Bei einer Placenta praevia befindet sich der Mutterkuchen (die Plazenta) an einer zu tiefen Stelle in der Gebärmutter. Normalerweise sitzt die Plazenta als Versorgungsorgan des ungeborenen Kindes in den oberen bis mittleren Bereichen der Gebärmutter. Bei der Placenta praevia reicht die Plazenta bis zum Gebärmutterhals. Eine solche Plazentafehllage kann zu Blutungen in den letzten Schwangerschaftsmonaten und vor allem im Rahmen der Geburt führen. Maßnahmen zur Blutungshemmung und zur Lungenreifung des Kindes können erforderlich sein. In vielen Fällen ist schließlich ein Kaiserschnitt notwendig, um das Kind möglichst risikoarm auf die Welt zu holen. Manchmal wird die Placenta praevia auch als Plazentavorfall bezeichnet.
Die Plazenta (Mutterkuchen) ist das Organ, über welches das ungeborene Kind ernährt wird. Über die Plazenta gelangen Nährstoffe und Sauerstoff aus dem mütterlichen in das kindliche Blut, während Abfallprodukte aus dem Blut des Kindes entfernt werden können. Die Plazenta ist in der Wand der Gebärmutter (Uterus) verankert, normalerweise in den oberen oder mittleren Regionen der Gebärmutter. Bei der Placenta praevia sitzt die Plazenta zu tief.
Eine genaue Ursache für den tiefen Sitz der Plazenta konnte noch nicht ermittelt werden. Eine Placenta praevia besteht bei etwa bei 0,4 Prozent der Schwangerschaften. Bei Müttern, die schon vorher Kinder geboren haben, kommt die Placenta praevia häufiger vor als bei Müttern, die ihr erstes Kind austragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Placenta praevia auftritt, ist nach schnell hintereinander stattfindenden Geburten, nach vorherigen Fehlgeburten oder nach Kaiserschnitt-Operationen erhöht. Ebenfalls ist das Risiko für die Placenta praevia erhöht, wenn nach einer vorherigen Geburt der Mutterkuchen operativ abgelöst werden musste oder wenn eine Ausschabung stattfand. Zu den weiteren Risikofaktoren können abgelaufene Infektionen der Gebärmutter sowie Rauchen und Alkoholkonsum zählen.
Der Mutterkuchen (Plazenta) nimmt eine Fehllage ein und befindet sich zu tief innerhalb der Gebärmutter. Das Organ liegt zu nah am Gebärmutterhals beziehungsweise dem inneren Muttermund. Die Fälle der Placenta praevia lassen sich nach der Lage unterteilen, was im Prinzip mit Schweregraden der Erkrankung gleichgesetzt werden kann. Folgende Varianten sind möglich:
In der späten Phase der Schwangerschaft dehnt sich der untere Anteil der Gebärmutter stark aus und der Gebärmutterhals weitet sich. Dies führt bei einer bestehenden Placenta praevia dazu, dass ein Teil des Mutterkuchens sich aus der Verankerung in der Gebärmutterwand löst. Blutungen unterschiedlicher Stärke können die Folge sein. Meist handelt es sich um Blut aus dem Kreislauf der Mutter. Wenn in seltenen Fällen die Zotten beschädigt sind, kann auch kindliches Blut austreten.
Die Mutter bemerkt dies als Blutung aus der Scheide. Der Blutabgang kann verschieden stark sein und unterbrochen oder kontinuierlich ablaufen. Die Blutung ist normalerweise nicht mit Schmerzen verbunden, das Blut ist oftmals hellrot. Wenn die Blutung beginnt, ist die Fruchtblase noch nicht geplatzt. Eine Blutung aufgrund Placenta praevia zeigt sich meist innerhalb des dritten Schwangerschaftsdrittels (Trimenon), die Erscheinung kann aber bereits ab etwa der 20. Schwangerschaftswoche vorkommen.
Die vor dem inneren Muttermund liegende Plazenta kann schwerwiegende Probleme verursachen. Die Schwangere kann unter Umständen so viel Blut verlieren, dass ihr Zustand besorgniserregend wird (Schock). Dies kann vor allem im Zuge der Geburt passieren, selten schon vorher in der Schwangerschaft. Infektionen über eine Placenta praevia sind ebenfalls möglich, die Erreger können sich im Extremfall auch in der Blutbahn ausbreiten (Sepsis). In manchen Fällen kann Luft in die Blutbahn eindringen und ab einer gewissen Menge zu einem Gefäßverschluss führen (Luftembolie), meist in der Lunge. Auch für das Kind kann die Placenta praevia gefährlich werden. Mitunter bedroht die Lageabweichung des Mutterkuchens mit ihren Folgen sogar das Leben des Kindes.
