Die zwölfte Schwangerschaftswoche schließt den dritten Schwangerschaftsmonat ab - gezählt wird normalerweise von der letztmaligen Regelblutung vor der eigentlichen Schwangerschaft an. Nach der Definition geht mit der 12. Schwangerschaftswoche auch das erste Trimester (Schwangerschaftsdrittel, Trimenon) zu Ende. Die Gefahr von Fehlgeburten verringert sich mit dem Ende des ersten Drittels der Schwangerschaft deutlich, vermutlich geschehen über 80 Prozent der Fehlgeburten innerhalb der ersten 12 Wochen. Ein in der 12. Schwangerschaftswoche oft erstmals auftretendes Problem ist die starke Schilddrüsentätigkeit. Die Mutter sollte deshalb ausreichend Jod aufnehmen. Wie für alle Schwangerschaftswochen gibt es auch für die 12. Woche eine gängige Abkürzung, 12. SSW.
Ein Fötus hat in der 12. Schwangerschaftswoche eine Länge von durchschnittlich fünf bis sechs Zentimetern. Gemessen wird dies als Scheitel-Steiß-Länge (SSL), also als der Abstand zwischen Kopf und Gesäß. Die derzeitige Länge ist vergleichbar mit der Größe einer kleinen Limette. Das Gewicht des Babys beträgt ungefähr 20 bis 25 Gramm. Das Kind selbst ist jetzt rund zehn Wochen alt, denn die Zählung der Schwangerschaftswochen beginnt üblicherweise beim ersten Tag der vorangegangenen Regelblutung. Die Befruchtung und somit die Entstehung des kindlichen Organismus läuft erst etwa zwei Wochen nach dieser Regelblutung ab.
Auch wenn das meiste am kindlichen Organismus schon gut ausgebildet ist, gibt es immer noch genügend Organe, die sich weiterentwickeln müssen. Das Gesicht hat inzwischen sehr menschliche Züge. Die Augen bewegen sich um die 12. Schwangerschaftswoche weiter nach innen am Kopf, haben aber noch nicht die endgültige Position erreicht. Die Augenlider bilden sich allmählich, die Netzhaut (Schicht der Sehsinneszellen) ist noch durch die Haut zu sehen. Die Zahnanlagen sind vorhanden. Haare fangen an zu wachsen. Der Kopf ist immer noch ziemlich groß im Verhältnis zu den übrigen Körperteilen. Dies wird sich ab dieser Woche langsam ändern, die Arme und Beine werden im Vergleich größer.
Auch die Fingernägel und Fußnägel sind in der Schwangerschaftswoche 12 vorhanden. An der Wirbelsäule und an den Rippen beginnt die Verknöcherung. Die Nervenverbindungen ermöglichen immer bessere Bewegungen des Fötus. Das Kind bewegt sich innerhalb der Fruchtblase, es dreht sich und bewegt seine Arme und Beine. Selbst feine Bewegungen an Händen und Füßen und sogar an den Lippen werden ausgeführt. Damit fängt der Fötus auch an, Fruchtwasser zu saugen und zu verschlucken. Übrigens hat der Fötus jetzt auch Reflexe. Und er reagiert darauf, wenn von außen vorsichtig auf den Bauch beziehungsweise die Gebärmutter gedrückt wird. Die Bewegungen, die das Kind dann macht, sind von außen jedoch noch nicht spürbar.
Außerhalb des eigentlichen Körpers des Fötus hat sich bis zur 12. Schwangerschaftswoche der Dottersack zurückentwickelt. Der Mutterkuchen (die Plazenta) übernimmt nun komplett die Ernährungsfunktion. Die Plazenta ist das Organ, das einen Stoffaustausch zwischen dem mütterlichen und dem kindlichen Blut ermöglicht. Erreicht wird dies durch ein Zusammenwachsen von speziellem Gewebe der kindlichen Seite mit der Gebärmutterschleimhaut. Es entstehen nach einiger Entwicklung Zotten, die in Hohlräume hineinragen, in denen sich mütterliches Blut befindet. Über eine Membran (Blut-Plazenta-Schranke) können bestimmte Substanzen vom Blut der Mutter in das Blut des Kindes gelangen und umgekehrt. So kann der Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden und im gleichen Zuge Stoffwechselabfallprodukte abgeben. Die Plazenta ist über die Nabelschnur, die eine Arterie und zwei Venen enthält, mit dem eigentlichen Fötus verbunden.
