Eine Zervixinsuffizienz ist eine Muttermundschwäche oder Gebärmutterhalsschwäche, bei der eine frühzeitige Öffnung des Muttermundes im Laufe der Schwangerschaft droht. Das kann schlimme Folgen wie eine Früh- oder eine Fehlgeburt nach sich ziehen. Eine direkte Vorbeugung gegen eine Zervixinsuffizienz gibt es nicht, allerdings hilft es, die Risikofaktoren zu kennen und zu vermeiden.
Kommt es zu einer Muttermundschwäche, funktioniert der Verschlussapparat am Gebärmutterhals nicht mehr richtig. Das bedeutet, dass die Öffnung des Gebärmutterhalses zur Scheide nicht richtig geschlossen ist. Öffnet sich der Muttermund in frühen Schwangerschaftswochen, kann es häufiger zur Fehlgeburt oder Frühgeburt kommen. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, die Zervixinsuffizienz früh genug zu erkennen und Risikofaktoren zu vermeiden. Nicht immer hat die Muttermundschwäche Symptome zur Folge. Oftmals weitet sich der Muttermund, ohne dass es zu Schmerzen kommt. In anderen Fällen führt die Muttermundschwäche zu wehen- oder menstruatrionsartigen Schmerzen, einem Druck im Schambeinbereich oder Rückenschmerzen. Auch ein auffälliger Ausfluss oder eine Blutung aus der Scheide ist ein Warnzeichen. Schwangere sollten besonders auf solche Anzeichen achten und, falls sie auftreten, den Gynäkologen aufsuchen. Da die Zervixinsuffizienz nicht immer anhand von Symptomen erkannt werden kann, sind schon vorab Risikofaktoren zu vermeiden.
Es gibt viele Faktoren, die eine Muttermundschwäche begünstigen. Hierzu zählen Einwirkungen, die das Risiko der Frühgeburt verstärken, wie eine Muttermundschwäche infolge von Infektionen an der Scheide. Diese können dafür verantwortlich sein, dass Prostaglandine (bestimmte Gewebshormone) freigesetzt werden und eine Verkürzung des Gebärmutterhalses verursachen. Auch nach Operationen kann ein erhöhtes Risiko der Zervixinsuffizienz bestehen, so zum Beispiel, wenn der Gebärmutterhals im Zuge der Krebsvorsorge operiert wurde. Ein weiteres Risiko für frühzeitige Geburten sind Mehrlingsschwangerschaften. Hier besteht eine weitaus größere Belastung auf die Gebärmutter und damit auf den Gebärmutterhals. Das Gewicht der Ungeborenen kann den Muttermund im Verlauf der Schwangerschaft so weit belasten, dass dieser sich vorzeitig öffnet.
Ist es bei einer früheren Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt oder Frühgeburt gekommen, besteht ein erhöhtes Risiko, dass es bei einer erneuten Schwangerschaft wieder zu einer Zervixinsuffizienz kommt. Daher sollte hier eine besondere Achtsamkeit auf einen verschlossenen Muttermund gelegt werden. Auch Infektionen führen zu einer Zervixinsuffizienz und sollten deshalb frühzeitig behandelt werden.
Einer Zervixinsuffizienz kann nicht direkt vorgebeugt werden, was mitunter daran liegt, dass die Ursachen nicht immer eindeutig sind und die Muttermundschwäche zudem symptomlos verlaufen kann. Trotzdem können während der Schwangerschaft einige Faktoren vermieden werden, die die frühzeitige Öffnung des Muttermundes begünstigen. So sollte auf Nikotin verzichtet werden, auch dem Neugeborenen zuliebe, da sich der Wirkstoff negativ auf die körperliche Entwicklung des Kindes auswirkt.
Insbesondere wer bereits eine Fehlgeburt oder Frühgeburt erlitten hat, sollte sich des erhöhten Risikos einer erneuten Zervixinsuffizienz bewusst sein und während der Schwangerschaft Stress und andere Risikofaktoren vermeiden. Das bedeutet, dass die körperliche Belastung auf das Nötigste reduziert werden sollte. Intensive sportliche Betätigung sollte ebenso wie schwere körperliche Arbeit vermieden werden. Gefährdete Schwangere verzichten auch besser auf Geschlechtsverkehr. Ebenfalls können seelische Belastungen Einfluss auf den Körper haben und eine Muttermundschwäche begünstigen. Daher ist die körperliche und seelische Ausgeglichenheit in einer Schwangerschaft sehr förderlich zur Vorbeugung der Gebärmutterhalsschwäche. Hier können Entspannungsverfahren nützlich sein.
Bei Risikopatientinnen kann zudem die Einnahme von Progesteron das Risiko für Frühgeburten senken.
Ein weiterer Faktor, der sich ungünstig auf den Gebärmutterhalsverschluss auswirkt, ist übermäßiges Übergewicht oder Untergewicht, was bestenfalls schon vor einer Schwangerschaft behandelt werden sollte.
Bei unauffälligem Befund vorbeugend eine Cerclage (Band) um den Gebärmutterhals zu legen, wird normalerweise nicht durchgeführt. Nur bei einem starkem Risiko kann dies gegebenenfalls in Betracht kommen. Auch die rein vorbeugende Anwendung von Antibiotika ist nicht sinnvoll, diese kommen nur bei bestehenden bakteriellen Infektionen zum Einsatz.
Sind bereits erste Anzeichen für eine Zervixinsuffizienz gegeben, wird auf verschiedenste Weise versucht, das ungeborene Kind bis zur 37. Schwangerschaftswoche im Bauch der Mutter zu halten. Das kann durch Bettruhe und erhöhte Beckenlagerung geschehen. Auch hier sollte Stress weitestgehend vermieden werden. Infektionen sollten so bald wie möglich mit Antibiotika oder geeigneten Medikamenten behandelt werden.
Bei Schmerzen oder einsetzenden Wehen wird versucht, die Geburt für 48 Stunden hinauszuzögern. Es wird ein Medikament verabreicht, das die Lungenreife des Ungeborenen fördert und in diesem Zeitraum wirken soll. Sind keine weiteren Beschwerden wie ein Blasensprung oder Wehen vorhanden, ist es zudem möglich, die Zervix mittels eines Kunststoffbandes (Cerclage) zusammenzuhalten.
aktualisiert am 10.02.2017