Die Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals- oder Muttermundschwäche) bringt das Risiko einer Fehlgeburt oder Frühgeburt mit sich. Deshalb wird alles daran gesetzt, die Schwangerschaft bis zu einer späten Schwangerschaftswoche zu verlängern, bei der die Geburt unbedenklich ist. Wird die Gebärmutterhalsschwäche festgestellt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Ursache oder die Zervixinsuffizienz selbst zu behandeln. Dazu zählt die Anwendung einer Cerclage oder eines Cerclage-Pessars. Beides sind Methoden, den Muttermund zu verschließen, wobei die Cerclage eine kleine Operation mit Naht darstellt und das Cerclage-Pessar einfach aufgesetzt wird.
Die Zervixinsuffizienz beschreibt die vorzeitige Verkürzung des Gebärmutterhalses und gleichzeitige Öffnung des Muttermundes noch vor der 37. Schwangerschaftswoche. Die Ursachen können vielseitig sein, angefangen bei Infektionen in der Scheide bis hin zu Veränderungen am Gebärmutterhals durch vorangegangene Operationen. Auch bei Mehrlingsschwangerschaften besteht ein erhöhtes Risiko, eine Zervixinsuffizienz zu erleiden. Ebenfalls für eine Gebärmutterhalsschwäche verantwortlich sind seelischer Stress, körperliche Belastung oder der Konsum von Nikotin während der Schwangerschaft.
Je nach Ursache und Begleiterscheinung wird entschieden, welche Behandlungsmethode zum Einsatz kommt. In manchen Fällen kann es ausreichen, für ausreichend Ruhe und Schonung zu sorgen. Das geschieht oftmals durch strikte Bettruhe und hochgelagertes Becken, um den Druck von der Gebärmutter zu nehmen. Scheideninfektionen werden üblicherweise mit Antibiotika behandelt. Bei vorzeitig geöffnetem Muttermund kommt oft eine Cerclage zum Einsatz, abhängig davon, welche Begleiterscheinungen und -umstände vorliegen. Alternativ kann als einfachere Methode ein Cerclage-Pessar eingesetzt werden, welches aber einige Male gewechselt werden muss.
Droht eine Fehlgeburt oder Frühgeburt, wird versucht, den Muttermund künstlich zu verschließen. Diese Methode ist zwar vielversprechend und hält effektiv den Muttermund zusammen, jedoch behandelt sie nicht die Ursachen der Zervixinsuffizienz. Deshalb ist die Cerclage in bestimmten Fällen wirkungslos und nicht sinnvoll. Die Cerclage beschreibt die künstliche Schließung des Muttermundes mit einem Kunststoffband oder einer starken Naht. Das Band umschlingt den Muttermund und hält diesen zusammen. Eine Cerclage zu legen, ist ein kleiner operativer Eingriff. Dieser wird unter kurzer Vollnarkose oder unter Rückenmarksanästhesie durchgeführt. Durch die Umschnürung soll verhindert werden, dass sich der Muttermund immer weiter öffnet. Ziel ist es, die Schwangerschaft zu verlängern, bis das Kind ohne besondere Risiken geboren werden kann.
Mittlerweile hat sich die Methode der künstlichen Verschließung des Muttermundes weiterentwickelt. Statt einem Kunststoffband ist es möglich, den Muttermund mit einem Silikonring, einem sogenannten Cerclage-Pessar, zu verschließen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass hierzu keine Operation und damit keine Narkose notwendig ist, die in der Schwangerschaft einige Risiken mit sich bringt. Der Ring wird einfach um den Gebärmutterhals gestülpt. Trotzdem hat der Silikonring auch Nachteile, da er häufiger gewechselt werden muss, während die einfache Cerclage in Form eines Kunststoffbandes so lange wie nötig am Muttermund verbleiben kann.
Die Cerclage oder das Cerclage-Pessar sind gut geeignet, die drohende Fehlgeburt oder Frühgeburt zu verhindern. Zudem soll der Verschluss des Gebärmutterhalses dafür sorgen, dass keine Bakterien oder anderen Keime in die Gebärmutter dringen und Infektionen verursachen, die unter anderem wieder eine Zervixinsuffizienz begünstigen. Der künstliche Verschluss des Muttermundes ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Ursache der Zervixinsuffizienz klar ist und eine Cerclage dieser entgegenwirken kann. Darunter zählen zum Beispiel Mehrlingsschwangerschaften, bei denen von vornherein klar ist, dass der Muttermund einem erhöhten Druck standhalten muss. Auch bei einer Muttermundschwäche, die aus einer angeborenen Gewebeschwäche herrührt, kann der Einsatz des Kunststoffbandes oder Silikonringes Erfolg versprechen. Ist das Gewebe des Gebärmutterhalses durch vorherige Operationen wie eine Konisation verändert oder geschwächt, kann die Cerclage für Stabilität sorgen und das Gewebe zusammenhalten.
Wird die Cerclage eingesetzt, geschieht dies meist im vierten Schwangerschaftsmonat, allerdings ist es bis zur 28. Schwangerschaftswoche möglich, den Muttermund künstlich zu verschließen. Sofern keine vorzeitige Geburtstätigkeit vorliegt, wird die Cerclage bis zur 37. Schwangerschaftswoche belassen.
Bevor der Muttermund künstlich verschlossen wird, muss unbedingt geklärt werden, woher die Zervixinsuffizienz rührt. Wird diese durch eine Infektion an der Scheide ausgelöst, muss diese medikamentös behandelt werden, da sich die Gefahr sonst erhöht, dass Mutter und Kind Schaden erleiden. Auch bei einer Plazentainsuffizienz (leistungsschwacher Mutterkuchen) ist der künstliche Verschluss des Muttermundes die falsche Wahl, da hier nicht nur eine frühzeitige Geburt droht, sondern auch das Baby nicht richtig mit Sauerstoff und Nahrung versorgt wird. Es gibt einige Komplikationen in der Schwangerschaft, die eine frühe Geburt unverzichtbar machen, so zum Beispiel auch eine Plazentalösung. Hier ist der Einsatz eines Kunststoffbandes oder Silikonringes eher kontraproduktiv. Auch Begleiterscheinungen können den künstlichen Verschluss des Muttermundes verhindern, so zum Beispiel eine rege Wehenaktivität. Hier sollte vorrangig versucht werden, die Wehen mit wehenhemmenden Mitteln zu stoppen.
Eine vorbeugende Cerclage ohne bestehende Zervixinsuffizienz wird normalerweise nicht durchgeführt.
Wurde eine Cerclage oder ein Cerclage-Pessar erfolgreich eingesetzt, bedeutet das jedoch nicht, dass sich die Mutter wieder voll und ganz belasten oder gar überanstrengen kann. Auch der Einsatz eines künstlichen Verschlusses macht eine ausreichende Schonung und Ruhe notwendig und eine strikte Bettruhe muss unter Umständen eingehalten werden.
Wurde der Muttermund verschlossen, wird bestenfalls bis zur 37. Schwangerschaftswoche damit gewartet, die Cerclage oder das Ringpessar wieder zu entfernen. Nach der Entfernung kann es sein, dass die Wehen einsetzen und die Geburt eingeleitet wird. Die Cerclage wird allerdings früher entfernt, wenn eine Wehentätigkeit vorliegt, die nicht mit Medikamenten gestoppt werden kann.
aktualisiert am 16.11.2023