Bluthochdruck ist eine Erkrankung, die auch bei Schwangeren auftreten kann (Schwangerschaftshypertonie). Wenn lediglich der Blutdruck erhöht ist und keine weiteren Störungen auftreten, kann eine einfache Behandlung erfolgreich sein.
In der Schwangerschaft kann jedoch auch ein hoher Blutdruck mit verstärkter Eiweißausscheidung über den Urin vorliegen. Dieses Krankheitsbild wird als Präeklampsie bezeichnet (auch: EPH-Gestose). Meist finden sich dabei auch Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme). Die Präeklampsie kann eine Vorstufe einer schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankung mit Krampfanfällen sein, der Eklampsie. Die Präeklampsie sollte daher so früh wie möglich erkannt und behandelt werden.
Eine weitere Folgeerkrankung ist das HELLP-Syndrom, bei dem es zu einer Leberstörung kommt. Die früher weit verbreitete Bezeichnung Schwangerschaftsvergiftung für die Präeklampsie und ähnliche Erkrankungen (Gestosen) ist unzutreffend und wird von Medizinern nicht mehr verwendet.
Eine genaue Ursache für den schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck und für die Erkrankung der Präeklampsie ist nicht bekannt. Einige Risikofaktoren begünstigen jedoch das Auftreten der Präeklampsie. Schwangere, die schon von vornherein einen Bluthochdruck hatten, bekommen öfter eine Präeklampsie als zuvor gesunde Frauen. Werdende Mütter im jungen Alter haben ebenso ein etwas höheres Risiko wie Schwangere, die Mehrlinge in sich tragen. Diabetes und Nierenprobleme fördern das Auftreten der Präeklampsie. Des Weiteren wird die Erkrankung durch eine bereits früher abgelaufene Präeklampsie bei der Schwangeren selbst oder bei engen Verwandten begünstigt. Ein Mangel an Vitamin D in den frühen Abschnitten der Schwangerschaft kann ebenfalls die Entwicklung der Präeklampsie fördern.
Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei der Präeklampsie um eine Störung bei der Einnistung (Implantation) des Embryos handelt. In einer normalen Schwangerschaft kommt es dazu, dass sich Arterien in der Gebärmutter weiten, damit sich dieser Bereich der Gebärmutter mit dem Trophoblast (einem bestimmten Gewebe des Kindes) zur späteren Plazenta (Mutterkuchen) verbinden kann, über die das Kind versorgt wird. Bei der Präeklampsie ist dieser Entwicklungsprozess gestört. Ebenfalls kommt es zu Vorgängen zwischen dem Immunsystem der Mutter und dem Gewebe des Trophoblasten. Weiterhin gibt es im Haushalt der Prostaglandine (eine Art der Gewebebotenstoffe) Abweichungen, die bei der Präeklampsie eine Rolle spielen.
Resultierende Schäden an den Innenwänden der Blutgefäße führen zu einer Mangeldurchblutung der Plazenta und zu einem Blutdruckanstieg bei der Mutter mit weiteren möglichen Folgen.
Präeklampsie und Folgezustände sind Erkrankungen, die zu den Gestosen oder so genannten Schwangerschaftsvergiftungen gehören. Es handelt sich aber nicht um eine Vergiftung im eigentlichen Sinne. Deshalb wird der Begriff Schwangerschaftsvergiftung üblicherweise nicht mehr benutzt.
Bei etwa zehn Prozent der Schwangeren kommt ein Bluthochdruck vor. Bei den Schwangeren mit Bluthochdruck entwickelt sich zu fünf bis acht Prozent die Präeklampsie. Aus der Präeklampsie wiederum entwickelt sich bei ungefähr fünf Prozent der Betroffenen eine Eklampsie (die gefährliche Form mit Krampfanfällen). Das bedeutet also, dass rund jede dreitausendste Schwangerschaft mit einer Eklampsie verbunden ist.
Eine Schwangerschaftshypertonie (Hypertonie ist der medizinische Ausdruck für Bluthochdruck) besteht, wenn eine Schwangere einen Blutdruck von über 140 zu 90 mmHg (140/90) hat. Dabei reicht es, wenn entweder der obere (systolische) oder der untere (diastolische) Wert zu hoch ist. Ein schwerer schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck ist in diesem Sinne bei Werten ab 160 zu 110 mmHg (160/110) gegeben. Ein hoher Blutdruck zieht fast keine Beschwerden nach sich und wird deshalb häufig erst während einer Vorsorgeuntersuchung gefunden. Die Betroffene kann aber leichten Schwindel, Müdigkeit oder Kopfschmerzen verspüren. Symptome dieser Art können sich aber auch aus den verschiedensten anderen Gründen entwickeln.