Bei vielen Schwangeren lassen die Beschwerden um die 12. Woche herum nach. So ist die werdende Mutter in vielen Fällen nicht mehr so müde wie in den Wochen davor, Schwangerschaftserbrechen und Übelkeit gehen oft ebenfalls weiter zurück. Der Körper der Frau kommt immer besser mit der neuen Hormonsituation durch die Schwangerschaft zurecht. Doch es kommt oft weiterhin zu einer starken Schwankung der Stimmungslage.
Im Bauchraum lässt sich die Gebärmutter ertasten. Der Bauch wölbt sich auch langsam etwas vor und die Hosen sind eng geworden. Die zunehmende Enge im Bauch führt bei einigen Frauen zu Problemen wie Verstopfung und Harndrang oder auch Sodbrennen in der Schwangerschaft.
Die 12. Schwangerschaftswoche ist die letzte Woche, in der die erste Ultraschalluntersuchung beziehungsweise Vorsorgeuntersuchung erfolgen kann. Falls diese noch nicht durchgeführt wurde, sollte sie unbedingt noch geschehen. Neben der Ultraschalluntersuchung, in der z. B. Körpergröße und Lage des Kindes ermittelt werden, werden einige weitere diagnostische Möglichkeiten genutzt wie etwa Blutdruckmessung oder Blut- und Urinanalyse.
Um die 12. Schwangerschaftswoche herum können sich mehrere Zusatzuntersuchungen anbieten. Dazu gehört die Nackenfaltenmessung, eine Ultraschallkontrolle auf vermehrte Flüssigkeit im kindlichen Nacken. Zu viel Flüssigkeit kann unter Umständen auf Chromosomen-Abweichungen (z. B. beim Down-Syndrom) oder Fehlbildungen hinweisen, es handelt sich aber nur um einen Screening-Test. Möglicherweise ist auch eine Chorionzottenbiopsie angezeigt, also eine Entnahme von Zellen der Plazenta (Mutterkuchen). Diese können auch auf Chromosomenveränderungen hin untersucht werden. Die Biopsie weist allerdings ein gewisses Risiko auf und kann unter Umständen eine Fehlgeburt auslösen.
Besonders wichtig ist es ab der 12. Schwangerschaftswoche, dem Körper genügend Jod zukommen zu lassen. Der Jodbedarf ist durch die Schilddrüsentätigkeit der Schwangeren ohnehin erhöht, nun kommt es zusätzlich zum Beginn der Schilddrüsenfunktion im Fötus. Viele schwangere Frauen bekommen vor allem im zweiten oder dritten Drittel der Schwangerschaft einen Jodmangel mit Kropf (Schilddrüsenvergrößerung). Zu den jodreichen Lebensmitteln gehört z. B. Seefisch, zum Salzen sollte Jodsalz benutzt werden. Es können sich auch Nahrungsergänzungspräparate empfehlen. Weiterhin sollte auf eine gesunde Ernährung mit genügender Vitamin- und Mineralienzufuhr geachtet werden.
Auf keinen Fall sollte die werdende Mutter Alkohol trinken, rauchen oder Drogen nehmen, denn sie können die kindliche Entwicklung empfindlich stören. Und auch die Schädlichkeit von Passivrauchen sollte nicht unterschätzt werden. Wenn andere in der Gegenwart der Schwangeren oft rauchen, kann es z. B. zu einer Wachstumshemmung des Kindes kommen. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen Passivrauchen und der Problematik des plötzlichen Kindstodes. Aus diesen Gründen sollten Schwangere sich nicht scheuen, Raucher darauf hinzuweisen und sie in ihrem Beisein zum Nichtrauchen zu bewegen.
Sport ist in der Schwangerschaft sinnvoll, solange er gemäßigt betrieben wird. In Frage kommen können z. B. Schwimmen, Spaziergänge oder leichte Gymnastik. Stress sollte möglichst gemieden werden, ebenso wie körperliche Belastungen. Lieber sollte die Frau genießen, dass sie jetzt schwanger ist.
Viele werdende Mütter geben um die 12. Woche herum bekannt, dass sie schwanger geworden sind. Sie sollten dieses Gefühl auskosten. Wenn es Probleme während der Schwangerschaftszeit gibt, helfen Verwandte normalerweise gerne. Nützlich ist es auch, sich mit anderen werdenden Müttern auszutauschen. Mit diesen Mit-Schwangeren lässt es sich über Probleme reden, gegenseitig können Tipps gegeben werden. Besonders erfreulich ist es, mit Schwangeren in etwa derselben Schwangerschaftswoche Kontakt zu halten.
aktualisiert am 31.07.2023