In der 22. Schwangerschaftswoche verlangsamt sich das Wachstum des Babys ein wenig. Ab jetzt legt das Kind mehr an Körpergewicht zu. Wenn sie nicht schon in den Wochen zuvor geschehen ist, ist eine Vorsorgeuntersuchung mit Ultraschall fällig. Im Prinzip kann die 22. Schwangerschaftswoche als Beginn der zweiten Schwangerschaftshälfte angesehen werden. Die Befruchtung findet etwa am Anfang der 3. Woche und die Geburt bei normalem Verlauf um die 40. Woche statt. Manche Frühgeborene können schon überleben, wenn sie in der 22. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Als Abkürzung für die 22. Schwangerschaftswoche wird 22. SSW verwendet.
Die Größe eines Fötus in der 22. Schwangerschaftswoche liegt bei durchschnittlich 28 Zentimeter Scheitel-Fersen-Länge. Das Körpergewicht des Kindes beträgt 400 bis 500 Gramm. Das Gewicht wird weiter stark steigen. Vor allem wird der kleine Körper Fett aufbauen. Dafür wächst es jetzt von der Länge her nicht mehr ganz so stark wie in den vorherigen Schwangerschaftswochen.
Die körperlichen Verhältnisse eines Fötus in der 22. Schwangerschaftswoche haben sich denen eines Neugeborenen angenähert. Die Haut liegt noch in Falten, da das Unterhautgewebe erst noch Volumen aufbauen muss. Die Haut ist aber schon kräftiger geworden. Auf der Oberfläche befindet sich die so genannte Käseschmiere (Vernix caseosa), die unter anderem der Schonung der Haut dient.
Die Augen sind in der 22. Schwangerschaftswoche nahezu komplett entwickelt, inklusive Lidern, Wimpern und Augenbrauen. Lediglich die Regenbogenhaut (Iris) benötigt noch Pigmente. Ohnehin sind die Sinne alle vorhanden, ob es der Gesichtssinn, das Hören, der Gleichgewichtssinn, Tastsinn oder Geruch und Geschmack sind. Das Baby kann Geräusche wie z. B. Stimmen oder Musik wahrnehmen. Es kann diese Geräusche sogar schon verarbeiten, so dass ihm die Stimme der Mutter oder auch des Vaters nach der Geburt vertraut ist. Der Fötus bewegt sich stark und führt verschiedenste Aktivitäten aus. Der Fötus kann sogar schon einen Schluckauf bekommen. Manchmal kann der kindliche Schluckauf als wiederholte Zuckungen des Bauches gespürt werden.
Die 22. Schwangerschaftswoche ist die Woche, in der es die frühesten Frühgeborenen geschafft haben, zu überleben. Trotzdem ist die Prognose noch nicht gut, dass ein so unreifes Kind außerhalb des Mutterleibs bestehen kann. Zu den winzigsten Frühgeborenen, die es geschafft haben, gehört ein Mädchen mit 280 Gramm Geburtsgewicht und 24 Zentimetern Länge. Es ist damit eine absolute Ausnahme.
Bis zur 22. Schwangerschaftswoche hat die angehende Mutter ungefähr sechs Kilogramm an Gewicht zugelegt. Dies kann individuell aber auch abweichen. Ein Teil der Zunahme kommt durch das Gewicht von Kind, Fruchtwasser und Mutterkuchen zustande, ein Teil aber auch durch Auswirkungen wie die Volumenzunahme des Blutes der Frau und das Wachstum der Brüste.
Der Schwangerschaftsbauch ist in der 22. SSW nicht mehr zu übersehen. Die Brüste sind richtig groß geworden, und auch um die Brustwarze herum gibt es Veränderungen. Zum Vorschein kommen kleine Erhebungen, welche in der Fachsprache Glandulae areolares (Montgomery-Drüsen) genannt werden. Sie beginnen ein talgähnliches Sekret abzugeben, das jetzt der Pflege dieses Bereiches dient und später beim Stillvorgang hilfreich ist.
