Die zehnte Schwangerschaftswoche geht mit dem allmählich bemerkbaren Bauchwachstum einher. Zwar ist er bei vielen werdenden Müttern in dieser Woche kaum sichtbar, aber Hosen und Röcke passen immer schlechter. Der Embryo hat sich relativ weit entwickelt und die wichtigen Organe sind angelegt. Von der 10. Schwangerschaftswoche an finden nur noch kleinere Veränderungen am ungeborenen Kind statt. Es handelt sich um die letzte Woche, in der das Kind noch Embryo genannt wird. Ab der 11. Schwangerschaftswoche wird das ungeborene Kind als Fötus bezeichnet. Die gängige Abkürzung für die 10. Woche der Schwangerschaft ist 10. SSW.
Der Embryo hat in der 10. Schwangerschaftswoche eine Länge um die 2,5 bis 3 Zentimeter, angegeben als Scheitel-Steiß-Länge (SSL, Strecke zwischen Kopf und Gesäß). Mit dem Ende der 10. Schwangerschaftswoche endet die Embryonalphase. Von der 11. Woche an befindet sich das Kind in der Fetalperiode und wird Fötus (auch: Fetus) genannt. Das Alter des Babys und die Dauer der Schwangerschaft können übrigens verwirrend sein. In der 10. Schwangerschaftswoche besteht das Kind erst seit acht Wochen. Die Berechnung der Schwangerschaftsdauer geschieht nämlich vom Beginn der vorangehenden Menstruation der Mutter aus. Dies hat sich in der schwangerschaftsmedizinischen Routine besser bewährt als etwa die Berechnung von der Befruchtung des Eies an, denn der Zeitpunkt der letzten Blutung ist der Frau meist gut bekannt.
Das Kind bewegt sich um die 10. Schwangerschaftswoche herum viel, es schwimmt in der Fruchtblase umher und bewegt auch seine Ärmchen und Beinchen. Die Organe sind weitestgehend richtig entwickelt und haben die Lage eingenommen, die sie auch im späteren Leben noch besetzen. Sie müssen im Prinzip nur noch größer werden und geringere Veränderungen durchmachen.
So wird auch das Gehirn des Embryos größer. Es besteht aus einer wachsenden Anzahl von Zellen, die gegenseitig auch immer mehr Verbindungen eingehen. Die Extremitäten weisen schon ausgefeilte Strukturen wie z. B. die Handgelenke auf. Die Finger sind besser entwickelt als die Zehen, sowohl zwischen den Fingern als auch zwischen den Zehen gehen die Schwimmhäute weiter zurück. In der 10. Schwangerschaftswoche bilden sich übrigens die Fingerabdrücke des Ungeborenen.
Gut ausgebildet hat sich jetzt die Nabelschnur. Sie verbindet das ungeborene Kind mit der Plazenta (dem Mutterkuchen). Diese ist mit dem Inneren der Gebärmutter verwachsen. Über die beiden Arterien der Nabelschnur fließt das kindliche Blut zur Plazenta, um dort Sauerstoff und Nährstoffe aufzunehmen. Der Stoffaustausch erfolgt über Zotten, die aus dem kindlichen Anteil der Plazenta in blutgefüllte Hohlräume des mütterlichen Anteils hineinragen. Das Blut der beiden Individuen kommt aber im Normalfall nicht miteinander in direkten Kontakt, sondern ist über die so genannte Plazentaschranke getrennt. Über die Nabelschnurvene gelangt das Blut wieder in den Körper des Babys, um die Organe mit den lebenswichtigen Substanzen versorgen zu können. Über die Plazenta kann das Kind nicht nur Stoffe aufnehmen, sondern auch Abfallprodukte des Stoffwechsels abgeben.
Der Babybauch deutet sich zwar bisher nur an, aber die werdende Mutter merkt immer deutlicher, dass die Kleidung schlechter passt als zuvor. Der Hosenbund wird allmählich eng. Auch die Brust ist angewachsen und benötigt meist einen größeren Büstenhalter als vor der Schwangerschaft. Manchmal können die Brüste etwas schmerzen.
Schwangere Frauen bekommen um die 10. Woche herum oft Probleme mit der Haut und mit den Haaren. Dies lässt sich häufig mit Pflegemitteln bessern. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass keine potenziell schädlichen Substanzen in den Produkten enthalten sind. Schwangere Frauen können diesbezüglich eine Beratung bekommen. Kosmetikfachleute oder Friseure wissen meist Bescheid, welche Mittel in der Schwangerschaft unbedenklich sind und helfen.
