwendig. Weil verschiedene Schäden aufgrund der frühzeitigen Geburt vorkommen können, wird versucht, die Geburt noch einige Zeit hinauszuzögern.
Der Bauch der Schwangeren wird um die 28. SSW rundlicher als zuvor. Die Gebärmutter verändert ihre Form, so dass sie oben etwas weiter und oben etwas schmaler wird. Sie nähert sich den Proportionen, die optimal für die Geburt sind. In der Gebärmutter wird der Platz für den Fötus langsam knapper. Die Schwangerschaft ist von außen nicht zu übersehen. Die Brüste werden auch immer größer. Manchmal sondern sie eine Flüssigkeit ab, die als Vormilch oder Kolostrum bezeichnet wird. Schwangere haben zur 28. Woche durchschnittlich acht Kilogramm zugenommen, im letzten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) werden es noch einmal etwa fünf Kilogramm mehr. Das Ausmaß der Gewichtszunahme kann aber recht unterschiedlich ausfallen und hängt von Faktoren wie z. B. dem Ausgangsgewicht vor der Schwangerschaft ab.
Die Beschwerden hielten sich bei den meisten Schwangeren in den vorangehenden Monaten in Grenzen. Um die 28. Schwangerschaftswoche herum nehmen sie häufig wieder zu. Die Enge im Bauch führt zu Erscheinungen wie Atemschwierigkeiten, Sodbrennen, Harndrang, Verstopfung in der Schwangerschaft oder sogar Hämorrhoiden. Das zunehmende Körpergewicht kann auf den Rücken gehen und dort Schmerzen verursachen. Am Körper zeigen sich oftmals Schwellungen, die durch Flüssigkeitseinlagerungen zustande kommen können. Die meisten Beschwerden können mit einfachen Mitteln gelindert werden. Sollte der schwangeren Frau ein Symptom verdächtig, ungewöhnlich oder besonders stark vorkommen, so ist es ratsam, dass sie sich ärztlich untersuchen lässt.
In der 28. Schwangerschaftswoche wird eine Vorsorgeuntersuchung durchgeführt, sofern sie nicht schon innerhalb der beiden vorherigen Wochen erfolgte. Die Untersuchung gliedert sich auf in Gewichtsbestimmung der Schwangeren, Blutdruckmessung, Blutabnahme und Urinprobe. Auch ein CTG (Cardiotokogramm) wird durchgeführt, mit dem sich z. B. die Herztätigkeit des Kindes aufzeichnen lässt. Ultraschall ist nicht Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung, kann aber auf Wunsch oder bei Bedarf zusätzlich durchgeführt werden. Meist muss Ultraschall aber von der werdenden Mutter selbst gezahlt werden. Von dieser Vorsorgeuntersuchung an wird alle zwei Wochen ein Vorsorgetermin durchgeführt.
Eine Untersuchung auf Zuckerkrankheit (Gestationsdiabetes) kann in der 28. Schwangerschaftswoche noch erfolgen. Diabetes in der Schwangerschaft kann negative Auswirkungen auf das Gedeihen des Fötus haben und auch zu Schäden im mütterlichen Organismus führen. Meist handelt es sich um eine vorübergehende Krankheit, die im Laufe der Schwangerschaft kommt und nach der Geburt wieder verschwindet. Zum Test, der sich Glukosetoleranztest nennt, trinkt die werdende Mutter eine Lösung mit Traubenzucker. Eine Stunde später wird ihr Blut abgenommen, das auf den Zuckergehalt getestet wird. Liegt der Blutzuckerwert bei über 140 Milligramm pro Deziliter, dann liegt ein Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes vor. Der Verdacht kann mit einem eingehenden Test, dem Belastungstest, erhärtet werden. Bei nachgewiesenem Schwangerschaftsdiabetes ist eine Behandlung notwendig. Häufig genügt es dann, die Ernährung zu verbessern. In einigen Fällen muss aber Insulin gespritzt werden.
In bestimmten Fällen sollte bis zur 28. Schwangerschaftswoche ein Antikörpersuchtest erfolgen. Dieser Test kann eine Rhesusunverträglichkeit zwischen dem Blut der Mutter und des ungeborenen Kindes aufzeigen. Es geht um den Rhesusfaktor, der auf Blutzellen vorhanden oder nicht vorhanden ist. Ist die Mutter rhesus-negativ (Rhesusfaktor nicht vorhanden) und das Kind rhesus-positiv, kann es ab der zweiten Schwangerschaft zu einer Reaktion kommen. Die Blutzellen des Kindes werden durch die gebildeten Antikörper der Mutter geschädigt. Um dies zu verhindern, wird bei einem gegebenen Risiko eine Prophylaxe durchgeführt. Die Rhesusprophylaxe kann jetzt ab der 28. Schwangerschaftswoche erfolgen. Der schwangeren Frau wird dazu ein Mittel verabreicht, das die Bildung von Antikörpern gegen die Blutzellen des Kindes verhindert.
Werdende Mütter sollten über die ganze Schwangerschaft keinen Alkohol zu sich nehmen, nicht rauchen und keine Drogen konsumieren. Diese Mittel können die Entwicklung des Kindes behindern. Gleiches kann für verschiedene Medikamente gelten, weshalb jede Medikamenteneinnahme vorher mit einem Arzt abgesprochen werden muss. Auch sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Versorgung mit Mineralien, Vitaminen und anderen wichtigen Stoffen geachtet werden. Insbesondere Calcium ist ab etwa der 28. Schwangerschaftswoche besonders bedeutsam, denn das Kind benötigt es zum Knochenaufbau. Ebenfalls notwendig ist eine genügende Zufuhr von Eisen, das für die Blutbildung benötigt wird, und wichtigen Eiweißstoffen. Schwangere Frauen sollten genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, am besten in Form von Mineralwasser.
Einige werdende Mütter beginnen in der 28. Schwangerschaftswoche schon mit einem Geburtsvorbereitungskurs. Dort lernen sie viele Aspekte über die richtige Handhabung mit der Geburt. Sie bekommen Hilfe dabei, wie sie mitbekommen, dass die Geburt beginnt. Für die Geburt bekommen sie Anweisungen mit auf den Weg, wie sie z. B. richtig atmen oder mit welchen Mitteln sie das Gebären einfacher und erträglicher machen können. Für die Zeit danach geht es um wichtige Themen wie das richtige Stillen oder die optimale Pflege für das Neugeborene. Außerdem kommen viele angehende Mütter in einen solchen Kurs, so dass ein reger Austausch zwischen den Frauen in der gleichen Situation möglich ist. Diese Kurse können auch noch andere Aspekte umfassen wie beispielsweise Gymnastik, Yoga oder Entspannungsverfahren. Solche Übungen sind auch unabhängig von den Schwangerschaftskursen sinnvoll. Übrigens zahlt die Krankenversicherung eine Anzahl von Terminen der Geburtsvorbereitung. Die Kurse finden üblicherweise einmal in der Woche statt, es gibt aber auch Intensivkurse für ein Wochenende.
Die Mutter sowie auch den werdenden Vater beschäftigt jetzt vieles. Sie können sich jetzt mit Freude um Angelegenheiten kümmern wie um die Einrichtung des Kinderzimmers, die Suche des perfekten Babynamens oder einen Vorbesuch der Geburtsklinik.
aktualisiert am 16.05.2023