Die Präeklampsie tritt meist im letzten Schwangerschaftsdrittel in Erscheinung, in manchen Fällen jedoch auch früher. Nur sehr selten besteht eine Präeklampsie schon vor der 20. Schwangerschaftswoche. Wie schwer die Erkrankung wird, hängt oft damit zusammen, wie früh im Verlauf der Schwangerschaft sie zuerst auftritt.
Bei der Präeklampsie ist der Blutdruck erhöht. Der Blutdruckwert beträgt 140/90 oder mehr. Im Urin zeigt sich parallel dazu eine vermehrte Ausscheidung von Eiweiß. Innerhalb eines Tages werden 300 Milligramm oder mehr Eiweiß abgegeben. In leichten Fällen werden diese Veränderungen von der Patientin nicht bemerkt.
Oftmals kommt es bei der Präeklampsie zur Ausbildung von Flüssigkeitseinlagerungen (Ödemen) im Körper, die sich an den Füßen und Beinen, im Gesicht oder an den Händen finden können. Ödeme sind aber nicht bloß für eine Präeklampsie typisch, sondern kommen vielfach auch als Schwellungen bei gesunden Schwangeren vor. Umgekehrt kommt bei einer Präeklampsie auch oft gar kein Ödem vor.
Eine andere Bezeichnung für die Präeklampsie, nämlich EPH-Gestose, weist auf genau diese Symptome hin. Das E steht für die Ödeme (engl.: edema, Wassereinlagerungen), das P für die vermehrte Eiweißausscheidung (Proteinurie), das H für den (Blut-)Hochdruck (Hypertonie).
Zu den typischen Anzeichen für eine Präeklampsie gehören ebenfalls eine unerwartet starke Zunahme der werdenden Mutter und eine geringe Harnmenge (Oligurie). Außerdem können unspezifische Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Störungen des Sehens oder ein Schwindelgefühl vorkommen.
Mit der Geburt verschwindet auch die Erkrankung der Präeklampsie. Sowohl der hohe Blutdruck als auch die starke Eiweißbeteiligung im Harn gehen normalerweise innerhalb von etwa einem Monat bis sechs Wochen zurück.
Die Präeklampsie kann manchmal gravierende Folgen haben. Die verminderte Durchblutung der Plazenta (Mutterkuchen) kann zu einer Minderentwicklung des Kindes führen. Bei der Präeklampsie ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich eine Frühgeburt ereignet. Ausgesprochen selten kann es zu einer gefährlichen Ablösung der Plazenta (Mutterkuchen) kommen. Schwere mögliche Folgekrankheiten der Präeklampsie sind die Eklampsie und das HELLP-Syndrom.
Das HELLP-Syndrom ist eine schwere Variante der Präeklampsie. Das Kurzwort aus dem Englischen steht zugleich für die wichtigsten Erscheinungen dieses Krankheitsbildes. So kommt es beim HELLP-Syndrom zu einer Zerstörung der roten Blutkörperchen (H = hemolysis), zu erhöhten Blutwerten der Leberenzyme (EL = elevated liver enzymes) und zu einem Mangel an Blutplättchen/Thrombozyten (LP = low platelet count). Auf eine Beteiligung der Leber im Sinne eines HELLP-Syndroms weist ein Schmerz im rechten Oberbauchbereich hin. Zu den möglichen Komplikationen bei einem HELLP-Syndrom gehören gefährliche innere Blutungen. Bei bedrohlichen Zuständen der Leberfunktion kann es notwendig sein, das Kind umgehend auf die Welt zu holen.
Wenn aus der Präeklampsie eine Eklampsie entsteht, kommt es zu einem schweren Krankheitsbild mit Krampfanfällen (vergleichbar mit epileptischen Anfällen). Bei der Eklampsie zeigen sich oft weitere Symptome, wie heftige Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, gesteigerte Reflexe oder Augenflimmern. Diese Erscheinungen können auch schon als Vorboten für die Eklampsie auftreten. Die Eklampsie kann schwere Komplikationen verursachen, die die Mutter oder das Kind betreffen können. Durch eine Minderdurchblutung der Plazenta (Mutterkuchen) besteht die Gefahr, dass das Kind unterversorgt wird oder sogar abstirbt.
Oftmals wird ein Bluthochdruck oder eine Präeklampsie bereits im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft recht früh erkannt. Dort wird der Blutdruck gemessen, die Patientin gewogen und eine Urinuntersuchung (auch auf Eiweiße) durchgeführt. Teils begibt sich eine Betroffene aber auch außerhalb der Termine mit Beschwerden zum Arzt und erhält diese Untersuchungen. Der Arzt führt ein Gespräch mit der Patientin und fragt nach Symptomen und Auffälligkeiten sowie nach möglichen Risikofaktoren. Bei entsprechend hohen Werten in den Grunduntersuchungen wird ein 24-Stunden-Blutdruck aufgezeichnet und ein Sammelurin (ebenfalls aus 24 Stunden) genau auf Eiweiß analysiert. Eine Blutuntersuchung erfolgt, bei der insbesondere auf die Leberwerte geachtet wird.