Daneben kommt es vielfach zu bekannten Schwangerschaftssymptomen wie Übelkeit und Erbrechen (was oft in der 10. Woche aber schwächer wird), Stimmungsschwankungen, Harndrang oder Verstopfung in der Schwangerschaft.
Sport wirkt sich positiv auf den Organismus aus. Das gilt auch für Schwangere. Doch sie sollten sich dabei keinesfalls überanstrengen. Sie sollten Sportarten beziehungsweise Leistungsniveaus wählen, die für diesen besonderen Lebensabschnitt geeignet sind. Der Sport sollte auf keinen Fall zu schwer sein. Zu den passenden Sportarten gehören z. B. Schwimmen oder bestimmte Arten von Gymnastik. Im Alltag sollten schwangere Frauen auf Stressvermeidung achten. Sie haben mit ihren körperlichen und hormonellen Veränderungen genug zu tun und sollten sich Entlastung und Ausgleich suchen.
Für die Ernährung gilt weiterhin, dass sie ausgewogen sein sollte. Auf eine genügende Folsäure- und Mineralienzufuhr sollte die Schwangere achten. Folsäure sollte auch in der 10. Schwangerschaftswoche noch extra mit Nahrungsergänzungstabletten zugeführt werden. Die schwangere Frau sollte unbedingt auf Drogen, Alkohol und Nikotin verzichten, da Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen die Folge sein können. Falls Medikamente eingenommen werden sollen, muss dies unbedingt mit einem Arzt abgesprochen werden. Einige Medikamente können am ungeborenen Kind Schäden anrichten.
Eine der großen Vorsorgeuntersuchungen mit Ultraschall erfolgt häufig in der 10. Schwangerschaftswoche. Sie wird in jedem Fall zwischen der 9. und 12. Woche vorgenommen. Die Ultraschalluntersuchung ist ein Hauptbestandteil dieser Vorsorge. Der Ultraschall lässt viele Einzelheiten des Kindes erkennen wie beispielsweise die Länge, Lage, Kopfgröße, Bewegungen, Herzschlag, oder natürlich auch, ob es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt. Allerdings ist das Geschlecht des Embryos im Ultraschall noch nicht sichtbar. Weitere Untersuchungen in der Vorsorge sind die Bestimmung des Körpergewichts, Blutdruckmessung, Blut- und Urinanalyse (z. B. Hämoglobin-Bestimmung) oder die Abtastung des Bauches. Daraufhin erfolgt ein Gespräch zwischen der Schwangeren und dem Arzt.
Neben den Routine-Vorsorgeuntersuchungen werden einige Zusatzuntersuchungen angeboten. Sie werden meist nicht von der Krankenversicherung gezahlt, können aber bei verschiedenen Voraussetzungen vorteilhaft sein. Als eine der Zusatzuntersuchungen kann insbesondere eine Chorionzottenbiopsie in Frage kommen, also die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem kindlichen Anteil des Mutterkuchens (Plazenta). Die gewonnenen Zellen werden einer Laboruntersuchung zugeführt, bei der sie auf Erbkrankheiten beziehungsweise Chromosomenveränderungen getestet werden. Deshalb kann die Chorionzottenbiopsie besonders für Schwangerschaften mit Erbkrankheiten von Blutsverwandten oder bei Frauen, die über 35 Jahre alt sind, relevant sein. Der übliche Zeitpunkt für eine Chorionzottenbiopsie liegt in der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche. Bedacht werden muss allerdings ein Risiko, was von der Biopsie ausgeht, z. B. für eine Fehlgeburt.
Bereits in der 10. Schwangerschaftswoche wird es Zeit, sich um die spätere Entbindung zu kümmern. Die werdende Mutter sollte planen, auf welche Weise die Geburt erfolgen soll und in welcher Einrichtung dies erfolgen soll. Einige Kliniken benötigen schon weit im Vorhinein eine Anmeldung, teils ab der 10. Schwangerschaftswoche. Es kann schon einmal überlegt werden, ob die Geburt in der Klinik ambulant erfolgen soll (Mutter und Kind gehen nach einigen Stunden nach Hause) oder ob die Beteiligten für einige Nächte im Krankenhaus bleiben. Neben der Klinikgeburt kann eine Hausgeburt in Frage kommen. Auch dafür ist es empfehlenswert, schon jetzt bei einer Hebamme anzufragen. Was die Geburtsarten angeht, kann die Frau ebenfalls schon überlegen. Sie kann sich unter anderem zwischen einer ganz natürlichen Geburt, einer Wassergeburt oder eventuell auch einem Kaiserschnitt entscheiden.
aktualisiert am 13.05.2019