Noch bis zur Hälfte der Schwangerschaft kann die Plazenta tief ansetzen, ohne dass dies einen Krankheitswert hat, und sich im Verlauf nach oben bewegen. Das Wachstum und die Dehnung der Gebärmutter führt meist dazu, dass sich die Plazenta langsam vom inneren Muttermund wegbewegt. Erst wenn die Tieflage bestehen bleibt, handelt es sich um eine Placenta praevia, die problematisch werden kann.
Patientinnen mit Placenta praevia kommen entweder zur Routinekontrolle zum Arzt oder begeben sich aufgrund der Blutungen zu einer Untersuchung. Bei Blutungen in der Schwangerschaft, von denen die Ursache noch nicht bekannt ist, wird erst einmal keine Abtastuntersuchung in der Scheide vorgenommen. Dafür erfolgt eine Ultraschalluntersuchung, mit der sich die Plazentalage erfassen lässt. Auch in der Vorsorgeuntersuchung mit Ultraschall, die um die 30. SSW erfolgt, wird standardmäßig nach dem Sitz der Plazenta geschaut. Wichtig ist es, dass der Arzt die Allgemeingesundheit, insbesondere den Blutkreislauf, der Patientin kontrolliert.
Mit einem so genannten Spekulum kann der Arzt in die Scheide hineinschauen und den Muttermundbereich beurteilen. Dazu müssen die Vorbereitungen getroffen sein, im Notfall einen Kaiserschnitt durchführen zu können. Der Arzt kann mit der Spekulum-Untersuchung sehen, ob Blut aus dem Muttermund hinaustritt. Um festzustellen, ob auch kindliches Blut beteiligt ist, wird das Blut aus dem Muttermund untersucht. Enthält es das fetale Hämoglobin (HbF), so ist nachgewiesen, dass ein Teil des Blutes aus dem Kind stammt.
Etwa drei Viertel der Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte treten aufgrund einer Placenta praevia auf. Blutungen in den späten Abschnitten der Schwangerschaft können aber verschiedene weitere Ursachen haben. Eine vorzeitige Ablösung der Plazenta aus der Gebärmutterwand oder ein Platzen der Fruchtblase mit Blutgefäßriss kann ebenso Blutungen bedingen. Auch Polypen und andere Tumore des Gebärmutterhalses können mitunter zunächst für eine Placenta praevia gehalten werden.
Wird eine Placenta praevia entdeckt oder blutet die werdende Mutter aus der Scheide, dann wird sie auf eine Krankenhausstation aufgenommen. Die Betroffene sollte sich nicht mehr heftig bewegen und muss oftmals Bettruhe einhalten. Die Blutungen durch die Placenta praevia können mit Wirkstoffen vermindert werden (Beta-Sympathomimetika). Auch Medikamente, die Wehen hemmen, werden verabreicht (Tokolyse). Da eine Frühgeburt drohen kann, wird in den entsprechenden Schwangerschaftswochen versucht, die Lunge des Kindes schnell reifen zu lassen.
Bei einer Placenta praevia kann auch eine Entbindung mittels Operation, also ein Kaiserschnitt, notwendig werden. Bei einer vollständigen Placenta praevia ist immer eine Schnittentbindung notwendig, bei einer teilweisen Placenta praevia bei etwa zwei Drittel der Fälle. In den anderen Fällen kann die Geburt auf normalem Wege geschehen, die medizinische Überwachung muss dazu aber gut sein. Bei einer lediglich randständigen Plazenta kann meistens eine vaginale Geburt erfolgen. Wenn keine besonders schweren Komplikationen vorkommen, wird mit der operativen Entbindung so lange gewartet, bis die Lunge des Kindes reif genug für ein sicheres Überleben ist.
Eine notfallmäßige Kaiserschnitt-Operation muss allerdings erfolgen, wenn die Blutung aus der Placenta praevia sehr stark ist. Bluttransfusionen können erforderlich werden.
Die Prognose hängt davon ab, welche Lage die Placenta praevia genau einnimmt. Je stärker der innere Muttermund von dem Mutterkuchen bedeckt ist, umso häufiger kann es zu Blutungen und anderen Komplikationen kommen. Da die Placenta praevia heutzutage oft früh erkannt wird, kann die notwendige Behandlung mit stationärer Aufnahme oft erfolgreich durchgeführt werden. Nach einer Schwangerschaft mit Placenta praevia ist das Risiko für eine erneute Placenta praevia beim Austragen eines weiteren Kindes erhöht.
aktualisiert am 14.12.2020