Eine Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche) kann schwerwiegende Folgen haben und eine Frühgeburt oder Fehlgeburt auslösen. Daher wird alles daran gesetzt, die Schwangerschaft bis zu einer späten Schwangerschaftswoche zu verlängern, bei der kein großes Risiko für das Kind mehr besteht. Hierzu gibt es einige Maßnahmen, die die Zervixinsuffizienz behandeln. Eine neuere Maßnahme ist der Einsatz des Hormones Progesteron, der laut mehreren Studien Erfolg verspricht. Die Therapie gilt als sicher, aber der Nutzen wird unterschiedlich bewertet.
Je nach Ursache kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei der Zervixinsuffizienz infrage. Wird sie durch eine Infektion ausgelöst, sollte dieser mit Antibiotika oder entsprechenden Medikamenten entgegengewirkt werden. Bewährt hat sich auch die Verordnung von Ruhe oder gar Bettruhe, da körperliche und auch seelische Belastung die Zervixinsuffizienz begünstigt. Zudem wird im Liegen der Druck von der Gebärmutter genommen. Es ist möglich, den Muttermund künstlich in Form eines Kunststoffbandes oder Silikonringes zu verschließen. Zur Behandlung kommt auch immer öfter der Einsatz des Hormons Progesteron infrage. Auch vorbeugend kann es eingesetzt werden.
Progesteron, oder auch Gelbkörperhormon genannt, ist ein Hormon, das dafür verantwortlich ist, eine Schwangerschaft zu erhalten. Das Hormon wird zunächst im Eierstock gebildet, wobei die Entstehung nach einem Eisprung im sogenannten Gelbkörper beginnt. Das produzierte Progesteron ruft eine Veränderung in der Gebärmutter hervor. Diese wird stärker durchblutet und begünstigt die Einnistung eines mit Spermien befruchteten Eies. Bei erfolgreicher Befruchtung wird weiter Progesteron vom Körper gebildet. War die Befruchtung nicht erfolgreich, bildet sich der Gelbkörper bis zum nächsten Eisprung wieder zurück. Ab etwa der neunten Schwangerschaftswoche wird immer mehr Progesteron vom Mutterkuchen (Plazenta) gebildet. Während der Schwangerschaft sorgt das Hormon Progesteron dafür, dass sich der Muttermund nicht vor Ende der Schwangerschaft öffnet.
Mittlerweile wurde festgestellt, dass die Gabe von Progesteron bei erhöhtem Risiko für die Entstehung einer Zervixinsuffizienz helfen kann, die Gebärmutterhalsschwäche zu vermeiden und einer Fehl- oder Frühgeburt vorzubeugen. Dieses Risiko besteht besonders bei Frauen, die bereits Fehlgeburten oder Frühgeburten erlitten haben oder bei denen der Gebärmutterhals bereits verkürzt ist. Die Empfehlung bei bestehender Zervixinsuffizienz geht dahin, mit der Gabe von Progesteron die Verlängerung der Schwangerschaft zu unterstützen. Das Progesteron wird dabei vaginal (in die Scheide) verabreicht. Die Behandlung mit dem Gelbkörperhormon wird so lange fortgeführt, bis das Kind unbedenklich zur Welt kommen kann.
Es gibt zwar auch Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Progesteron und einer vorbeugenden Wirkung auf Zervixinsuffizienz und Frühgeburt bei Risikopatientinnen nachweisen. Mehrere Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass das Risiko für Früh- oder Fehlgeburten bei Schwangeren mit Zervixinsuffizienz bzw. verkürztem Gebärmutterhals durch Progesteron um 30 bis 50 Prozent gesenkt werden kann. Zudem kann durch das Progesteron die Notwendigkeit und Dauer einer Intensivbehandlung und einer Beatmung der Neugeborenen vermindert werden. Für die weitere kindliche Entwicklung scheint die Progesterongabe nur eine geringe oder keine Wirkung zu haben.
Positiv wird gewertet, dass es laut Einschätzung der britischen Arzneimittelbehörde MHRA und der US-amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin keine nennenswerten Nebenwirkungen oder Auswirkungen auf das Ungeborene beziehungsweise die Schwangere gab, wenn Progesteron vaginal verabreicht wurde.
aktualisiert am 25.04.2017