Die meisten Frauen in der 22. Schwangerschaftswoche haben lediglich geringe Beschwerden. Sie können beispielsweise einen Heißhunger in der Schwangerschaft verspüren, auch auf ungewöhnliche Lebensmittel beziehungsweise Speisenkombinationen. Ein Teil der Frauen bekommt gerade in dieser Phase starkes Sodbrennen in der Schwangerschaft. Gegen dieses können oft einfache Methoden helfen, ansonsten kann ein Arzt eine geeignete Behandlung verschreiben. Einige Schwangere haben Probleme mit Ausfluss, der in dieser Zeit zunehmen kann. Dieser Ausfluss ist nicht blutig und sollte nicht mit Tampons aufgehalten werden, denn diese können die Gefahr von Infektionen erhöhen. Stattdessen können z. B. Binden verwendet werden. Im Allgemeinen fühlen sich angehende Mütter in der 22. SSW gut, so dass sie gerne aktiv sind und sich noch nicht so von ihrem Babybauch eingeschränkt fühlen.
Bis spätestens in der 22. Schwangerschaftswoche erfolgt eine Vorsorgeuntersuchung mit Ultraschall. Mittels Ultraschall (Sonographie) werden hier die Maße und die Lage des Kindes bestimmt, ferner die Lage des Mutterkuchens (Plazenta) und die Bewegungen des Kindes beurteilt. Außerdem ist eine Geschlechtsbestimmung in der Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft möglich. Nicht nur ein Ultraschall erfolgt, sondern auch andere Untersuchungen wie Gewichts- und Blutdruckmessung, Blutentnahme (vor allem Messung des Hämoglobinwertes) oder Urinuntersuchung. Die ermittelten Werte aus den Vorsorgeuntersuchungen werden in den Mutterpass geschrieben.
In der 22. Schwangerschaftswoche kann auch bereits die nächste Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung (diese dann ohne Ultraschall) durchgeführt werden. Hier werden vor allem Parameter wie Körpergewicht, Blutdruck oder Urinwerte bestimmt. In der Untersuchung wird auch ein Test auf Antikörper vorgenommen, um erkennen zu können, ob eine Blutgruppenunverträglichkeit (vor allem des Rhesus-Faktors) zwischen Mutter und Kind besteht. Ultraschall ist bei diesem Vorsorgetermin nur eine mögliche Zusatzuntersuchung.
Eine andere mögliche Zusatzuntersuchung zur 22. SSW ist das Organscreening, das ebenfalls eine Ultraschalluntersuchung darstellt. Weil es Organe sehr genau erkennen lässt, wird es auch als Feinultraschall bezeichnet. Ein solches Organscreening kann z. B. erfolgen, wenn Verwandte an bestimmten Krankheiten leiden oder Probleme in den frühen Schwangerschaftsphasen aufgetreten waren.
Für die gesamte Schwangerschaft gilt die Empfehlung, sich ausgewogen zu ernähren und die lebenswichtigen Stoffe in genügenden Mengen aufzunehmen. Insbesondere sollte die werdende Mutter auf eine ausreichende Versorgung mit Magnesium achten. Falls die Magnesiumaufnahme über die Nahrung (z. B. über Getreide, Milch, Nüsse, einige Gewürze und Gemüsesorten) nicht genügt, können Nahrungsersatzpräparate in Frage kommen. Dies sollte aber mit dem Arzt besprochen werden.
Sport ist in diesem Abschnitt der Schwangerschaft möglich und wird auch empfohlen, solange er im gemäßigten Rahmen bleibt. Auch sollte auf ein möglichst niedriges Risiko gegenüber dem Baby im Bauch geachtet werden. Neben vielen anderen Sportarten eignen sich beispielsweise Schwimmen, Spazieren, Yoga, Gymnastik (einige gezielte Übungen).
Wie sicherlich jede Schwangere weiß, sollte auf Alkohol und Nikotin sowie auf andere Drogen verzichtet werden. Medikamente sollten nur in dem Fall eingenommen werden, wenn der Arzt dafür grünes Licht gegeben hat. Gewisse Medikamente können nämlich die Frucht schädigen und die Entwicklung hemmen.
aktualisiert am 13.04.2021