Am Kind erfolgen weitere Untersuchungen wie das CTG (Cardiotokogramm, so genannter Wehenschreiber) oder ein Doppler-Ultraschall. Mit den Untersuchungen am Kind wird erfasst, ob das Ungeborene noch gut versorgt wird.
Je nach dem Verlauf einer Schwangerschaftshypertonie müssen immer wieder Kontrollen des Gesundheitszustands erfolgen. Der Blutdruck muss mitunter mehrmals am Tag gemessen werden. Die Blutwerte müssen bei schweren Formen bisweilen auch mehr als einmal pro Tag kontrolliert werden, oftmals reicht aber eine Kontrolluntersuchung in der Woche.
Manchmal handelt es sich einfach um einen Bluthochdruck (Hypertonie), den die Betroffene schon vor der Schwangerschaft hatte. Hinter einer vermeintlichen Präeklampsie und Folgen können unter anderem auch andere Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Verschlusserkrankungen kleiner Blutgefäße stecken.
Die Präeklampsie lässt sich nicht an der Ursache angreifen, denn diese ist nicht zu ermitteln. Die Auswirkungen der Erkrankung lassen sich aber gut behandeln. Häufig ist bei der Präeklampsie eine Behandlung in der Klinik erforderlich.
In einigen Fällen kann der Hochdruck beziehungsweise die Präeklampsie schon dadurch erfolgreich therapiert werden, indem die Schwangere Ruhe einhält. Vor allem, wenn die Erkrankung zu einem frühen Zeitpunkt erkannt wird, kann es reichen, lediglich Anstrengung und Stress fernzuhalten.
Oftmals müssen aber Medikamente eingesetzt werden, um den Blutdruck zu normalisieren. Der Arzt ordnet dazu ein Medikament an, welches ausdrücklich nicht zu Schäden am ungeborenen Kind führen kann. Die Blutdrucksenkung darf nicht zu rasch oder stark erfolgen, denn ansonsten könnte die Blutversorgung der Plazenta (Mutterkuchen) zu gering werden.
Weitere Maßnahmen, die den Blutdruck der Schwangeren senken können, sind ein regelmäßiger Lebensrhythmus und eine gute Ernährung mit viel Eiweiß und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme. Zusätzliche Möglichkeiten bieten Entspannungstechniken oder sogar psychotherapeutische Maßnahmen.
In schweren Fällen der Präeklampsie muss die werdende Mutter im Krankenhaus intensiv überwacht und behandelt werden. Bei einem sehr hohen Blutdruck (z. B. 180/110) ist Bettruhe erforderlich. Damit Krampfanfälle verhindert werden, werden neben den blutdrucksenkenden Mitteln auch Magnesium und Anti-Epilepsie-Medikamente (Antikonvulsiva) gegeben. Sollte ein Krampfanfall und somit eine Eklampsie auftreten, wird ebenfalls ein entkrampfendes Medikament gegeben.
Bei einer schweren Präeklampsie ist oft eine zeitnahe Entbindung sinnvoll, denn sie beendet mit der Schwangerschaft auch den Umstand, der die Erkrankung erst ermöglicht. Bei einer Eklampsie ist fast immer eine Beendigung der Schwangerschaft nötig. Meist wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Teils ist auch eine Entbindung über den normalen Weg möglich, der Arzt leitet dann die Geburt ein. Während des Geburtsvorgangs muss ein CTG aufgezeichnet werden, um Komplikationen gleich erkennen zu können und gegebenenfalls doch einen notfallmäßigen Kaiserschnitt vorzunehmen. Um das Kind auf eine mögliche vorzeitige Geburt vorzubereiten, werden schon vorher Mittel gegeben, die die Entwicklung der Lunge vorantreiben.
Wird ein Bluthochdruck in der Schwangerschaft nicht behandelt, kann er längerfristig bestehen bleiben und Schäden verursachen. Die Präeklampsie kann zu einer Eklampsie werden und damit zu lebensbedrohlichen Zuständen für Kind und Mutter führen. Besonders gravierend sind Auswirkungen auf die Gefäße der Plazenta (Mutterkuchen). Eine Unterversorgung des ungeborenen Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen droht.
Nach der Geburt verschwinden in den meisten Fällen der Bluthochdruck und die weiteren Symptome. Bei einer erneuten Schwangerschaft ist das Risiko erhöht, dass wieder ein schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck oder eine Präeklampsie in Erscheinung tritt.
aktualisiert am 26.09.2022